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Die Besteigung Des Rum Doodle

Die Besteigung Des Rum Doodle

Titel: Die Besteigung Des Rum Doodle
Autoren: W. E. Bowman
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Aconcagua in Südamerika, weil sich der nächsthöhere Gipfel im Hindukusch befindet, 16 517 Kilometer entfernt. Im Hochgebirge gilt eine Schartentiefe von mindestens 100 Metern und eine Dominanz von mindestens einem Kilometer als Mindestmaß, um von einem eigenständigen Berg zu sprechen. Ein Berg mit mehreren Nebengipfeln wird somit nur als ein Berg gewertet.
    Die Dominanz bestimmt also die Zahl der Viertausender in den Alpen und die Zahl der Achttausender im Himalaja.Es gibt allerdings zwei verschiedene Gipfelsysteme: Das von der Bergsteigervereinigung UIAA festgelegte System für die Viertausender in den Alpen besagt, dass jeder Berg mit einer Schartentiefe von mindestens 30 Metern als eigenständig gilt. Im Himalaja dagegen gilt eine Schartentiefe von 649 Metern, das ist die Schartentiefe zwischen Lhotse und Mount Everest, die notwendig ist, um beide als eigenständige Achttausender zu werten. Wäre das nicht so, dann wäre der Südgipfel des Mount Everest der zweithöchste Berg der Welt. Hinzu kommt noch, dass all das auf dem metrischen System basiert und kein Bergsteiger 14 Achttausender besteigen würde, wenn man den Himalaja heute noch in Fuß vermessen würde. Die 14 Achttausender gibt es also, weil am 20. Mai 1875 in Paris die »Meterkonvention« unterzeichnet wurde. Dass der Everest genau 29 028 Fuß misst, geriet in Vergessenheit – außer in England natürlich. Aber wenn man sich nur kurz vorstellt, man hätte sich damals in Paris für Fuß und nicht für Meter entschieden, dann würden heute Bergsteiger den Gipfeln über 26 000 Fuß, das wären 17, oder jenen über 25 000 Fuß, also bis 7620 Meter, was dann schon 37 wären, hinterhereifern. Die Geschichte des Höhenbergsteigens wäre eine ganz andere. Dank des metrischen Systems sind es aber nur 14, eine überschaubare Zahl, die bei Bergsteigern einen Sammelwahn auslöste, der viele von ihnen in den Wahnsinn oder in den Tod trieb. Und bis heute interessiert sich kaum jemand für den Gyachung Kang, einen wunderbaren und genau 7952 Meter hohen Berg an der Grenze zwischen China und Nepal.
    Wer das jetzt völlig zu Recht für kompliziert hält, der ist mit dem E-Wert des Geoinformatikers Wolfgang Leonhard vollends überfordert. Das E steht für die Eigenständigkeit eines Berges, und um die zu ermitteln, muss man – Vorsicht – die Höhe des betreffenden Berges durch die Höhedes Mount Everest teilen, der als Referenz dient. Dann teilt man die Dominanz des betreffenden Berges durch 100 Kilometer und teilt dann noch die Prominenz durch die Höhe des Berges, um dann alle drei Werte zur Basis 2 zu logarithmieren, addiert die Werte und teilt das negative Ergebnis durch 3. Alles klar?
    Und neben alldem darf man nicht vergessen, dass Höhe immer auch eine Frage der Relation ist. Der Kala Pattar zum Beispiel, ein immerhin 5500 Meter hoher Berg am Fuße des Mount Everests, wird von den Einheimischen allen Ernstes als »Hügel« bezeichnet.
    Der höchste Berg Deutschlands
    Während der höchste Berg der Welt immer höher wurde, wurde der höchste Berg Deutschlands immer niedriger. Ein tragischer Verlauf, der damit zu tun hat, dass sich das deutsche Territorium im Laufe der Geschichte veränderte. Zwischen 1885 und 1918 erhob sich der höchste Punkt des kolonialen deutschen Kaiserreiches in Deutsch-Ostafrika, dem heutigen Tansania: Der Kilimandscharo, 5895 Meter hoch, war einmal der höchste deutsche Berg. Der Gipfel hieß Kaiser-Wilhelm-Spitze, und einige Steine davon, die »Spitze des Kilimandscharo«, sind bis heute im Neuen Palais in Potsdam zu bewundern – man muss nur die Außentreppen hinaufsteigen zum Grottensaal.
    Der deutsche Erstbesteiger hieß Hans Meyer, und der notierte nach dem Gipfelgang am 6. Oktober 1889: »Mit dem Recht des ersten Ersteigers taufe ich diese bisher unbekannte, namenlose Spitze des Kibo, den höchsten Punkt deutscher und afrikanischer Erde: Kaiser-Wilhelm-Spitze.« Meyer nahm zwei Steine von der Mittelspitze über dem Kraterranddes Kibo mit nach Hause. Einen Stein überreichte er in feierlicher Umgebung und sorgfältig verpackt dem Kaiser. Wilhelm II. war davon so angetan, dass er den schwarzen Lavastein als dekorativen Wandschmuck im Grottensaal des Potsdamer Marmorpalais einsetzen ließ. Doch irgendwann in den 1950er Jahren verliert sich dessen Spur. Angeblich hat ein Bauarbeiter das Originalstück versehentlich mit einer Leiter abgebrochen und durch ein ähnlich aussehendes Stück ersetzt, das er im Schotter vor dem
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