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Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime
Autoren: Agatha Christie
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Miss French Sie für diesen Abend eingeladen, Mr. Vole?»
    «Nein, das gerade nicht. Aber Janet MacKenzie hatte Ausgang, und ich wußte, daß Miss French dann allein war und sich einsam fühlte.»
    «Es war Ihnen also bekannt, daß Janet MacKenzie nicht zu Hause war. Das ist nicht besonders günstig.»
    «Wieso? Janet MacKenzie hatte freitags immer Ausgang, und da ist es doch ganz natürlich, daß ich diesen Abend wählte, um Miss French Gesellschaft zu leisten.»
    Sir Wilfrid äußerte sich nicht weiter dazu, sondern bat Vole, ihm die Vorgänge des Abends zu schildern.
    «Ich kam», berichtete Vole, «gegen ein Viertel vor acht bei Miss French an. Sie war gerade mit dem Essen fertig, und wir tranken noch eine Tasse Kaffee zusamme. Dann spielten wir Karten. Kurz vor neun Uhr verabschiedete ich mich von ihr. Da es ein schöner Abend war, ging ich zu Fuß und war kurz vor halb zehn zu Hause. Ich wohne in einem kleinen Haus in der Nähe des Bahnhofs Euston. Den Rest des Abends habe ich mit meiner Frau verbracht und bin nicht mehr ausgegangen. Das kann meine Frau bezeugen.»
    Die beiden Rechtsanwälte tauschten wieder einen Blick, und Mr. Mayhew fragte: «Verstehen Sie sich gut mit Ihrer Frau?»
    «O ja, wir sind außerordentlich glücklich verheiratet. Romaine ist wundervoll einfach wundervoll.»
    Sir Wilfrid unterbrach diese Lobeshytrine mit der nüchternen Frage: «Hat Sie eigentlich irgend jemand nach Hause kommen sehen?»
    «Nein, aber wozu denn auch? Meine Frau kann doch...»
    «Leider ist die Aussage einer liebenden Ehefrau allein nicht völlig überzeugend», fiel ihm Sir Wilfrid ins Wort.
    «Oh, glaubt man etwa, meine Frau wurde meinetwegen lügen?»
    «Das soll schon vorgekommen sein, Mr. Vole», bemerkte Sir Wilfrid trocken.
    «Aber das ist doch in diesem Fall gar nicht nötig. Es verhält sich tatsächlich alles so, wie ich es geschildert habe. Sie glauben mir doch, Sir Wilfrid, nicht wahr?»
    «Ja, ich glaube Ihnen schon. Doch müssen Sie nicht mich überzeugen, sondern die Geschworenen.»
    «Aber mein Gott, warum hätte ich denn wohl Miss French töten sollen?»
    Während diese Frage noch durch den Raum schwebte, klopfte es an die Tür, und Greta erschien mit der Abendzeitung. Sie legte das Blatt vor Sir Wilfrid auf den Tisch und wies dabei auf einen angestrichenen Artikel hin. Dann zog sie sich wieder zurück. Die beiden Rechtsanwälte beugten sich über die Zeitung und lasen die Stelle. Nach einer Weile richtete sich Sir Wilfrid auf: «Hier wäre schon ein ganz ausreichendes Motiv. Miss French hat Ihnen nämlich ihr ganzes Vermögen vermacht»
    Vole schien wie vom Donner gerührt «Mir? Ihr ganzes Vermögen? Das ist wohl ein Scherz?»
    «Es ist kein Scherz, Mr. Vole. Es steht hier schwarz auf wei? Sie können sich selbst davon überzeugen»
    Mit diesen Worten reichte er Vole das Abendblatt hin. «Haben Sie nichts davon gewußt?»
    «Gar nichts. Ich bin ihr natürlich sehr dankbar. Aber unter diesen Umständen wollte ich, sie hätte es nicht getan. Jetzt sieht die Sache ziemlich finster für mich aus, nicht wahr? Mein Gott, werden sie mich nun wohl verhaften?»
    «Damit müssen Sie wahrscheinlich rechnen», entgegnete Sir Wilfrid.
    Vole stand ganz verwirrt auf «Sie – Sie werden doch alles für mich tun, was sie können, nicht wahr, Sir?»
    Sir Wilfrid ging auf ihn zu und sprach beruhigend auf ihn ein. «Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht . Lassen Sie das nur meine Sorge sein.»

    «Mein Gott, ich kann es noch gar nicht fassen. Ich kann es einfach nicht glauben, daß ich, Leonard Vole, auf der Anklagebank sitzen und des Mordes bezichtigt werden soll.»
    Er schüttelte sich, als erwache er aus einem bösen Traum. Dann wandte er sich an Mr. Mayhew: «Ich verstehe nicht, warum die Polizei nicht glaubt, es sei ein Einbrecher gewesen. Das Fenster war doch eingeschlagen und alles durchwühlt – so stand es jedenfalls in den Zeitungen.»
    Die Rechtsanwälte schwiegen. Nach dem letzten Bericht zu urteilen, schien die Polizei ganz und gar nicht der Ansicht zu sein, daß es sich um einen Einbruch handle.

    In diesem Augenblick kam es zu einer neuen Unterbrechung. Der Bürovorsteher erschien und meldete Sir Wilfrid, daß zwei Herren draußen warteten, die Mr. Vole zu sprechen wünschten.
    Als Sir Wilfrid mit Carter hinausging, um mit den Her ren zu reden, fragte Vole ängstlich: «Ist es nun soweit?»
    Mr. Mayhew klopfte ihm bernhigend auf die Schulter
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