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Die Bibel - Wissen auf einen Blick

Die Bibel - Wissen auf einen Blick

Titel: Die Bibel - Wissen auf einen Blick
Autoren: Christa Poeppelmann
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besonders kostbar gestalteten Büchern einen Namen zu machen, und entwickelten das Kopieren von biblischen und anderen Texten regelrecht zu einer neuen Einnahmequelle. Damit Aufträge schnell erledigt werden konnten, arbeiteten mehrere Mönche gleichzeitig an einem Buch. Bei besonders wertvollen Werken wurden die Initialen und farbig hervorgehobene Rubriken wie Überschriften oder Nummerierungen von spezialisierten Schreibern, so genannten Rubrikatoren, eingetragen. Die Bilder und Schmuckleisten gestalteten geschulte Buchmaler. Etwa ab dem 13. Jahrhundert befanden sich unter diesen Künstlern zunehmend auch Laien, die als „freie Mitarbeiter“ für die klösterlichen Skriptorien arbeiteten. Buchmalereien werden auch Miniaturen genannt – nicht etwa, weil diese so klein ausfielen, sondern weil man ursprünglich vor allem Mennige, einen zinnoberroten Farbstoff, dafür verwendete.

Der Mönch Eadwine von Canterbury benutzte beide Hände zum Schreiben. Vermutlich diente eines der beiden Werkzeuge für Markierungen. Das von Eadwine geschriebene Psalterium ist heute im Besitz des Trinity College in Cambridge.
    (c) Interfoto München

Prunkvolle Evangelienbücher
(Echternacher Evangeliar, um 1030)
    Bücher waren im Mittelalter ein wertvolles Gut, da sie von Hand kopiert werden mussten, und das Schreibmaterial zudem recht teuer war. Viele Herrscher schenkten Bistümern oder Abteien, vor allem ihren eigenen Gründungen, gerne besonders wertvolle Evangeliare. Während Psalter oder Breviere, die den Namen eines Herrschers tragen, meist auch deren persönliche Gebetbücher waren, war etwa das Evangeliar Heinrichs des Löwen ein Geschenk an die Kirche seiner neu erbauten Residenz in Braunschweig. Das reiche Benediktinerkloster in Echternach, das über eine der berühmtesten Schreibstuben des 11. Jahrhunderts verfügte, leistete sich ein solches Prachtexemplar für den eigenen Gebrauch.
Nur für Feiertage
    Die meisten „Bibeln“ des Mittelalters waren keine vollständigen Ausgaben. Solange Bücher noch handschriftlich vervielfältigt wurden, schrieb man selten die gesamte Bibel ab. Die meisten Abschriften waren entweder Evangeliare mit den vier Evangelien oder Psalterien mit den alttestamentarischen Psalmen. Die Evangeliare enthielten häufig auch nicht die fortlaufenden Evangelientexte, sondern nur die so genannten Perikopen, die Stellen, die während des Kirchenjahres in den Gottesdiensten vorgelesen wurden. In den meisten Evangelienbüchern wurden diese Abschnitte mit farbigen Rubriken gekennzeichnet. Oft stehen auch Kanontafeln am Anfang, Verzeichnisse der in den Gottesdiensten verwendeten Stellen. Diese Listen sind oft, so auch im Echternacher Evangeliar, in eine gemalte Architektur eingefügt. Trotz dieser praktischen Elemente wurden die wertvollen Evangeliare nicht für die tägliche Messe verwendet, sondern nur an besonders hohen Feiertagen benutzt.
    Die Bibel im Gottesdienst
    Die Lesungen und Evangelien in den Gottesdiensten werden auch heute fast nie aus der Bibel vorgetragen, sondern aus so genannten Messbüchern oder Lektionaren, in denen die liturgisch vorgeschriebenen Texte des Kirchenjahrs in der richtigen Reihenfolge stehen. Die Festlegung, welche Texte an welchen Tagen gelesen werden sollen, begann schon im 5. Jahrhundert n. Chr. Auch heute noch gibt es sowohl in der evangelischen als auch in der katholischen Kirche eine Perikopenordnung. In der katholischen Kirche gibt es drei verschiedene Lesejahre, in denen entweder das Evangelium nach Lukas, nach Markus oder Matthäus im Mittelpunkt steht.
Verborgene Botschaft
    An den Texten der Evangelien konnte man natürlich nichts verändern. Umso mehr versuchten manche Auftraggeber, „ihren“ Evangeliaren durch eine kunstvolle Ausstattung eine besondere Note und Aussagekraft zu verleihen. So werden viele Evangeliare von einem Widmungstext und einer Widmungsmalerei eingeleitet. Das Evangeliar Ottos III. etwa zeigt den jungen Kaiser auf seinem Thron, und vier Frauengestalten mit den Namen „Slavia“, „Germania“, „Gallia“ und „Roma“ überbringen ihm symbolträchtig Huldigungsgeschenke. Heinrich der Löwe und seine Frau Mathilde übergeben ihr Evangeliar auf dem Widmungsblatt den beiden Braunschweiger Bistumsheiligen persönlich, die ihnen dafür dankbar die Hand reichen. Ein anderes Motiv, das in den Bildern dieses Evangeliars häufig wiederkehrt und den beiden Stiftern wohl besonders am Herzen lag, sind Braut und Bräutigam aus dem Hohenlied der Liebe
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