Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Beste Zum Schluss

Titel: Die Beste Zum Schluss
Autoren: Michel Birbæk
Vom Netzwerk:
beliebtes Familienritual, mit seinen Freundinnen Scrabble zu spielen.
    Bereits ein Jahr nachdem ich Eva kennengelernt hatte, starb Renes Vater friedlich im Bett. Ich rede mir gern ein, dass er gehen konnte, weil er nun gesehen hatte, dass ich »die Eier« hatte. Wir hatten uns ein großartiges Haus im Bergischen Land gemietet und wohnten als eine Art Familien- w g unter einem Dach, was natürlich Gesprächsthema bei den Dorfbewohnern war. Wenn Rene und ich schon in Köln schräg angeschaut worden waren, so war das nichts im Vergleich zu dem, was wir auf dem Land erlebten. Mehrmals erfuhren wir auf dem Markt von Perversionen, die wir angeblich hinter verschlossenen Türen trieben, und auch das Jugendamt schaute mal vorbei, um die Zustände zu prüfen. So ist das, wenn man von der Beziehungsnorm abweicht. Im 17 . Jahrhundert war es normal, sich eine Ehefrau zu kaufen, und noch hundert Jahre später wurde man schräg angeschaut, wenn man aus Liebe heiraten wollte. Heutzutage sind romantische Eheschließungen so normal, wie Patchworkfamilien es irgendwann sein werden. Die Dinge ändern sich. Und eines Tages, so hoffe ich, wird es egal sein, in welcher Konstellation man zusammenlebt. Dann wird es nicht mehr darum gehen, wie die Form ist, sondern um Glück.
    Apropos Glück … Nach meiner dreimonatigen Auszeit kündigte ich bei der ann a und arbeitete fortan als freier Autor. Die Reportage über Caro erschien nie, aber ich schrieb ein Drehbuch über ihr Doppelleben für sie, und das wurde glücklicherweise verfilmt, auch wenn ich mich bei der Kinopremiere schämte, als Caros Filmfigur einen überheblichen Journalisten vorführte. Caros Fans sorgten dafür, dass es der erfolgreichste Film des Jahres wurde, was mir die Tür ins Drehbuchgeschäft öffnete. Ich schrieb ein paar rachsüchtige Bücher über die Schweinereien der Industriekonzerne und schuf mir meine Nische mit Wirtschaftsthrillern.
    Sieben Jahre nachdem ich bei der ann a ausgestiegen war, ging Gerd in Rente. Er hielt das ein halbes Jahr durch, dann starb er. Vanessa wurde Chefredakteurin, führte das Heft an den Abgrund und ließ sich mit einer horrenden Abfindung wegloben. Mit fünfzig kandidierte sie für den Bundestag und gewann ein Direktmandat. Das Schlimmste, das man über Politik sagen kann, ist, dass sie im Bundestag nicht weiter auffiel.
    Ich dagegen verbrachte fast jeden Tag zu Hause mit meiner Familie und der Frau meines Lebens, die ihren grünen Daumen in unserem Garten entdeckte und sich schließlich als Gärtnerin selbstständig machte. Sie konnte jede noch so merkwürdige Pflanze zum Sprießen bringen. Sogar mich. Seit diesem Tag in Tofino wachte ich den Großteil meines restlichen Lebens mit ihr auf und schlief abends mit ihr ein. Vielleicht klappte unsere Beziehung deswegen besser als meine vorherigen. Vielleicht braucht eine Beziehung mehr Zeit, als wir ihr einräumen. Vielleicht braucht sie die richtige Konstellation. Vielleicht braucht sie aber auch bloß den einen Moment, in dem wir uns wirklich füreinander entscheiden, egal wie die Umstände sind. Es gibt nun mal keinen perfekten Augenblick – außer, man macht ihn perfekt.

Danke. Schön.
    Mit jedem Roman werden meine Dankesseiten länger.
    Eine schöne Aussage über die letzten Jahre.
    Und doch ...
    Mittlerweile bin ich so vielen Menschen dankbar, dass ich diesmal vor der Wahl stand, angemessene Dankesseiten zu schreiben – oder mit dem neuen Roman zu beginnen. Eine schwierige Entscheidung ...
    Es musste ja fair ablaufen, also warf ich eine Münze – Kopf für Roman, Zahl für Dankesseiten – und zwar so lange bis Kopf fiel.
    Ich hoffe, das war in eurem Sinne.
    Also. Kurz & gut:
    Danke.
Euch allen.
Und auch dir.
Wegen der potentiellen Option.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher