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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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zu vertreiben, gelegentlich ne kleine Klopperei, aber für gewöhnlich nur Rumgepose. Doch was, fragte sich Skinner erneut, hatte er an einem beschissenen, verregneten Samstagabend im Dezember in einem Steinbruch in West Lothian zu suchen?
    Die Antwort hieß Kokain. Früher am Tag hatte Dempsey in einem Pub in der City eine Line Koks nach der anderen ausgeteilt, während ihre Posse langsam auf sie vier zusammenschmolz. Dann hatte er einen kleinen Abstecher aufs Land vorgeschlagen. Zu dem Zeitpunkt hatte sich das noch gut angehört, ein Plan, wie man ihn voller Koksverwegenheit in einem warmen Pub in der Stadt fasste. Jetzt, hier draußen, hatte er sich von aufregend über zweifelhaft in einfach nur öde verwandelt. Wie gern wäre Skinner jetzt zu Haus bei Kay.
    Er hatte ihr erzählt, weil der Fußball ausfiel, würde er mit ein paar von den Jungs zum Angeln gehen. Das war nicht sehr überzeugend, wenn auch immerhin beinahe wahr. Aber er wusste, dass er jetzt eigentlich bei ihr sein sollte, und deswegen begann er sich Sorgen zu machen. Tröstlicherweise meinte er sich zu erinnern, dass sie was von einer Tanzprobe erzählt hatte, das verschaffte ihm etwas Zeit. Aber beunruhigt war er immer noch, wenn auch vielleicht nicht so sehr, wie die beiden Angelfreunde es zu sein schienen.
    – Gut mit Hechten bestückt der Tümpel, erklärte Skinner den Petrijüngern, um die Atmosphäre aufzulockern. – Waren früher nur Flussbarsche drin, darum haben sie mal ein paar Hechte eingeführt, »Darf ich vorstellen, Barsch – Hecht, Hecht – Barsch«, rhabarberte er weiter, ohne lange eine Reaktion abzuwarten, aber er registrierte Dempseys fieses Grinsen, – und diese Fotzen waren erst mal ganz schön barsch mit den Barschen. Kurzer Prozess. Er wandte sich an seine Freunde. – Die Barsche sind so knapp geworden, dass die Leute hier schon was Wasser abgetrunken haben, damit’s nach mehr aussieht! Skinners unwillkürliches Grinsen blitzte auf wie eine Sargplakette, als er merkte, dass die angelnden Jungs Schiss bekamen. Er spürte, dass ihnen die Dürftigkeit seiner unterirdischen Bemerkung nicht entgangen war, und fühlte sich kurz herabgesetzt.
    Die triste untergehende Sonne wurde von einer weiteren Front verräterischer schwarzer Wolken verdeckt, und ein schmutziger Schatten huschte über den See, was den einen der Angler, den mit den rotbraunen Haaren, sichtbar frösteln ließ. McKenzie, der meinte, darauf irgendwie reagieren zu müssen, trat die Box mit Ausrüstung und Ködern um. Lebende Maden wanden sich im Matsch. – Ach, wie ungeschickt von mir!
    Skinner biss die Zähne zusammen und wechselte einen wissenden Blick mit Gareth: Da konnte man sich drauf verlassen, dass McKenzie die eigene Mannschaft mit einem derart abgedroschenen Spruch blamierte, und dann auch noch so peinlich ausgeführt.
    – Und? Aus der Ecke hier, Jungs? Ihr gehört zu keinem Mob, oder?, fragte Dempsey die verwirrten Jungs, bevor er auf einen zeigte und schnauzte: – Du da, der mit den roten Haaren! Ich hab gefragt, für welchen verfickten Verein du bist!
    – Ich interessier mich nich so für Fußball …, fing der Junge an.
    Dempsey schien sich die Aussage ein oder zwei Sekunden durch den Kopf gehen zu lassen und nickte dabei wohlwollend, wie ein Mitglied der besseren Gesellschaft, das einen guten Wein verkostete.
    – Hechte sind echt gemeine Viecher, lachte Skinner.
    – Süßwasserhaie. Liegt den Biestern im Blut.
    – Kennste Dixie aus Bathgate?, blaffte Dempsey den Rothaarigen an; Skinner, der spürte, dass es langsam brenzlig wurde, schien er gar nicht zu hören.
    Der Rotschopf schüttelte den Kopf, der andere nickte, aber beide vermieden tunlichst jeden Blickkontakt. – Nur dem Namen nach.
    – Wenn ihr die Fotze seht, sagt ihm, Dempsey hat nach ihm gesucht, sagte er unter Betonung seines eigenen Namens und offenbar leicht pikiert, dass die Enthüllung bei den Jungen keine Reaktion hervorrief.
    Frustriert kickte Skinner mit dem Außenrist einen Stein auf den Teich und sah mit Befriedigung, dass er noch einmal auf der Wasseroberfläche auftitschte, bevor er mit einem Plumps versank. Sie hatten ein paar Bier und ein bisschen Koks gehabt und sich bequatschen lassen, wegen einer obskuren Vendetta, die Dempsey seit Jahren mit einem alten Kumpel pflegte, an deren Auslöser sich wahrscheinlich beide längst nicht mehr erinnern konnten, nach West Lothian rauszufahren. Sie hatten keine Spur von dem Knaben entdecken können und waren einfach
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