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Die Bestie von Florenz

Die Bestie von Florenz

Titel: Die Bestie von Florenz
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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den Uhrzeigersinn, wiederum von elf bis sechs Uhr. Der dritte Schnitt wurde von oben nach unten geführt, um das Organ herauszulösen. Drei saubere, entschlossene Schnitte mit einer extrem scharfen Klinge.«
    »Wie Jack.«
    »Wie bitte?«
    »Jack the Ripper.«
    »Ich verstehe, ja. Jack the Ripper. Nein … nicht wie er. Unser Mörder ist kein Chirurg. Auch kein Metzger. Zu dieser Tat waren keinerlei anatomische Kenntnisse erforderlich. Die Ermittler bedrängen mich mit ihren Fragen – ›Ist die Operation gut gemacht worden?‹ Was soll das heißen, ›gut gemacht‹? Wer hätte denn schon jemals eine solche Operation durchgeführt? Sie wurde jedenfalls von jemandem verübt, der nicht zögerte, der vielleicht bestimmte Werkzeuge bei seiner Arbeit verwendet. War das Mädchen nicht in der Lederverarbeitung bei Gucci tätig? Hat sie da nicht ein Schustermesser benutzt? Hat ihr Vater nicht ebenfalls Leder verarbeitet? Vielleicht war es jemand aus ihrem Umfeld … Es muss jemand sein, der sich wirklich auf den Umgang mit einem Messer versteht – ein Jäger oder Tierpräparator … Vor allem aber besaß derjenige Entschlossenheit und eiserne Nerven. Er arbeitete zwar an einer Leiche, aber die war immerhin gerade erst tot.«
    »Dr. Maurri«, fragte Spezi, »haben Sie eine Vorstellung davon, was er mit diesem … Fetisch getan haben könnte?«
    »Ich flehe Sie an, fragen Sie mich nur das nicht.«

    Als der Montagnachmittag in einer ofengleichen, grauen Trübe versank und es sicher schien, dass es an diesem Tag keine weitere Entwicklung in dem Fall geben würde, fand im Büro des Chefs vom Dienst der Nazione eine große Konferenz statt. Der Verleger selbst war anwesend, außerdem der Herausgeber, der Chefredakteur der Nachrichten, mehrere Journalisten und Spezi. La Nazione war die einzige Zeitung, die Informationen über die Verstümmelung der Leiche hatte; die anderen Tageszeitungen wussten nichts davon. Das würde ein exklusiver Knüller werden. Der Chef vom Dienst erklärte, die Einzelheiten des Verbrechens müssten unbedingt in der Schlagzeile erwähnt werden. Der Herausgeber widersprach mit der Begründung, die Details seien zu grausig. Während Spezi seine Notizen laut vorlas, um bei der Klärung dieser Frage zu helfen, platzte ein junger Kriminalreporter in die Besprechung.
    »Bitte entschuldigen Sie die Störung«, sagte er, »aber mir ist gerade etwas eingefallen. Ich glaube, es könnte vor fünf oder sechs Jahren einen ähnlichen Mord gegeben haben.«
    Der Chef vom Dienst sprang auf. »Das sagen Sie uns jetzt, kurz vor Redaktionsschluss? Wollten Sie vielleicht abwarten, bis das Papier schon in den Druckmaschinen liegt, ehe Ihnen das ›einfällt‹?«
    Der Reporter war eingeschüchtert, weil er nicht erkannte, dass der Wutanfall nur Show war. »Es tut mir leid, Chef, der Gedanke ist mir wirklich gerade erst gekommen. Erinnern Sie sich an den Doppelmord in der Nähe von Borgo San Lorenzo?« Er verstummte und wartete auf eine Antwort. Borgo San Lorenzo war ein Ort in den Bergen etwa dreißig Kilometer nördlich von Florenz.
    »Na los, raus damit!«, brüllte der Redakteur.
    »In Borgo wurde damals ein junges Pärchen ermordet. Sie hatten sich auch in einem geparkten Wagen geliebt. Erinnern Sie sich nicht an den Fall, bei dem der Mörder ihr einen Ast in … in die Vagina gesteckt hat?«
    »Doch, ich glaube, ich erinnere mich. Ja, schlafen Sie denn? Bringen Sie mir unsere Akten dazu. Schreiben Sie sofort etwas darüber – die Ähnlichkeiten, die Unterschiede … Na los doch! Was stehen Sie hier noch herum?«
    Die Konferenz wurde beendet, und Spezi setzte sich an seinen Schreibtisch, um seinen Artikel über den Besuch in der Gerichtsmedizin zu schreiben. Ehe er damit anfing, las er jedoch den alten Artikel über die Morde in Borgo San Lorenzo durch. Die Ähnlichkeiten waren tatsächlich verblüffend. Die beiden Opfer, Stefania Pettini, achtzehn Jahre alt, und Pasquale Gentilcore, neunzehn, waren in der Nacht des 14. September 1974 ermordet worden – ebenfalls Samstag und eine Neumondnacht. Auch diese beiden waren verlobt gewesen. Der Mörder hatte die Handtasche des Mädchens genommen, sie umgedreht und den Inhalt ausgekippt, genau wie bei der Strohtasche, die Spezi im Gras hatte liegen sehen. Beide Opfer hatten zuvor ebenfalls eine Disco besucht, den Teen Club in Borgo San Lorenzo.
    Nach diesem früheren Doppelmord waren Patronenhülsen sichergestellt worden, und in dem Artikel stand, dass es sich um
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