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Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2

Titel: Die Bestimmung - Toedliche Wahrheit - Band 2
Autoren: Veronica Roth
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Bewegung, und die kleine Gruppe von Menschen, die sich um ihn schart, verschmilzt mit der benachbarten Gruppe zu einem großen Kreis. Im ganzen Raum wachsen die kleineren Menschentrauben an und dehnen sich weiter und weiter aus, gleichzeitig erfüllen immer weniger Stimmen den Raum, bis nur noch drei oder vier zu hören sind. Ich schnappe nur einzelne Satzfetzen auf: » Frieden– Ferox– Ken– Unterschlupf– Einmischung…«
    » Das ist ja bizarr«, sage ich.
    » Ich finde es wunderbar«, erwidert er.
    Ich werfe ihm von der Seite einen Blick zu.
    » Was denn?« Er lacht leise. » Jeder von ihnen spielt eine gleichberechtigte Rolle bei den Regierungsgeschäften; jeder fühlt sich gleichermaßen verantwortlich. Deshalb engagieren sie sich, deshalb sind sie freundlich zueinander. Ich finde das großartig.«
    » Ich glaube nicht, dass so etwas auf die Dauer gut geht«, entgegne ich. » Okay, bei den Amite funktioniert es. Aber was, wenn nicht jeder auf Banjogeklimper und Ackerbau steht? Was, wenn jemand etwas wirklich Schlimmes tut und man das Problem nicht durch Reden lösen kann?«
    Er zuckt die Schultern. » Ich schätze, das werden wir noch herausfinden.«
    Schließlich erhebt sich einer aus jeder Gruppe, steigt vorsichtig über die Wurzeln des großen Baumes hinweg und geht zu Johanna. Ich rechne damit, dass sie jetzt das Wort an uns richten, aber stattdessen stellen sie sich in einem Kreis zu Johanna und den anderen Sprechern und unterhalten sich leise. Allmählich beschleicht mich das Gefühl, dass wir nie erfahren werden, was sie besprechen.
    » Unsere Meinung interessiert sie nicht, oder?«, frage ich.
    » Wohl kaum«, antwortet er.
    Dann sind wir so gut wie erledigt.
    Als jeder losgeworden ist, was er zu sagen hatte, setzen sie sich wieder hin. Nur Johanna steht noch in der Mitte des Raumes. Sie wendet sich in unsere Richtung und faltet die Hände vor der Brust. Wohin sollen wir gehen, wenn sie uns fortschicken? Zurück in die Stadt, wo wir nirgends sicher sind?
    » Solange wir denken können, hat unsere Fraktion eine enge Verbindung zu den Ken gepflegt. Wir sind aufeinander angewiesen, um zu überleben, und wir haben immer zusammengearbeitet«, sagt Johanna. » Aber wir haben in der Vergangenheit auch enge Verbindungen zu den Altruan aufgebaut, und wir halten es nicht für richtig, ihnen gerade jetzt unsere in Freundschaft dargereichte Hand zu entziehen, wo sie doch so lange ausgestreckt war.«
    Ihre Stimme ist honigsüß und auch ihre Worte fließen wie Honig– langsam und bedächtig. Ich wische mir mit dem Handrücken die Schweißperlen von der Stirn.
    » Wir glauben, dass wir die Freundschaft mit beiden Fraktionen nur aufrechterhalten können, wenn wir unparteiisch bleiben und uns nicht einmischen«, fährt sie fort. » Obwohl ihr uns willkommen seid, macht eure Anwesenheit hier die ganze Sache kompliziert.«
    Jetzt kommt’s, denke ich.
    » Daher haben wir den Entschluss gefasst, unser Hauptquartier allen Fraktionen als sicheren Zufluchtsort zur Verfügung zu stellen«, sagt sie, » aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. Erstens sind auf unserem Gelände keinerlei Waffen erlaubt. Zweitens gilt, dass, sollte ein ernsthafter Streit ausbrechen, ganz gleich, ob es sich dabei um Wortgefechte oder Handgreiflichkeiten handelt, alle daran Beteiligten uns verlassen müssen. Die dritte Bedingung ist, dass auf unserem Gelände niemand über diesen Konflikt auch nur ein Wort verlieren darf, nicht einmal unter vier Augen. Und die vierte Bedingung ist die, dass jeder, der sich hier auf unserem Gelände befindet, zum Wohlergehen unserer Allgemeinheit beitragen muss, indem er mitarbeitet. Wir werden die Ken, die Candor und die Ferox baldmöglichst über diesen Beschluss in Kenntnis setzen.«
    Ihr Blick schweift zu Tobias und mir und ruht dann auf uns.
    » Auch ihr könnt hier gerne bleiben, allerdings nur dann, wenn ihr euch an unsere Regeln haltet«, sagt sie. » So haben wir es entschieden.«
    Ich muss an die Waffe denken, die ich unter meiner Matratze versteckt habe, und an die Spannungen zwischen mir und Peter, zwischen Tobias und Marcus, und mein Mund wird trocken. Streit aus dem Weg zu gehen, ist nicht gerade eine meiner Stärken.
    » Wir werden nicht lange hier bleiben können«, flüstere ich Tobias zu.
    Gerade noch hat er ein leichtes Lächeln auf den Lippen gehabt. Jetzt verzieht er verärgert den Mund. » Nein, das werden wir nicht.

3 . Kapitel
    Als ich an diesem Abend in mein Zimmer zurückkehre,
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