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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2
Autoren: Veronica Roth
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sind so winzig, dass ich sie fast nicht bemerkt hätte. Ich fahre mit dem Finger über die Rillen, während Caleb weiterredet.
    » Aber dann haben die Wissenschaftler der Ken vor einiger Zeit diese hochwirksame Mineralstofflösung entwickelt. Für die Pflanzen ist das viel besser als Erde«, sagt er. » Diese Substanz ist eine frühere Version der Salbe, die du für deine Schulter bekommen hast– sie beschleunigt das Wachstum neuer Zellen.«
    Seine Augen leuchten angesichts des neu gewonnenen Wissens. Nicht alle Ken sind so machthungrig und gewissenlos wie ihre Anführerin Jeanine Matthews. Manche von ihnen sind wie Caleb, sie sind einfach für alles zu begeistern und erst dann zufrieden, wenn sie herausgefunden haben, wie etwas funktioniert.
    Ich stütze das Kinn in die Hand und lächle ihn an. Heute Morgen scheint er gut gelaunt zu sein. Ich bin froh, dass er etwas gefunden hat, was ihn von seinem Kummer ablenkt.
    » Also arbeiten die Ken und die Amite zusammen?«, frage ich.
    » Die Ken arbeiten mit den Amite enger zusammen als mit jeder anderen Fraktion«, antwortet er. » Erinnerst du dich nicht mehr an unser Buch über die Geschichte der Fraktionen? Dort hießen sie die unentbehrlichen Fraktionen – ohne sie könnten wir nicht überleben. In manchen Schriften der Ken nennt man sie auch bereichernde Fraktionen. Und ein erklärtes Ziel der Ken ist es, beides zu werden– unentbehrlich und bereichernd.«
    Es gefällt mir nicht, wie sehr unsere Gesellschaft auf die Ken angewiesen ist, um zu funktionieren. Die Ken sind tatsächlich unentbehrlich– ohne sie wäre die Landwirtschaft weniger ertragreich, die medizinischen Behandlungen wären nicht so wirkungsvoll und es gäbe keinen technischen Fortschritt mehr.
    Ich beiße in meinen Apfel.
    » Isst du deinen Toast nicht?«, fragt er.
    » Das Brot hier schmeckt irgendwie seltsam«, sage ich. » Du kannst es haben, wenn du willst.«
    » Es fasziniert mich, wie die Amite leben«, sagt er, während er den Toast von meinem Teller nimmt. » Sie haben alles, was sie zur Versorgung brauchen. Sie haben ihre eigenen Energiequellen, ihre eigenen Wasserpumpen, ihr eigenes Filtersystem, ihre eigenen Nahrungsmittelreserven… sie sind komplett unabhängig.«
    » Ja, sie sind unabhängig«, antworte ich, » und sie halten sich aus allem raus. Das muss schön sein.«
    Und was ich sehe, ist wirklich schön. Durch das große Fenster neben uns fällt so viel Sonnenlicht, dass es den Anschein hat, als wäre man im Freien. Gruppen von Amite sitzen an ihren Tischen, ihre helle Kleidung leuchtet auf ihrer gebräunten Haut. An mir wirkt das Gelb eher matt und langweilig.
    » Ich nehme an, die Amite waren nicht unter den Fraktionen, die für dich infrage kamen«, sagt er grinsend.
    » Nein.« Die Amite, die ein paar Stühle von uns entfernt sitzen, brechen in Gelächter aus. Seit wir uns zum Essen hingesetzt haben, haben sie nicht einmal in unsere Richtung geschaut. » Das musst du jetzt aber nicht unbedingt an die große Glocke hängen. Es ist nicht gerade das, was ich hier in aller Öffentlichkeit herumposaunen möchte, okay?«
    » Entschuldigung«, sagt er. Er beugt sich über den Tisch und senkt die Stimme. » Welche Fraktionen waren denn für dich geeignet?«
    Ich spüre, wie sich meine Muskeln anspannen, und richte mich auf. » Warum willst du das wissen?«
    » Tris«, sagt er. » Ich bin dein Bruder. Du kannst mir alles erzählen.«
    Seine grünen Augen blinzeln nie. Er hat seine nutzlose Brille abgelegt, die er bei den Ken getragen hat, und sie gegen ein graues Altruan-Hemd und den für diese Fraktion typischen Kurzhaarschnitt eingetauscht. Jetzt sieht er wieder so aus wie vor ein paar Monaten, als wir Tür an Tür lebten und beide mit dem Gedanken spielten, in eine andere Fraktion zu wechseln, aber nicht den Mut aufbrachten, es uns gegenseitig zu gestehen. Ihm nicht zu vertrauen war ein Fehler gewesen, den ich nicht noch einmal wiederholen möchte.
    » Altruan, Ferox«, antworte ich deshalb, » und Ken.«
    » Drei Fraktionen?« Er zieht die Augenbrauen hoch.
    » Ja, warum?«
    » Hört sich nach einer ganzen Menge an«, sagt er. » Bei der Initiation der Ken musste sich jeder von uns einen Forschungsschwerpunkt aussuchen, und meiner war die Simulationen für den Eignungstest, deshalb weiß ich ganz gut darüber Bescheid. Es ist ziemlich schwierig, zwei Ergebnisse zu erreichen– das lässt das Programm eigentlich nicht zu. Aber gleich drei … ich kann mir nicht vorstellen, wie das
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