Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)

Titel: Die Bettgeschichten der Meisterköche: Roman (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
Vom Netzwerk:
unmittelbaren Nähe weggepustet.
    Brian Kibby starrte seine Schwester missbilligend an, aber Caroline guckte bloß entsprechend zurück und zuckte die Achseln.
    – Komm, bitte, Caz …, bettelte er.
    – Manchmal geht sie mir einfach auf die Nerven.
    – Ich glaube, das ist wegen Dad, sagte Brian und fügte hinzu,
    – das ist eine schwere Belastung.
    Nun meinte sie etwas Bevormundendes und einen gewissen Alleinvertretungsanspruch im Ton ihres Bruders zu hören, und das konnte sie überhaupt nicht leiden. – Das ist es für uns alle, beschied sie ihm brüsk.
    Brian war etwas betroffen über den scharfen Ton. Sie hatte sich bisher kaum anmerken lassen, dass ihr die Krankheit ihres Vaters etwas ausmachte. Aber wie sollte es auch sein, schließlich war sie sein Liebling, überlegte er beschämt. In seiner üblichen nachgiebigen Art hielt Kibby seiner Schwester ihre Jugend zugute und sagte sich, so sei sie nun mal. – Und ich glaube, sie ist auch meinetwegen nervös, wo doch mein erster Tag in der neuen Stelle und so …, redete er weiter und beschwor sie erneut: – Versuch bitte, sie nicht so aufzuregen, Caz …
    Caroline zuckte unverbindlich die Achseln, als die beiden Kibby-Kinder die Treppe hinunter zur Küche gingen. Brian zog die Stirn kraus, als er den großen Teller mit Rührei, Frühstücksspeck, gebratenen Tomaten und Pilzen auf dem Tisch sah. Seine Mutter machte sich Sorgen, weil er zu dünn war, aber er konnte essen, so viel er wollte, ohne zuzunehmen, und betrachtete das als gottgegebene Stoffwechselerscheinung, die er von seiner Mutter geerbt hatte. – Nachher wirst du froh darüber sein, erklärte ihm Joyce prophylaktisch, als er sich hinsetzte, – du weißt ja nicht, was die in der Behörde für ein Kantinenessen haben. Du hast doch immer gesagt, in Kirkcaldy wär’s nicht besonders gewesen, sinnierte sie und wandte sich dann Caroline zu, die sich etwas Ei auf eine Scheibe Toast legte und den Speck zur Seite schob.
    Joyce verzog das Gesicht, was Caroline sofort registrierte.
    – Ich hab dir doch gesagt, ich esse kein Fleisch, giftete Caroline. – Warum stellst du es mir hin, wenn du weißt, dass ich es nicht esse?
    – Es ist doch bloß ein Streifen, sagte Joyce flehentlich.
    – Entschuldige mal, hast du nicht gehört, was ich gesagt hab?, fragte Caroline, ihre Mutter scharf anblickend. – Was glaubst du, was die Aussage »ich esse kein Fleisch« beinhaltet?
    – Du brauchst Fleisch. Nur eine Scheibe … Joyce verdrehte die Augen und schaute zu Brian, der sich gerade Butter auf den Toast strich.
    – Ich. Esse. Kein. Fleisch, erklärte Caroline zum dritten Mal, nun in einem anderen Tonfall, fast als lachte sie ihre Mutter aus.
    – Das ist ja kaum was, empörte sich Joyce. – Schließlich bist du noch im Wachstum.
    – Und zwar in die Breite, wenn’s nach dir ginge.
    – Du bist magersüchtig, das ist dein Problem, meinte Joyce.
    – Ich hab alles über diesen Fimmel gelesen, den ihr alle heutzutage mit eurem Gewicht habt, und ich …
    – So was kannst du nicht über mich behaupten! Caroline wurde rot vor Zorn. – Damit stempelt man jemanden als psychisch krank ab!
    Joyce blickte ihre Tochter mitleidig an. Was wusste sie schon von Kranksein, die freche, kleine Kratzbürste? – Da hängt dein Dad im Krankenhaus am Tropf und kämpft um sein Leben, und er würde alles drum geben, damit du was Anständiges zu essen bekommst …
    Caroline spießte die Speckscheibe mit ihrer Gabel auf und hielt sie ihrer Mutter hin. – Dann iss du es doch für ihn! Sie sprang auf und stürmte die Treppe hoch in ihr Zimmer.
    Joyce begann zu weinen, in kleinen, abgehackten Schluchzern: – So eine kleine … oh … und dann brach sie abrupt ab, als sei ihr plötzlich eingefallen, dass Brian anwesend war: – Tut mir Leid, Junge, und das auch noch an deinem ersten Tag auf der neuen Stelle. Aber ich versteh das Mädchen einfach nicht mehr, sagte sie, den Blick zur Decke gerichtet. – Sie würde sich nicht so aufführen, wenn dein Dad …
    – Schon gut, ich geh rauf und red mal mit ihr. Sie macht sich doch auch Sorgen, Mum. Wegen Dad. Sie zeigt es nur anders, beruhigte Brian sie.
    Joyce holte tief Luft. – Nein, mein Junge, du frühstückst mal schön zu Ende, sonst kommst du noch zu spät, es ist schließlich dein erster Tag. Deine neue Stelle. Es ist einfach nicht fair, einfach nicht fair, sagte sie kopfschüttelnd und überließ es ihm, zu überlegen, auf welche Ungerechtigkeit sie sich bezog.
    Brian Kibby war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher