Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
nicht die Rede. Sie hat mich nur verwöhnt und verhätschelt, immer gut aufgetischt und dergleichen. Sie behandelte mich wie einen Lieblingsneffen.»
    Sir Wilfrid überlegte eine Weile. «Sehen Sie mal, Mr. Vole, wenn es zu einer Verhandlung kommen sollte, wird man bestimmt fragen, warum Sie, ein gutaussehender, verheirateter junger Mann, einer älteren Dame, mit der Sie kaum etwas gemeinsam hatten, so viel Zeit widmeten.»
    Vole gab dies ziemlich niedergeschlagen zu. «Ja, wie ich vorhin schon sagte, es wird heißen, ich sei hinter ihrem Geld hergewesen.» Mit gewinnender Offenheit setzte er hinzu:

    «Und in gewissem Sinne stimmt es ja vielleicht auch. Aber nur in einem gewissen Sinne.»
    «Können Sie mir das etwas näher erklären?» fragte Sir Wilfrid, dem dieses Zugeständnis offenbar gefiel.
    «Na, sie hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, daß sie im Geld schwamm. Romaine und ich sind ziemlich knapp bei Kasse, und ich habe im stillen gehofft – das gebe ich unumwunden zu -, daß Miss French mir mal Geld leihen würde, falls wirklich Not am Mann sein sollte.»
    «Haben Sie sie je um ein Darlehen gebeten oder Geld von ihr empfangen?.»
    «Nein, niemals. Unsere Lage war noch nicht so verzweifelt»
    Vole wurde auf einmal sehr nachdenklich. Der Ernst seiner Lage schien ihm zum Bewußtsein zu kommen. «Es sieht nicht gerade rosig für mich aus. Das sehe ich jetzt auch allmählich.»
    «Wußte Miss French überhaupt, daß Sie verheiratet sind?»
    Sir Wilfrid ließ nicht locker.

    «Und hat sie niemals Ihre Frau von sich aus eingeladen?.»
    «Nein.» Vole wurde wieder ein wenig verlegen «Sie – sie lebte in der Illusion, daß meine Frau und ich nicht gut miteinander auskämen.»
    «Haben Sie absichtlich diesen Eindruck bei ihr erweckt?»
    «Nein, ganz gewiß nicht Aber ich dachte mir, sie würde das Interesse an mir verlieren, wenn ich Romaine zu sehr in den Vordergrund schöbe. Es lag mir zwar fern, sie anzubetteln. Aber ich hatte eine kleine Erfindung für Automobile gemacht, und ich dachte, ich könnte sie vielleicht dazu überreden, die Sache zu finanzieren. Ich habe aber nicht genassauert.»
    Es trat eine Pause ein, und dann forderte Sir Wilfrid ihn auf, ihm etwas über die Haushälterin zu erzählen.
    «Janet MacKenzie?» begann Leonard Vole. «Sie war ein regelrechter Drachen, das kann ich Ihnen versichern. Hat ihre Herrin nur so tyrannisiert. Sie hat ja gut für sie gesorgt. Aber in Janets Gegenwart durfte sich die arme Miss French nicht mucksen.» Er schwieg. Nach einer kleinen Pause setzte er nachdenklich hinzu: «Mich konnte Janet nicht ausstehen.»
    «Warum nicht?» fragte Sir Wilfrid
    «Eifersucht, nehme ich an. Sie fürchtete wohl, daß ich sie von ihrem Platz bei der alten Dame verdrängen könnte. Dabei habe ich Miss French nur Gesellschaft geleistet und ihr bei den Steuererklärungen und Wertpapieren etwas geholfen. Sie füllte nämlich nicht gern Formulare aus.»
    Sir Wilfrid blickte ihn prüfend an. «So, das haben Sie also auch gemacht?. Mr. Vole, jetzt werde ich Ihnen eine schwerwiegende Frage stellen, und ich möchte eine ehrliche Antwort darauf haben. Es ging Ihnen doch finanziell schlecht, und Sie verwalteten das Vermögen dieser Dame. Haben Sie da zu irgendeiner Zeit mal einige dieser Wertpapiere für sich selbst verwandt?»
    Vole fuhr auf und war im Begriff dies leidenschaftlich abzustreiten. Aber Sir Wilfrid brachte ihn durch eine Geste zum Schweigen.
    «Nein, nein, warten Sie einen Augenblick, bevor Sie antworten, Mr. Vole. Es gibt nämlich zwei Verteidigungsmöglichkeiten für Sie. Entweder können wir auf Ihrer absoluten Rechtschaffenheit und Ehrlichkeit aufbauen, oder wir können falls Sie die alte Dame doch betrogen haben sagen, daß für Sie kein Grund vorlag, die Frau zu ermorden; denn Sie hätten ja die Gans getötet, die die goldenen Eier legte. Wie Sie sehen, hat jeder Standpunkt etwas für sich. Aber von Ihnen möchte ich die reine Wahrheit hören.»
    «Ich versichere Ihnen hoch und heilig, Sir Wilfrid, daß ich kein unredliches Spiel getrieben habe, und niemand kann mir etwas Gegenteiliges nachweisen. So wahr ich hier stehe.»
    Sir Wilfrid sah ihn durchdringend an. «Ich danke Ihnen, Mr. Vole. Das bedeutet für mich eine ungeheure Erleichterung, und ich mache Ihnen das Kompliment, daß ich Sie für viel zu intelligent halte, um in einer so wichtigen Sache zu lügen. Und nun kommen wir zum....»
    «Vierzehnten Oktober», ergänzte Mr. Mayhew.

    Sir Wilfrid erhob sich. «Hatte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher