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Die Bestie von Florenz

Die Bestie von Florenz

Titel: Die Bestie von Florenz
Autoren: Mario Douglas & Spezi Preston , Mario Spezi
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ein Schaubild im Museum. Aber da war doch etwas einmalig Grausiges: Der Schambereich unterhalb ihres Bauchs war einfach nicht mehr da.
    Spezi drehte sich um und sah den Polizisten hinter sich stehen. Der Mann schien die Frage in Spezis Blick zu begreifen.
    »Während der Nacht … waren die Tiere dran … Und die heiße Sonne hat den Rest erledigt.«
    Spezi fummelte die Gauloises aus seiner Tasche und zündete sich im Schatten der Zypresse eine an. Er rauchte schweigend auf halbem Wege zwischen den beiden Opfern und rekonstruierte das Verbrechen im Kopf. Die beiden waren offenbar überfallen worden, während sie im Auto miteinander geschlafen hatten. Vermutlich hatten sie vorher in der Disco Anastasia getanzt, einem beliebten Treffpunkt für Teenager unterhalb des Hügels. (Die Polizei würde das später bestätigen.) Es war eine dunkle Neumondnacht gewesen. Der Mörder musste sich lautlos angeschlichen haben; vielleicht hatte er eine Weile zugesehen, wie sie sich liebten, und dann zugeschlagen, als sie am verletzlichsten gewesen waren. Es war ein Verbrechen mit geringem Risiko – ein feiges Verbrechen –, zwei Leute im beengten Raum eines Autos aus nächster Nähe zu erschießen, in einem Augenblick, da sie ihre Umgebung überhaupt nicht wahrnahmen.
    Der erste Schuss war für ihn bestimmt gewesen, durch das Autofenster hindurch, und er hatte vielleicht gar nichts mehr von dem Überfall mitbekommen. Ihr Ende war grausamer gewesen; sie musste erkannt haben, was geschah. Nachdem er sie getötet hatte, hatte der Mörder sie vom Auto weggeschleift – Spezi konnte die Spuren im Gras sehen – und sie am Fuß der Böschung liegen lassen. Der Tatort lag schockierend frei, direkt neben einem Fußweg, der parallel zur Straße verlief, völlig offen und aus mehreren Richtungen gut zu sehen.
    Spezis Überlegungen wurden von der Ankunft von Hauptkommissar Sandro Federico unterbrochen, der in Begleitung eines Staatsanwalts namens Adolfo Izzo und den Leuten von der Spurensicherung erschien. Federico hatte die typisch römische, lockere Art und gab sich stets nonchalant und leicht amüsiert. Izzo hingegen war auf seinem ersten Posten und erschien gespannt wie eine Feder. Er sprang aus dem Streifenwagen und stürzte auf Spezi los. »Was haben Sie hier zu suchen?«, fragte er zornig.
    »Ich arbeite.«
    »Sie müssen den Tatort auf der Stelle verlassen. Sie können nicht hier herumstehen.«
    »Schon gut, schon gut …« Spezi hatte alles gesehen, was er sehen wollte. Er steckte Stift und Notizbuch ein, stieg in seinen Wagen und fuhr zurück zum Polizeipräsidium. Im Flur vor Cimminos Büro lief er einem Wachtmeister über den Weg, den er gut kannte; sie hatten sich hin und wieder einen Gefallen erwiesen. Der Polizist zog ein Foto aus der Tasche und hielt es ihm hin. »Wollen Sie es haben?«
    Das Foto zeigte die beiden Opfer lebendig, Arm in Arm auf einer niedrigen Mauer sitzend.
    Spezi nahm es. »Ich bringe es später am Nachmittag zurück, wenn wir es kopiert haben.«
    Cimmino nannte Spezi die Namen der beiden Opfer: Carmela De Nuccio, einundzwanzig Jahre alt, hatte für das Modehaus Gucci in Florenz gearbeitet. Der Mann hieß Giovanni Foggi, war dreißig Jahre alt und Angestellter des örtlichen Stromversorgers. Die beiden waren verlobt. Ein Polizist, der an seinem freien Tag einen Sonntagsspaziergang in den Hügeln gemacht hatte, hatte die beiden um halb elf gefunden. Das Verbrechen war kurz vor Mitternacht geschehen, und es gab gewissermaßen einen Zeugen dafür: einen Bauern, der auf der anderen Straßenseite wohnte. Er hatte John Lennons »Imagine« aus einem Auto gehört, das in den Feldern geparkt war. Der Song war mittendrin plötzlich abgebrochen. Er hatte keine Schüsse gehört. Die Schüsse waren aus einer Pistole abgefeuert worden – die zurückgebliebenen Hülsen gehörten zu Geschossen der Winchester-Serie H, Kaliber 22. Cimmino sagte, die beiden Opfer seien sauber und hätten keine Feinde, bis auf den Mann, den Carmela verlassen hatte, als sie Giovanni kennengelernt hatte.
    »Es ist beängstigend«, sagte Spezi zu ihm. »Ich habe so etwas hier in der Gegend noch nie gesehen … Und wenn man erst daran denkt, was die Tiere mit ihr gemacht –«
    »Welche Tiere?«, unterbrach ihn Cimmino.
    »Die Tiere, die in der Nacht an der Leiche waren … die das Mädchen so verstümmelt haben … zwischen den Beinen.«
    Cimmino starrte ihn an. »Tiere, von wegen! Der Mörder hat das getan.«
    Spezi wurde eiskalt. »Der Mörder?
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