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Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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Krone brichst, Danny, meint sie, haucht auf ihre Brille und putzt sie wieder. Sie setzt sie auf, geht in die abgeteilte Küche und öffnet den Kühlschrank.
    Ich stehe auf, gehe rüber zum Küchenbereich und lehne mich über die Frühstückstheke. – Vielleicht hätte ich mein Geld besser in Sachwerte anlegen sollen. Irgendwas Beliebtes und Dauerhaftes. Ich streck mich und tippe auf ihre Tätowierung, – wie Tätowiertinte.
    Sie weicht aus und funkelt mich durch ihre Brille an.
    – Komm mir bloß nich so, Bürschen. Und glaub ja nich, du könntest mich ständig anpumpen. Du hast n guten Job: Du kannst deine Rechnung selber bezahlen.
    Jedes Mal, wenn ich herkomme, werd ich an die verfickten Rechnungen erinnert. Meine alte Dame hält sich immer noch für einen Punk, aber in Wirklichkeit ist sie durch und durch Kleinunternehmerin.

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3
Am Busen der Natur
    Dort, wo der Hügel steiler anzusteigen begann, wurde das Farnkraut lichter. Brian Kibby, dessen grob gestrickter, weiter Wollpullover und wasserfester Anorak im Wind flatterten, wischte sich etwas Schweiß von den Brauen unter der Baseballcap, die so fest saß, dass es wehtat. Er atmete tief durch und spürte, wie die kalte Bergluft in seine Lungen drang. Als neue Lebenskraft seinen drahtigen Körper durchströmte, machte er halt und genoss den Blick auf den großen Gebirgszug der Munros und das weite, sanft gewellte Tal, das sich unter ihm erstreckte.
    Während er sich so ganz eins mit sich und der Welt fühlte, musste er ein wenig selbstgerecht denken, wie gut und richtig die Entscheidung doch gewesen war, in den Bergwanderverein einzutreten – gemeinsam mit Ian Buchan, dem einzigen Bekannten aus der Schulzeit, mit dem ihn immer noch enge Freundschaft verband. Sie hatten sich durch ein gemeinsames Interesse – Video-spiele – kennen gelernt, und jeder von ihnen hatte versucht, den andern für die eigene zweite große Leidenschaft zu gewinnen. Ian war einer der wenigen Menschen, denen es erlaubt gewesen war, einen Fuß auf Brian Kibbys Dachboden zu setzen, wo die heißgeliebte Modelleisenbahn stand, auch wenn Kibby wusste, dass Ian ihr nur wenig Interesse entgegenbrachte. Und obgleich er selbst wiederum Ians Star Trek – Besessenheit nur tolerierte, war seine Begeisterung für das Bergwandern echt.
    Brian liebte die Wochenenden mit diesen anständigen, herzlichen Burschen, die gemeinsam unter dem Namen Hyp Hykers firmierten. Seinem damals schon kränkelnden Vater war es eine außerordentliche Freude gewesen, dass sein Sohn endlich mehr unter Menschen kam und einen Freund hatte, auch wenn Keith Kibby skeptisch hinsichtlich der sozusagen exklusiven Freund schaft seines Sohnes mit Ian Buchan war, und noch skeptischer, was dessen Star Trek – Besessenheit anging. Selbst hoch oben in den kahlen Bergen war Brian Kibby in Gedanken nur selten weit weg vom Gesundheitszustand seines Vaters. Sein Dad war jetzt wirklich schwer krank; wie schwach und zerbrechlich hatte er doch gestern Abend bei seinem Besuch im Krankenhaus ge wirkt.
    Brian Kibby schmeckte das Salz auf seinen Lippen und setzte nun, da der mühselige Aufstieg über den Pfad bewältigt war, seine Flasche Evian an den Mund. Während er angesichts der größten Mückenwolke, die ihm je begegnet war, ein wenig beklommen hinab ins Tal schaute, spürte er das Mineralwasser wohltuend in seiner ausgedörrten Kehle.
    Ganz im Vollgefühl seiner selbst starrte er staunend über die tiefe Schlucht hinweg auf die sich wüst vor ihm auftürmende Bergwelt, ein Panorama untermalt von dem Coldplay-Album Pa rachutes, das auf seinem iPod lief. Er machte das Gerät aus, nahm die Kopfhörer ab und überließ sich einen Moment der Stille der Natur, die nur vom verwehten Gekreisch irgendwelcher Vögel über ihm unterbrochen wurde. Dann verriet ihm das plötzliche Knacken zertretenen Unterholzes, dass jemand in seiner Nähe war. In der Annahme, es handele sich um Ian, sagte er, ohne sich umzudrehen: – Schau dir das bloß an, da freut man sich doch, am Leben zu sein!
    – Es ist wundervoll, pflichtete eine weibliche Stimme bei, und sofort wetteiferten Panik und Begeisterung in Kibbys Brust. Noch während er sich umdrehte, merkte er, dass seine Wangen heiß wurden und seine Augen zu tränen begannen. Es war Lucy Moore mit ihren leuchtend blauen Augen und den blondbraunen Locken, die jetzt wild im Wind flatterten, und sie redete mit ihm! – Äh … aye, brachte er heraus, während sich sein Blick auf den scharlachroten
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