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Die Besteigung Des Rum Doodle

Die Besteigung Des Rum Doodle

Titel: Die Besteigung Des Rum Doodle
Autoren: W. E. Bowman
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auf 27 000 Fuß, ein Camp 2 auf 29 000 Fuß, ein Camp 3 auf 31 000 Fuß und Camp 4 auf 33 000 Fuß, wollen weiter, um ein Camp 5 zu errichten, und realisieren auf 35 000 Fuß – ups –, dass sie auf dem falschen Berg sind: Sie haben den Gipfel des North Doodle bestiegen. Und als siewieder ins Basecamp abgestiegen sind, stellen sie fest, dass die 92 Träger das Basecamp auf den richtigen Gipfel getragen haben – weil Constant nicht wusste, dass »Basislager« und »Gipfel« in Yogistani ein und dasselbe Wort ist. Am Ende ist also nur Prone, und das gegen seinen Willen, auf dem Gipfel des Rum Doodle. Doch weil er alle Träger um mehr als einen Kopf überragt, so die spätere Analyse im Team, war er auch weiter oben als alle anderen. Binder telegrafiert nach England: »›Expedition mehr als erfolgreich, weil beide Doodle bestiegen wurden. Alle gesund und munter. Die Moral der Mannschaft ist ausgezeichnet, und die Träger können nicht hoch genug gelobt werden.‹«
    Feldzüge
    In der Realität der 1930er, 40er und 50er Jahre wurden die Berge belagert, attackiert, erobert und vereinnahmt. Expeditionen sind Feldzüge und Bergsteiger Soldaten  – und die Berichte darüber sind humorlos, ernst und unerträglich. Es war höchste Zeit für
Rum Doodle
. Auch deswegen ist der fiktive Expeditionsbericht über die Besteigung des Rum Doodle, samt Geleitwort des
»Chairman of the Rum Doodle Committee«
, bis zum heutigen Tag eine Bereicherung, und das nicht nur für die Bergsteigerwelt, wo Begriffe wie Kameradschaft, Wille und Eroberung auch im 21. Jahrhundert zum Teil noch hochgehalten werden, als gelte es, das Vaterland zu retten. Auch Binder spricht vom »esprit de corps« und sagt Sätze wie: »Wenn der Anführer aufgibt, fällt die Mannschaft auseinander.« Und kämpft sich weiter hinauf zum falschen Berg.
    Als von den sogenannten letzten Problemen der Alpen, den drei großen Nordwänden von Eiger, Grand Jorasses und Matterhorn, nur noch die Eigernordwand übrig gebliebenwar, wurde deren Durchsteigung in den 30er Jahren wie ein deutscher Feldzug inszeniert. Erst 1938 gelang es den Herren Harrer, Heckmaier, Kasparek und Vörg, den Eiger zu bezwingen. Aber das ist eine andere Geschichte.
    Nachdem sich in den Alpen nicht mehr viel propagandistisch vermarkten ließ, forcierte man die Aktivitäten im Himalaja. Sie waren »Schicksalsunternehmungen nationaler Tragweite«. Dort hatte jede Nation ihren eigenen »Schicksalsberg«. Für die Engländer war es der Mount Everest, für die Deutschen der Nanga Parbat, für die Italiener der K2 und für die Franzosen der Annapurna. 1939 schrieb der deutsche Himalajaforscher Günter Oskar Dyhrenfurth in
Baltoro
: »Die Achttausender, diese wahren ›Gipfel der Welt‹, haben bislang allen Angriffen getrotzt«. Aus deutscher Sicht ist »getrotzt« genau das richtige Wort. Denn die groß angelegten und größenwahnsinnigen Nanga-Parbat-Expeditionen 1934 und 1937 waren nichts anderes als deutsche Feldzüge – und sie scheiterten auch wie deutsche Feldzüge: 31 Menschen starben in einem Schneesturm und in einer Lawine. Fast die gesamte deutsche Bergsteigerelite fiel dem Nanga Parbat zum Opfer. Den Gipfel erreichte man nicht. Erst acht Jahre nach dem Krieg schaffte es der Tiroler Hermann Buhl im Alleingang endlich auf den Gipfel – es war eine Art postgroßdeutsche Errungenschaft.
    Zu schön, um wahr zu sein
    Da ging es während einer australischen Antarktis-Expedition in den späten 1950er Jahren friedlicher und offenbar auch humorvoller zu. Denn die Teilnehmer waren offenbar so begeistert von Bowmans Roman, dass sie einem der Berge, den sie dort entdeckt hatten, den Namen »Rumdoodle Peak« gaben. »Es sei so poetisch, dass es wahr seinmüsse«, heißt es an einer Stelle der
Besteigung des Rum Doodle
. Und am Ende, als sie sich auf der Passhöhe noch ein letztes Mal umdrehen, wünscht man sich nur allzu sehr, dass die Geschichte wirklich wahr wäre: »Die Abendsonne war hinter uns am Horizont versunken. Die Wildnis der Berge ringsum war eine Sinfonie abgestufter Schattierungen. Uns zu Füßen lag das tiefe Schwarz der Flussschluchten. Nur der Rum Doodle stand noch im Sonnenlicht da, seine riesige Pyramide zeichnete sich gegen den türkisfarbenen Himmel ab. Die gewaltigen Eishänge und Schneefelder glitzerten in den wechselnden Farben des Sonnenuntergangs.
    Es war ein passender Abschied von einem majestätischen Berg. Burley legte seine Hand auf meine Schulter, und gemeinsam bahnten
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