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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2
Autoren: Veronica Roth
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greife ich unter die Matratze, um mich davon zu überzeugen, dass die Waffe noch an ihrem Platz ist. Meine Finger tasten über den Abzug, und sofort schnürt sich mir die Kehle zu, so als würde ich allergisch darauf reagieren. Ich ziehe meine Hand hervor und knie mich auf die Bettkante, warte schwer atmend, bis das Gefühl der Enge nachlässt.
    Was ist los mit dir? Ich schüttle den Kopf. Reiß dich zusammen.
    Genauso fühle ich mich, so, als müsste ich die einzelnen Teile von mir einfädeln und festbinden wie mit einem Schnürsenkel. Es ist ein erstickendes Gefühl, aber wenigstens fühle ich mich dabei auch stark.
    Aus den Augenwinkeln nehme ich eine Bewegung wahr, und ich blicke aus dem Fenster, das auf den Apfelgarten hinausgeht. Johanna Reyes und Marcus Eaton gehen nebeneinander her, bleiben am Kräutergarten stehen und zupfen Pfefferminzblätter. Ich bin schon aus meinem Zimmer gelaufen, noch bevor ich mir überlegt habe, weshalb ich ihnen eigentlich folgen will.
    Ich renne durch das Gebäude, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Sobald ich im Freien bin, muss ich vorsichtiger sein. Ich laufe an der gegenüberliegenden Seite des Gewächshauses entlang. Als ich Johanna und Marcus hinter einer Baumreihe verschwinden sehe, schleiche ich durch die benachbarte Reihe und hoffe, dass mich die Äste verdecken, falls einer von beiden sich umsieht.
    » …was mich verwirrt hat, war der Zeitpunkt des Angriffs«, sagt Johanna. » War es nur, weil Jeanine ihre Planungen vollendet hatte und sie gleich in die Tat umsetzen wollte, oder gab es irgendeinen Auslöser dafür?«
    Ich sehe Marcus’ Gesicht durch einen gespaltenen Baumstamm hindurch. Er presst die Lippen zusammen und brummt nur. » Hmmm.«
    » Ich schätze, das werden wir nie erfahren.« Johanna zieht ihre gesunde Augenbraue hoch. » Oder?«
    » Nein, wahrscheinlich nicht.«
    Johanna legt ihre Hand auf seinen Arm und dreht sich in seine Richtung. Ich erstarre aus Angst, dass sie mich entdecken könnte, aber sie blickt nur Marcus an. Ich ducke mich und husche auf einen Baum zu, um mich hinter dem Stamm zu verstecken. Die Rinde sticht mir in den Rücken, aber ich rühre mich nicht vom Fleck.
    » Aber du weißt es«, sagt sie. » Du weißt, warum sie gerade diesen Moment gewählt hat, um anzugreifen. Ich mag vielleicht keine Candor mehr sein, aber ich spüre immer noch, wann jemand mir etwas verheimlicht.«
    » Neugier ist eigennützig, Johanna.«
    Ich an Johannas Stelle würde ihm auf so eine Bemerkung hin eine ziemlich pampige Antwort geben, aber sie bleibt weiterhin freundlich. » Meine Fraktion ist auf meinen Rat angewiesen, und wenn du die entscheidenden Informationen hast, dann ist es für uns wichtig, dass auch ich sie weiß, um sie den anderen mitzuteilen. Ich bin sicher, das kannst du verstehen, Marcus.«
    » Es hat seinen Grund, dass du nicht alles erfährst, was ich weiß. Vor langer Zeit hat man den Altruan heikle Informationen anvertraut«, sagt Marcus. » Jeanine hat uns angegriffen, um sie zu stehlen. Und wenn ich nicht aufpasse, dann wird sie sie zerstören. Deshalb kann ich dir nicht mehr sagen.«
    » Aber bestimmt –«
    » Nein«, schneidet ihr Marcus das Wort ab. » Diese Information ist weit wichtiger, als du dir vorstellen kannst. Die meisten Anführer in dieser Stadt haben ihr Leben riskiert, damit dieses Wissen Jeanine nicht in die Hände fällt, und ich werde das nicht alles aufs Spiel setzen, um deine egoistische Neugier zu befriedigen.«
    Für ein paar Sekunden schweigt Johanna. Jetzt ist es so dunkel, dass ich kaum meine Hand vor Augen sehe. Die Luft riecht nach Erde und Äpfeln, und ich versuche, nicht zu laut zu atmen.
    » Es tut mir leid«, sagt Johanna. » Ich muss irgendetwas getan haben, was in deinen Augen als nicht vertrauenswürdig gilt.«
    » Beim letzten Mal, als ich einem Vertreter einer anderen Fraktion diese Informationen anvertraut habe, wurden alle meine Freunde ermordet«, erwidert Marcus. » Ich vertraue niemandem mehr.«
    Ich kann nicht anders– ich beuge mich vor, damit ich besser sehen kann. Sowohl Marcus als auch Johanna sind zu sehr mit sich beschäftigt, als dass ihnen diese Bewegung auffiele. Sie stehen dicht beieinander, aber berühren sich nicht. Ich habe Marcus nie so müde, Johanna nie so wütend gesehen. Doch dann entspannt sich ihre Miene und sie berührt Marcus wieder am Arm, diesmal sanft und fast liebkosend.
    » Um Frieden zu finden, müssen wir uns zuerst vertrauen«, sagt Johanna. » Deshalb hoffe
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