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Die Bestie von Florenz

Die Bestie von Florenz

Titel: Die Bestie von Florenz
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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Was hat er getan, auf sie eingestochen?«
    Kommissar Cimmino antwortete ihm in besonders nüchternem Tonfall, vielleicht seine Art, das Grauen zurückzudrängen. »Nein, er hat nicht auf sie eingestochen. Er hat ihr die Vulva herausgeschnitten … und sie mitgenommen.«
    Spezi verstand nicht sofort. »Er hat ihre Vulva mitgenommen? Wohin?« Sobald er die Frage ausgesprochen hatte, wurde ihm klar, wie dumm sie sich anhörte.
    »Sie ist einfach nicht mehr da. Er hat sie eben mitgenommen.«

Kapitel 2
    Am nächsten Tag, Montagvormittag um elf Uhr, fuhr Spezi nach Careggi, einem Stadtviertel im Norden von Florenz. Es hatte vierzig Grad im Schatten, und die Luftfeuchtigkeit reichte fast an eine heiße Dusche heran. Smog lag wie ein Leichentuch über der Stadt. Er fuhr eine Nebenstraße voller Schlaglöcher entlang zu einem gelben Gebäude, einer verfallenden Villa, die nun zu einem Klinik-Komplex gehörte. Der Putz bröckelte in tellergroßen Stücken von den Mauern.
    Der Empfang der Gerichtsmedizin war ein höhlenartiger Raum, dominiert von einem riesigen Marmortisch, auf dem ein Computer stand, der mit einem weißen Tuch bedeckt war wie ein Leichnam. Der Rest des Tisches war leer. Dahinter stand in einer Nische in der Wand die bronzene Büste einer bärtigen Koryphäe auf dem Gebiet der menschlichen Anatomie, die Spezi streng entgegenblickte.
    Eine Marmortreppe führte hinauf und hinunter. Spezi ging nach unten.
    Die Treppe führte zu einem unterirdischen Flur, der von summenden Neonröhren erleuchtet und mit Türen gesäumt war. Die Wände waren gekachelt. Die letzte Tür war offen, und das schrille Kreischen einer Knochensäge war zu hören. Ein schwarzes Rinnsal sickerte zur Tür heraus auf den Flur, wo es in einem Abfluss verschwand.
    Spezi betrat den offenen Raum.
    »Na, wen haben wir denn da!«, rief Fosco, der Assistent des Gerichtsmediziners. Er schloss die Augen, breitete die Arme aus und deklamierte: »Nicht viele finden hierher zu mir …«
    »Ciao, Fosco«, sagte Spezi. »Wer ist das?« Er wies mit einem Nicken auf die Leiche auf einem Stahltisch, an der gerade ein Assistent arbeitete. Die kleine Kreissäge hatte soeben das Hirn freigelegt. Auf dem Untersuchungstisch neben dem weißen Gesicht der Leiche stand eine leere Kaffeetasse, umgeben von Krümeln einer soeben verzehrten Brioche.
    »Der da? Ein brillanter Gelehrter, ein ehrwürdiger Professor der Academia della Crusca, man stelle sich vor. Aber wie Sie sehen, musste ich eine weitere Enttäuschung verkraften. Ich habe soeben den Schädel geöffnet, und was finde ich darin? Wo ist all seine Weisheit? Pah! Von innen sieht er ganz genauso aus wie der Schädel der albanischen Nutte, den ich gestern geöffnet habe. Vielleicht hielt sich der Professor für besser als sie! Aber wenn ich sie dann aufschneide, stelle ich immer wieder fest, dass sie alle gleich sind. Und beide haben dasselbe Ziel erreicht: meinen Stahltisch. Warum also hat er sich so damit gequält, über so vielen Büchern zu brüten? Pah! Nehmen Sie meinen Rat an, Herr Journalist: Essen Sie, trinken Sie, genießen Sie das Leben …«
    Eine höfliche Stimme von der Tür her brachte Fosco zum Schweigen. »Guten Tag, Signor Spezi.« Das war Mauro Maurri, der Gerichtsmediziner selbst, der eher an einen englischen Gentleman vom Lande erinnerte: hellblaue Augen, graues Haar in modischer Länge, eine beigefarbene Strickjacke und Cordhose. »Wollen wir uns nach oben in mein Büro zurückziehen? Dort können wir uns ungestörter unterhalten.«
    Das Büro von Mauro Maurri war ein langer, schmaler Raum voller Bücher und Magazine über Kriminologie und forensische Pathologie. Er hielt das Fenster offenbar geschlossen, damit die Hitze nicht hereindrang, und hatte nur eine kleine Lampe auf seinem Schreibtisch eingeschaltet, so dass der Rest seines Büros im Halbdunkel lag.
    Spezi nahm Platz, holte eine Packung Gauloises hervor, bot sie Maurri an, der mit einem Kopfschütteln ablehnte, und zündete sich eine an.
    Maurri sprach sehr bedächtig. »Der Mörder hat ein Messer oder ein anderes scharfes Instrument benutzt. Es hatte eine Kerbe oder Scharte in der Mitte, vielleicht ein Defekt, vielleicht auch nicht. Es kann eine bestimmte Art Messer gewesen sein, die eine solche Form hat. Ich habe den Eindruck, obwohl ich das nicht beschwören kann, dass es ein Tauchermesser war. Drei Schnitte wurden damit geführt, um das Organ zu entnehmen. Der erste im Uhrzeigersinn, von elf Uhr bis sechs Uhr; der zweite gegen
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