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Die Beute

Die Beute

Titel: Die Beute
Autoren: Lisa J. Smith
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hoch. Sie sah Tom an, aber Tom wandte den Blick ab. Er weigerte sich, gegen Jenny Position zu beziehen – aber er sah auch Jenny nicht an.
    »Es ist nicht nur Vertrauen in ihn. Es ist Vernunft «, erklärte Jenny. »Versteht ihr denn nicht: Aba hat etwas geträumt, das fast genauso war wie dies hier. Und das Mädchen in dieser Geschichte ist problemlos durchgekommen. Ihr Wille war stark genug.«
    »Aber das Feuer hat ihr Brandwunden zugefügt«, gab Michael zu bedenken.
    »Doch es hat sie nicht getötet. Ich behaupte ja nicht, dass es nicht wehtun wird – ich bin mir jetzt sogar sicher, es wird wehtun, so wie Dees Blasen aussehen. Aber ich glaube nicht, dass es uns töten wird, wenn wir es nicht zulassen. Wenn unser Wille stark genug ist, können wir durchkommen.« Aber sie konnte den
Gesichtern ablesen, dass sie immer noch nicht überzeugt waren.
    Verzweiflung schnürte Jenny die Brust zu. »Dee?«, fragte sie beinahe flehend.
    Dee trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Schätzchen – wenn es irgendetwas anderes wäre … aber ich war dort. Für mich fühlte es sich wie echtes Feuer an. Und selbst wenn ich mich dazu überwinden könnte – was passiert, wenn ich in der Mitte des Feuers bin und mein Wille plötzlich nicht mehr stark genug ist?«
    »… Toast«, sagte Michael.
    Audrey meldete sich entschlossen zu Wort. »Es ist ein zu großes Risiko.«
    »Wenn eine Illusion so gut ist«, sagte Zach, »könnte sie genauso gut real sein. Und kann uns trotzdem töten.«
    Jenny stand auf.
    »Okay«, sagte sie. »Ich verstehe – wenn es nicht meine eigene Idee gewesen wäre, würde ich sie wahrscheinlich auch für verrückt halten. Ich habe euch in diese Situation gebracht, also ist es nur fair, wenn ich euch wieder raushole. Ich werde allein gehen.«
    Toms Kopf fuhr herum. »Nein, warte  …«, rief er im selben Moment, in dem Zach sagte: »Also, hör mal …«
    »Nein, es ist entschieden«, stellte Jenny fest. »Meine Chancen, durchzukommen, stehen am besten, da ich daran glaube.«
    »Aber nur, wenn deine Theorie richtig ist«, wandte Dee ein und versuchte, Jenny den Weg zu versperren.
»Wenn du dich irrst, ist das ein tödlicher Irrtum. Nein, Schätzchen, du gehst nirgendwohin.«
    »Doch, das tue ich.« Jenny beugte sich vor, Auge in Auge mit Dee, und sprach genauso laut und entschlossen wie ihre Freundin. »Es ist allein meine Entscheidung. Ich gehe und niemand wird mich aufhalten. Kapiert?«
    Dee atmete scharf aus. Sie funkelte Jenny an – und trat dann zurück, um sie vorbeizulassen. Michael ging hastig aus dem Weg und zog Audrey mit sich. Selbst Zach wich einen Schritt zurück, obwohl sein Gesicht weiß vor Zorn war. Er war außerstande, Jenny in die Augen zu sehen.
    Es war Tom, der Jenny am Arm festhielt. »Warte bitte«, sagte er ruhig. Jenny drehte sich zu ihm um und hob majestätisch eine Hand – sie wusste, dass er der Einzige war, der ihr Vorhaben noch verhindern könnte. Doch vor ihrem inneren Auge sah sie sich selbst dort im Feuerschein stehen, hoch aufgerichtet, das Haar offen auf ihren Schultern. Sie hoffte, dass sie Autorität ausstrahlte. Sie fühlte sich groß und stolz – und schön.
    »Ich sagte, niemand wird mich aufhalten, Tom. Nicht einmal du.«
    »Ich versuche nicht, dich aufzuhalten«, erwiderte Tom, immer noch ruhig und vernünftig. Seine warmen braunen Augen blickten fest in ihre und sein Gesicht erschien im Licht des Feuers völlig klar. Friedlich, mit einem Ausdruck vollkommener Überzeugung. »Ich gehe mit dir.«

    Eine Welle von Wärme und Dankbarkeit überflutete Jenny und machte sie schwindelig. Sie drückte Toms Hand ganz fest. »Du glaubst mir!«
    »Lass uns gehen.« Er erwiderte ihren Druck. Dann betrachtete er ihre Hand und griff nach der anderen mit dem Ring. Ihre Finger verschränkten sich, und Jenny fühlte sich stark genug, um durch das Feuer zu springen. »Komm.«
    Gemeinsam wandten sie sich den Flammen zu.
    Es war gut, dass Jenny sich in diesem Moment unverwundbar fühlte, denn das Feuer war einfach schrecklich. Heißer, als wenn man eine Hand in den Ofen streckte. Jenny spürte, wie ihr der Schweiß hinunterlief, als sie sich dem Feuer näherten; die Haut auf ihrem Gesicht war gespannt und heiß und kribbelte.
    »Wir sollten es besser schnell tun!«, schrie Tom über das Tosen hinweg.
    Jenny deutete mit ihrer freien Hand in eine Richtung. »Ich glaube, die Tür ist dort .«
    »He, ihr zwei, wartet …«, brüllte Michael.
    Jenny ignorierte das
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