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Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Die besten Freunde meines Lebens - Roman

Titel: Die besten Freunde meines Lebens - Roman
Autoren: Diana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Schluss quasi umsonst ist – als echtes Schnäppchen aufgeschwatzt hatte. Bei der letzten »Cost per Wear«-Bilanz entsprachen diese Stiefeletten noch immer der Gemeindesteuer eines halben Jahres. Davids zerschrammte Brogues – es waren jene, die Nicci ihm an ihrem ersten gemeinsamen Weihnachtsfest geschenkt hatte – verrieten bereits, dass ihnen Niccis regelmäßige Pflege fehlte. Und Jos eigenes marineblaues Kostüm, in dem sie sich immer wie eine Vogelscheuche gefühlt hatte, war mit dem gekürzten Rock plötzlich wieder todschick.
    Wie immer hatte Nicci recht behalten. Es mochte zwar ihre Beerdigung sein, doch ihre Freundinnen waren perfekt gestylt. Auf eine dezente, dem Anlass entsprechende Weise.
    »Das ist jetzt vielleicht etwas unpassend«, sagte Jo, von ihrem Text abweichend, »aber ich würde gern eine Meinungsumfrage machen.«
    Verständnisloses Gemurmel wurde laut. Lizzie blickte zu Mona hinüber, die den Kopf schüttelte. Das war nicht geplant.
    »Wie viele unter Ihnen tragen heute Outfits oder mindestens ein Kleidungsstück, das Nicci ausgesucht hat?« Jo hob die Hand. Sie kam sich wie eine Idiotin vor. Und aus der Art, wie die Hälfte der Trauergäste sie anstarrte, war ersichtlich, dass sie auch wie eine aussah.
    Sie fixierte Mona und Lizzie mit strengem Blick, um sie zum Mitmachen zu zwingen.
    Mona hob als Erste die Hand, danach Lizzie. Momente später schloss sich ihnen David an. Harries und Charlies Hände wurden von ihren Großeltern in die Höhe gestreckt. Wie bei einer La-Ola-Welle erhoben sich dann in der ganzen Kirche die Hände bis hin zum Eingangsbereich, wo, wie Jo erst jetzt bemerkte, die Stammkunden von Capsule Wardrobe standen, die in den überfüllten Bänken keinen Platz mehr gefunden hatten.
    Jo begann zu lachen. Sie konnte nichts dagegen tun, versuchte auch gar nicht, es zu unterdrücken. Es war das erste echte Lachen seit zwei Wochen, als Niccis Tod sich unaufhaltsam abgezeichnet hatte.
    »Nicci wäre entzückt gewesen«, sagte sie. »Kleidung war ihr Lebensinhalt. Sie war davon überzeugt, dass das, was wir tragen, mehr sagt als alle Worte, dass ein T-Shirt oder ein Kleid oder ein Paar Schuhe in der Tat ein Statement ist. Und so hat Nicci auf die eine oder andere Weise zu der Garderobe der über hundert Leute beigetragen, die hier versammelt sind.
    Liebe Freundinnen und Freunde … ihr alle, die ihr, wie ich, Nicci liebten und vertrauten – ihr könntet eure Wertschätzung für Nicci nicht besser ausdrücken als mit eurer Kleidung. Denn wenn Nicci sich eines gewünscht hatte, dann dies: keine Vogelscheuchen bei ihrer Beisetzung.
    Nicci, wir lieben dich, wir vermissen dich und wir wissen noch gar nicht, wie unser Leben ohne dich aussehen wird – wie wir mit diesem Verlust überhaupt fertigwerden sollen. Doch du bist für immer in unseren Herzen …« Jo hielt inne, blickte mit feuchten Augen zu Mona und Lizzie, die ihr unter Tränen zulächelten und sie bestärkten.
    »… und in unseren Kleiderschränken.«

2. Kapitel
    »Wird David sich nicht fragen, wohin wir verschwunden sind?«, fragte Lizzie, während sie am Schloss des Schuppens herumfummelte. In dem dämmrigen Licht schätzte sie die Entfernung falsch ein, und der Schlüssel landete neben ihr im Matsch. Sie bückte sich und bemerkte, dass ihre hochhackigen Schuhe mit Schlamm verkrustet waren. »Hat mal jemand ein Tempo?«
    Mona zuckte die Achseln, und Jo schüttelte den Kopf.
    »Wo ist David überhaupt?«, fragte Jo. »Ich habe ihn seit mindestens einer halben Stunde nicht mehr gesehen.«
    »Wahrscheinlich untergetaucht«, erwiderte Mona. »Kann man ihm auch nicht verübeln. Das Haus voller Fremder, die sich auf seine Kosten vollfressen. Außerdem«, fügte sie hinzu, »ist das ja inzwischen Lizzies Schuppen.«
    Lizzie wirkte wenig überzeugt. »Ich weiß das, aber weiß David das auch?«
    »Seht nur«, sagte Jo und drehte sich zum Haus um. Alle Fenster des viktorianischen Reihenhauses waren erleuchtet, und die Küche war gerammelt voll mit Leuten. »Sieht das nicht seltsam aus? Irgendwie falsch?«
    Die anderen Frauen folgten ihrem Blick.
    »Stimmt«, sagte Lizzie. »Nicht deshalb, weil das Haus so voll ist – es war immer voller Gäste –, sondern wegen dieser Leute. Wer sind die alle? Kennt die irgendwer?«
    »Jemand muss sie ja kennen«, bemerkte Mona. »Wahrscheinlich David.«
    »Ach, kommt schon«, rief Jo. »Ein paar bekannte Gesichter müssen doch dabei sein. Die Frauen von Capsule Wardrobe,
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