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Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime
Autoren: Agatha Christie
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Hand arbeiten. Nun kommen wir zum Abend des vierzehnten Oktober. Das war vor einer Woche. Können Sie sich noch daran erinnern?»

    «Oja, sehr gut»
    «Ihr Mann hat mir erzählt, er sei gegen neun Uhr von Miss French fortgegangen, habe den Weg zu Fuß zurückgelegt und sei um fünf Minuten vor halb zehn zu Hause angelangt»
    Sir Wilfrid blickte fragend zu Mrs. Vole hinüber. Diese erhob sich und ging langsam zum Kamin. Die beiden Anwälte standen ebenfalls auf.
    «Fünf Minuten vor halb zehn», sagte Mrs. Vole tonlos und nachdenklich vor sich hin.
    «Um halb zehn», fuhr Sir Wilfrid fort, «kehrte die Haushälterin zurück, um etwas zu holen, das sie vergessen hatte. Als sie an der Wohnzimmertür vorbeikam, hörte sie, wie sich Miss French mit einem Manne unterhielt Sie behauptete, daß dieser Mann Leonard Vole gewesen sei, und Inspektor Hearne erklärte, diese Aussage habe zur Verhaftung Ihres Mannes geführt Mr. Vole hat mir jedoch versichert, daß er ein unumstößliches Alibi habe, da er um halb zehn bei Ihnen zu Hause, war.»
    Sir Wilfrid blickte erwartungsvoll zu Mrs. Vole hinüber, die schweigend am Kaminsüns lehnte. Nach einer beklemmenden Pause drängte Sir Wilfrid: «Das stimmt doch, nicht wahr? Um halb zehn war er bei Ihnen, ja?»
    «Hat er Ihnen das gesagt?» fragte sie schließlich, während beide Anwälte sie gespannt ansahen. «Daß er um halb zehn bei mir war?»
    «Stimmt es etwa nicht?» fragte Sir Wilfrid ein wenig gereizt Wieder entstand eine längere Pause. Mrs. Vole ging langsam zu ihrem Sessel zurück und ließ sich nieder.
    «Aber natürlich», lautete ihre ruhige Antwort, die bei Sir Wilfrid einen Seufzer der Erleichterung auslöste. Er setzte sich ebenfalls wieder.
    «Die Polizei hat Sie wahrscheinlich schon über diesen Punkt vernommen. Was haben Sie da gesagt?»
    «Ja, sie war gestern abend bei mir, und ich habe gesagt: ‹Leonard ist an dem Abend um 9.25 Uhr nach Hause gekommen und nicht wieder ausgegangen.›» Den letzten Satz leierte sie herunter, als habe sie ihn auswendig gelernt Als sie bei Mr. Mayhew eine gewisse Nervosität bemerkte, setzte sie hinzu: «Das war doch richtig so, nicht wahr?»
    «Was soll das heißen, Mrs. Vole?» fragte Sir Wilfrid.
    «Leonard wünscht, daß ich das sage, nicht wahr?»
    «Es ist doch die Wahrheit. Das haben Sie vorhin gerade bestätigt»
    «Ich muß dies ganz richtig verstehen. Wenn ich sage, ja, es verhält sich so, Leonard war um halb zehn bei mir – werden sie ihn dann freisprechen? Werden sie ihn aus der Haft entlassen?»
    Ihr Verhalten kam den beiden Anwälten ziemlich rätselhaft vor.
    Mr. Mayhew beantwortete ihre Frage: «Wenn Sie beide die Wahrheit sprechen, dann werden sie ihn – freilassen müssen.»
    «Aber als ich das der Polizei sagte, hat man es mir nicht geglaubt. Das Gefühl hatte ich wenigstens.»
    Sie schien durchaus nicht unglücklich daüber zu sein. Im Gegenteil, sie erweckte den Eindruck, als verursache ihr diese Tatsache eine gewisse Befriedigung. Mit plötzlich hervorbrechender Bosheit fügte sie hinzu: «Vielleicht habe ich es nicht sehr gut gesagt?»
    Die beiden Männer sahen sich schweigend an. Dann begegneten Sir Wilfrids Augen dem kühlen, ein wenig frechen Blick von Mrs. Vole. Sie saßen sich wie zwei Feinde gegenüber.
    Sir Wilfrid änderte seine Taktik.
    «Wissen Sie, Mrs. Vole», sagte er, «ich verstehe Ihre Haltung in dieser Angelegenheit nicht ganz. Vielleicht machen Sie sich die Lage Ihres Mannes nicht recht klar.»
    «Ich habe Ihnen bereits gesagt», entgegnete sie, «daß ich gern genau wissen möchte, wie schwarz die Sache für – meinen Mann aussieht. Ich sage der Polizei, Leonard war um halb zehn bei mir zu Hause – und man glaubt mir nicht. Aber vielleicht hat ihn jemand beobachtet, als er Miss Frenchs Haus verließ, oder beim Heimweg auf der Straße gesehen?»

    Sie blickte durchdringend und ein wenig verschlagen von einem zum anderen, und Mr. Mayhew gab zögernd zu, daß dies nicht der Fall sei.
    «Dann hängt sein Freispruch also nur von seinem Wort -und meinem ab.» Sie wiederholte mit ziemlicher Heftigkeit: «Und meinem. Ich danke Ihnen, meine Herren; das ist alles, was ich wissen wollte.»
    Damit erhob sie sich, aber Mr. Mayhew bat sie, noch ein wenig zu bleiben. «Es ist so vieles zu besprechen, Mrs. Vole.»
    «Nicht mit mir.»
    «Warum nicht, Mrs. Vole?» fragte Sir Wilfrid.
    «Ich werde doch schwören müssen, daß ich die Wahrheit sage, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit,
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