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Die Beste Zum Schluss

Titel: Die Beste Zum Schluss
Autoren: Michel Birbæk
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mir einen besser bezahlten Job zu suchen, und wie ich sogar zustimmte, mit ihren bescheuerten Freunden in Urlaub zu fahren, die allesamt in der Werbung arbeiteten und den ganzen Tag in Werbeslogans sprachen. Und wie ich schließlich eines Tages nach Hause kam und in einer halb leeren Wohnung einen halbseitigen Brief fand.
    »Nicht mal einen richtigen Brief, sie hat einfach ein paar Worte auf eine Serviette geschmiert.«
    Rene zuckt mit den Schultern.
    »Immer noch besser als fremde Haare im Bett.«
    »Ich Hirni habe wirklich geglaubt, dass sie am Wochenende immer müde vom Arbeiten war. Dabei brauchte sie wahrscheinlich nur einen freien Tag, um sich von dem Torschusstraining unter der Woche zu erholen.«
    Rene lacht hämisch.
    »Bei Volker hieß das Cutten. Die Zeit im Studio hat ihn immer völlig ausgesaugt.« Sie grinst böse und steht auf. »Bin gleich wieder da. Wehe, du verschwindest.«
    Stattdessen verschwindet sie Richtung Toiletten. Ich sitze da und fühle mich so gut wie schon lange nicht mehr.
    Der Köbes bringt Wasser und Bier und scheint enttäuscht zu sein, dass Rene nicht da ist. Wahrscheinlich hat er seit der letzten Bestellung an einem Gag gefeilt. Er zieht unbefriedigt wieder ab. Das Lokal wird immer voller. Es strömen mehrere Jungs herein, die T-Shirts tragen, auf denen Selbst ich habe eine abbekommen steht. Junggesellenabschied. Die meisten sind besoffen und singen eine sehr laute Sha-na-na-na-na-na-na-Version von irgendeinem Hit.
    Rene kommt von der Toilette zurück. Sie setzt sich und wirft einen Blick auf die Männergruppe.
    »Lass uns hier abhauen.«
    »Wohin?«
    »Hat deine Ex zwei Stühle dagelassen?«
    »Zu mir?«, frage ich überrascht und nicke dann sofort, als mir klar wird, was für eine grandiose Idee das ist. Geister vertreiben. »Okay, aber mach dir keine Hoffnung: Ich schlafe nicht mit dir.«
    »Schwein gehabt«, grinst sie und steht auf. Sie wirft einen Zehner auf den Tisch, schnappt sich meine Hand und zieht mich zum Ausgang.
    Draußen erwartet uns eine laue Sommernacht. Wir schlendern Händchen haltend los und tauschen ein paar Schuldzuweisungen aus, um uns schließlich darauf zu einigen, dass es eben Konstellationen gibt, die sexuell nicht füreinander geschaffen sind, was eine echt nette Umschreibung für den furchtbaren Sex ist, den wir hatten. Wir spazieren Hand in Hand durch die Straßen. Nichts nervt. Im Gegenteil. Ich freue mich aufs Nachhausekommen. Lange her.
    In Köln auf Wohnungssuche zu gehen heißt: sehr viel Geld ausgeben oder sehr viel Zeit und Kompromissfähigkeit mitbringen. Ich kenne Menschen, die seit Jahren auf der Suche sind, weil sie sich weigern, ein Drittel ihrer Gesamteinnahmen für die Miete einer Wohnung auszugeben, in der sie nicht mal gerne wohnen. Dieses Los umging ich mit einem Glücksfall, als ich meine Wohnung fand. Während ich Kaffee mache, tigert Rene durch die Wohnung und kommentiert die Raumaufteilung. Sie ist auf Wohnungssuche, da sie auf Dauer nicht täglich zwischen Aachen und Köln pendeln will, und meine Wohnung wäre perfekt für eine Alleinerziehende mit zwei Kindern, ob ich denn nicht vorhätte auszuziehen, nach der Geschichte mit Isa. Sie findet allerhand Argumente dafür, wieso ich ausziehen sollte, und bringt mich mehrmals zum Lachen.
    Den Kaffee trinken wir auf dem Minibalkon. Da meine Hollywoodschaukel Isa gefiel, sitzen wir auf Holzkisten und schauen über die nächtlichen Dächer. Ich habe ein paar Kerzen und eine Zigarette angezündet. Nähe ohne Unruhe. Hatte fast vergessen, wie das ist.
    »Wie konnten wir uns so lange aus den Augen verlieren?«
    »Weil du aufgehört hast, dich zu melden, du Trottel.«
    »Und wieso hast du dich nicht gemeldet?«
    »Weil ich beleidigt war, dass du dich nicht meldest.«
    »Ach so. Na ja, jetzt habe ich ja deine Nummer.«
    »Und ich deine«, sagt sie. »Und ich werde nicht zögern, sie einzusetzen!«
    Wir wärmen ein paar alte Anekdoten auf und bringen uns dann auf den neuesten Stand, wer von unserem alten Freundeskreis verheiratet, geschieden, arbeitslos, erfolgreich, durchgeknallt oder spießig geworden ist. Wir reden über die Krankheit ihrer Mutter, die Geburt ihrer Tochter, ihre Beziehungen vor Volker, meine Beziehungen vor Isa. In Liebesdingen scheinen wir nicht das beste Händchen zu haben. Keine Beziehung länger als zwei Jahre, keinen Kontakt zu unseren Exfreunden. Wir entwickeln die These, dass es in unserer Gegend früher militärische Versuche gab, in denen biologische Waffen
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