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Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Titel: Die besten Freunde meines Lebens - Roman
Autoren: Diana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Lieferanten, Kunden. Davids Eltern, sein Bruder und dessen Frau …«
    »Für jemanden, der keine Familie hat, waren ganz schön viele Verwandte in der Kirche«, stellte Lizzie fest.
    Jo zuckte die Achseln. »Die gehörten wahrscheinlich zu David, wie damals auf der Hochzeit. Außerdem sind ein paar alte Freunde aus Niccis Schauspielgruppe an der Uni da.«
    »Ich finde es unglaublich, dass von Niccis Verwandten niemand gekommen ist«, beharrte Lizzie. »Man sollte doch meinen, dass einige von ihnen ihr gern die letzte Ehre erwiesen hätten.«
    »Vielleicht waren ja welche da«, sagte Jo. »In der Kirche waren jede Menge unbekannter Gesichter. Da könnten durchaus ein, zwei Verwandte von Nicci darunter gewesen sein.«
    »Ihr seid hoffnungslose Romantiker«, entgegnete Mona. »Nicci hatte keine Familie, und das wisst ihr. Sie hat immer gesagt: ›Ihr seid meine Familie. Ihr, David und die Mädchen. Ihr seid die einzige Familie, die ich brauche.‹«
    »Das bedeutet nicht, dass es nicht trotzdem jemanden gibt. Niemand kommt aus dem Nichts«, widersprach Lizzie. »So sehr sich das manche Leute auch wünschen.«
    »Wie wir alle wissen, hatte sie sich mit ihrer Mutter zerstritten«, fuhr Jo ungerührt fort. »Das hat sie an diesem Abend, an dem wir alle ziemlich angeschickert waren, doch erzählt. Erinnert ihr euch?« Jo grinste. »Der legendäre Whisky-Abend.«
    »O Gott, diesen Abend habe ich nur noch verschwommen in Erinnerung.« Lizzie zog eine Grimasse.
    Jo vergaß niemals etwas. Das erstaunte Lizzie und ärgerte sie ein wenig. Jo und Nicci konnten immer Partys, Witze und Ereignisse abrufen, an die sich Lizzie nur noch bruchstückhaft erinnerte. Ihre Zeit an der Uni lag zum größten Teil in einem beduselten Nebel. Ein Nebel damals, ein Nebel jetzt.
    »Das war das einzige Mal, dass sie darüber gesprochen hat. Und ihr wisst ja, dass sie in den Ferien immer an der Uni geblieben ist und bei Sainsbury’s gejobbt hat, während wir alle nach Hause gefahren sind. Sie sagte, jemand müsse sich ja um unser Haus kümmern. Als würden wir darauf hereinfallen.«
    »Sind wir ja auch, oder?«, bemerkte Lizzie.
    »Ihr Dad hat sie verlassen, als sie noch ein Baby war, nicht wahr?« Fröstelnd schob Mona die Hände unter die Achseln. Der Hosenanzug aus feiner Wolle sah zwar gut aus, bot aber wenig Schutz gegen die feuchte Kälte.
    »Ja, das hat Nicci in jener Nacht auch erzählt. So war sie: immer ein Ohr für unsere Probleme, aber sich selbst nicht in die Karten schauen lassen.«
    Nachdem sie den schmutzigen Schlüssel an ihrem Hosensaum abgewischt hatte, schob Lizzie ihn ins Schloss und drehte ihn um, doch die Tür ging nicht auf.
    »Mach schon«, rief Mona. »Sonst frieren mir hier draußen noch die Zehen ab.«
    Verwirrt runzelte Lizzie die Stirn. Sie drehte den Schlüssel wieder zurück, bis sie ein Klicken spürte, und drückte die Klinke. Der Schuppen war gar nicht abgeschlossen gewesen.
    »Reinspaziert«, sagte sie, stieß die Tür auf und blieb dann wie angewurzelt stehen …
    Lizzie hörte einen Atem. Jemand war hier drinnen. Als ihre Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten, entdeckte sie ein Paar angeschlagener Schuhe. Brogues von Church.
    »Da… David?«, rief sie. »Bist du das?« Fieberhaft ging sie in Gedanken das Gespräch noch einmal durch. Hatten sie etwas gesagt, das er nicht hätte hören dürfen?
    »Ja«, ertönte eine vertraute Stimme. »Ich bin es. Tut mir leid. Ich wollte euch nicht erschrecken. Ich habe einfach … na ja … etwas Ruhe gebraucht. Ein anderer Ort ist mir nicht eingefallen. Jedes Zimmer im Haus ist … und Nicci ist immer …« David hielt inne, konnte nicht weitersprechen. Nach einem zitternden Atemzug fuhr er fort: »Sie ist immer hierhergekommen, wenn sie Zeit für sich brauchte. Sie meinte, es sei der einzige Platz, wo sie nachdenken könne. Fernab vom Haus und umgeben von den Geräuschen des Gartens.«
    »Und dem Rauschen von der A3«, fügte Mona trocken hinzu.
    David knipste einen Lichtschalter an, und Niccis Schuppen wurde in warmes Licht getaucht. Der Raum war größer, als Lizzie erwartet hatte. Das Licht kam von zwei kleinen Stehlampen von der Art, wie sie Lizzies Großmutter vielleicht gehabt hatte: gedrechselte Ständer aus dunklem Holz und Lampenschirme aus verblichenem Chintz. Lizzie hätte sie nicht einmal geschenkt genommen. Doch hier wirkten sie – typisch Nicci – absolut stylish. Die Lampe, die David am nächsten war, stand auf einer alten Anrichte, auf der
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