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Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime
Autoren: Agatha Christie
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getan hat. Der echte Butler erzählte mir eine lange Geschichte über einen Mann namens Samuel Lowe, einen Untergärtner, ungefähr so groß und von ähnlicher Statur wie Quentin. Er hatte was gegen Listerdale...
    Mrs. St Vincent schreckte zusammen.
    ‹Er dachte nie an andere.› Die Worte des Butlers fielen ihr wieder ein und der sachliche, unbeteiligte Ton, in dem er sie gesagt hatte. Was für dürftige Worte Worum ging es in Wirklichkeit?
    Sie war sein Gedanken versunken, daß sie Rupert kaum zuhörte. Er erklärte ihr hastig etwas, das sie nicht verstand, und lief aus dem Zimmer.
    Dann tauchte sie aus ihren Grübeleien auf. Wo war Rupert? Was würde er tun? Sie hatte seinen letzten Worten nicht richtig zugehört Vielleicht lief er zur Polizei. In diesem Fall...

    Sie stand abrupt auf und drückte die Klingel. Wie üblich erschien Quentin sofort.

    «Sie haben geläutet, Madam?»
    «Ja. Bitte, kommen Sie herein und schließen Sie die Tür!»
    Der Butler gehorchte. Mrs. St. Vincent schwieg einen Augenblick und musterte ihn mit ernsten Augen.
    Er war so freundlich zu mir, dachte sie. Keiner ahnt, wie freundlich er war. Die Kinder können es nicht verstehen. Ruperts Geschichte ist bestimmt völliger Unsinn. Andererseits könnte aber... ja, vielleicht ist doch etwas dran. Warum sollte ich ihn verurteilen? Man weiß nie. Ich meine, was richtig und was falsch an so einer Sache ist... Ich würde mein Leben verwetten ja, mein Leben -, daß er ein guter Mensch ist.
    «Mr. Rupert ist gerade zurückgekommen, Quentin», sagte sie errötend mit unsicherer Stimme.
    «Er war in ‹King's Cheviot› und in einem Dorf in der Nähe.»
    Sie schwieg, weil sie bemerkte, daß er gegen seinen Willen zusammengezuckt war.
    «Er ist jemand – er ist jemand begegnet», fuhr sie vorsichtig fort.
    So, jetzt ist er gewarnt, dachte sie. Auf jeden Fall ist er gewarnt.
    Nach der kurzen Reaktion von eben hatte Quentin seine Gelassenheit wiedergefunden. Seine Augen sahen sie wachsam und forschend an. Ein Ausdruck lag in ihnen, den sie bisher noch nicht an ihm bemerkt hatte. Zum erstenmal blickte er sie mit den Augen eines Mannes an und nicht mit denen eines Dieners.
    Er zögerte einen Augenblick, dann fragte er in einem Ton, der sich ebenfalls etwas verändert hatte: «Warum erzählen Sie mir das, Mrs. St Vincent?»

    Ehe sie antworten konnte, flog die Tür auf und Rupert kam herein. Ihm folgte ein würdevoller Mann mit kleinen Koteletten und der Miene eines gütigen Erzbischofs. Es mußte Quentin sein.
    «Hier ist er», sagte Rupert. «Der echte! Er wartete draußen in einem Taxi. Also, Quentin, sehen Sie sich diesen Mann mal an und sagen Sie mir, ob er Samuel Lowe ist!»
    Es war Ruperts großer Augenblick. Doch er war nur kurz, denn er erkannte fast sofort, daß etwas nicht stimmte. Eine Zeitlang sah der echte Quentin verlegen und ziemlich unsicher aus, der zweite Quentin lächelte, ein breites Lächeln voll ehrlichen Vergnügens.
    Er klopfte seinem verwirrten Doppelgänger freundlich auf den Rücken.
    «Es ist schon in Ordnung, Quentin. Irgendwann mußte ich ja mal die Katze aus dem Sack lassen. Sie können ihnen erzählen, wer ich bin.»
    Der würdevolle Fremde straffte sich.
    «Dies, Sir», verkündete er in vorwurfsvollem Ton, «ist mein Herr, Lord Listerdale, Sir.»
    In den nächsten Minuten geschahen viele Dinge. Zuerst brach Ruperts Selbstsicherheit völlig in sich zusammen. Ehe er wußte, wie ihm geschah, wurde er freundlich zur Tür manövriert.
    Der Mund stand ihm vor Verblüffung immer noch offen. Eine freundliche Stimme, die ihm vertraut klang und doch wieder nicht, sagte an seinem Ohr: «Es ist alles in Ordnung, mein Junge. Es gab keine Scherben. Gute Arbeit hast du geleistet. Mich einfach so aufzustöbern.»
    Dann stand er draußen auf dem Treppenabsatz und sah auf die geschlossene Tür. Der echte Quentin stand neben ihm. Ein freundlicher Strom von Erklärungen floß von seinen Uppen.
    Drinnen im Zimmer sagte Lord Listerdale zu Mrs. St Vincent: «Ich möchte es Ihnen gern erklären – falls ich es kann. Mein Leben lang war ich ein egoistischer Teufel gewesen, und eines Tages merkte ich es. Ich dachte, ich sollte es mal mit der Nächstenliebe versuchen, und da ich ein verrückter Kerl bin, fing ich das auch ziemlich verrückt an. Ich wollte in bestimmte Organisationen Geld stecken, irgend so etwas, doch dann hatte ich das Gefühl, es müßte etwas Persönlicheres sein. Mir taten die Leute schon immer leid, die nicht bitten
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