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Die Bibliothek des Monsieur Proust (German Edition)

Die Bibliothek des Monsieur Proust (German Edition)

Titel: Die Bibliothek des Monsieur Proust (German Edition)
Autoren: Anka Muhlstein
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Alluvia, die seinen Stil bereichern, intensiviert die Freude an seiner Kunst. Deshalb habe mich bemüht, den literarischen Untergrund seines Romans ans Licht zu bringen.
    Dieses Buch schließt mit dem wunderbaren Bild vom Nachleben der Romane Bergottes, weil Proust die innere Kraft zur Arbeit an seinem Roman aus der Überzeugung gewann, daß große Kunstwerke Dauer haben. Die Vergänglichkeit von Liebe, Freundschaft, Erfolg und politischen Leidenschaften war Proust schmerzhaft bewußt. Er beschrieb, wie flüchtig Emotionen sind, wie zerfressen von gesellschaftlichen Ambitionen, Eifersucht und Egoismus. Ich bin überzeugt, daß ihn nur sein unerschütterlicher Glaube an die Schönheit der Natur und die Bedeutung der Kunst vor der völligen Verzweiflung bewahrt hat. Das zeigt sich an dem Entzücken, mit dem er eine Blume betrachtete, ein Flußbett oder das Meer, das sich immer verändert, und daran, daß er der Musik und noch mehr der Malerei – Vermeer stellt das Ideal dar, das Bergotte, wie er im Sterben erkennt, nicht erreichen konnte – und vor allem der Literatur so hohe Bedeutung zumaß. Nicht genug, daß er die großen Autoren der Vergangenheit beim Namen nennt oder zitiert. Er hat sie sich einverleibt, sie so in sein Dasein integriert, daß sie Anteil an seiner Selbsterschaffung haben. Dank Prousts unverhofftem, spielerischem und höchst persönlichem Umgang mit verschiedensten Meisterwerken werden die Dichtungen der Großen in dieser Weise überleben, nicht unveränderlich wie steinerne Denkmäler, sondern ständig neu entdeckt und neu verstanden. Das Entwirren der reichen, vielfältigen Beiträge der Vergangenheit macht das Lesen der Recherche zu einer besonderen Freude. Proust hob nicht nur die Schönheitvon jahrhundertealten Dichtungen hervor, sondern bereitete auch der Moderne den Boden. Dieser geniale Dichter wäre nicht so ruhmreich in das zwanzigste Jahrhundert eingezogen, hätte er nicht stolz auf den Schultern von Giganten gestanden.

Dank
    Ende 2010 regte Jeannette Watson Sanger an, wir sollten uns zusammensetzen, um über eine Proust-Veranstaltung zu reden, die sie für die New York Society Library plante. Mit gefiel der Plan sehr, und wir spielten bei einer Tasse Tee verschiedene Ideen durch. Keine davon überzeugte uns. Plötzlich hatte Jeannette einen Einfall: Wie wäre es mit Proust und Büchern? Schließlich findet die Veranstaltung in einer Bibliothek statt.
    Ich hielt den Vortrag im April 2011. Helen Marx, mit der ich schon bei anderen Proust-Projekten mit Freude zusammengearbeitet hatte, schlug mir dann vor, eine erweiterte Fassung meines Vortrags zu publizieren. Aber den Abschluß des Projekts erlebte sie nicht mehr, das macht mich traurig. Jonathan Rabinowitz sprang ein und bot meinem Manuskript ein Zuhause an. Als Judith Gurewich, die Verlegerin der Other Press, signalisierte, sie sei interessiert, es zu publizieren, gab er sehr freundlich seine Zustimmung.
    Mein Dank gilt Sophia Sherry, die das Manuskript mit endloser Geduld und unerbittlicher Genauigkeit für den Druck vorbereitete; Marjorie DeWitt und Sulay Hernandez, deren Kommentare zum Text nicht hoch genug zu schätzen sind; und Yvonne E. Cárdenas und Iisha Stevens, die das Manuskript mit Entschlossenheit und Einsatz zu einem Buch machten. Ichhatte viel Glück, daß Judith Gurewich meine Lektorin und Verlegerin zugleich war: Ihre scharfsinnigen Fragen und klugen Vorschläge brachten mich dazu, viele Aspekte des Buchs auszuarbeiten und manche meiner Ansichten rigoros zu überdenken. Ihr und meinem Mann Louis Begley, der las und wieder las und dann noch einmal las, kann ich gar nicht genug danken.

Anmerkungen
    1
  
Die Laterna Magica, Vorläuferin des modernen Diaprojektors, projizierte ein stehendes Bild auf eine Wand.
2
  
Saint-Simon, Mémoires (Paris: Gallimard, 1953), 7:399. Saint-Simon meint damit, daß er sich herausnehmen kann, das Diktat der Académie Française zu mißachten.
3
  
Racine, Andromache. 5. Akt, 3. Szene. Vgl. Tage des Lesens , 266.
4
  
Geneviève Straus war die Tochter des Komponisten Fromental Halévy und die Witwe von Georges Bizet. Sie führte einen der intellektuellen und politischen Salons ihrer Zeit. Ausgesprochen geistreich und witzig, versorgte sie Proust mit einigen besonders schlagfertigen Antworten für die Herzogin von Guermantes, eine Hauptperson in seinem Roman.
5
  
François-René de Chateaubriand, Mémoires d'outre-tombe (Paris: Gallimard, 1951), 1, S. 76 u. 211, von Proust
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