Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin
Autoren: Susanne Kliem
Vom Netzwerk:
Evelyn, meinen zwei Junior-Event-Managerinnen, teilte. Schon von draußen sah ich, dass Michaela mehr auf ihrem Stuhl hing, als dass sie saß. »… aber diese Liste … sie braucht das dringend«, sagte sie gerade, als ich eintrat. Heike stand bei ihr, hatte ihre Hand auf Michaelas Schulter gelegt, Evelyn hatte einen Telefonhörer in der Hand.
    Â»Red keinen Quatsch, du solltest wirklich zum Arzt gehen«, meinte Evelyn. Und zu mir gewandt: »Ihr geht’s nicht gut.«
    Â»Was ist denn los?« Mein erster Gedanke war, dass Michaela unterzuckert war. Aber eigentlich achtete sie akribisch auf ihre Ernährung und hatte für Notfälle immer Medikamente dabei.
    Â»Ich verstehe das nicht. Mir ist schlecht und schwindlig, alles gleichzeitig.«
    Â»Du fährst jetzt zu deiner Hausärztin«, sagte ich. »Evelyn, melde sie dort an.«
    Â»Hab ich gerade gemacht.«
    Â»Dann ruf ein Taxi.«
    Â»Aber was ist mit dem Rating für das Bloomsdale-Team?«, fragte Michaela.
    Â»Das schaffe ich schon allein. Mach dir keine Gedanken.« Sie nickte.
    Ich brauchte eine knappe Viertelstunde, um die Übersicht zu erstellen, druckte sie aus und ging damit zum Büro der Unternehmensberater.
    Â»Endlich«, sagte Mark Winter, ohne von seinem Bildschirm aufzusehen.
    Â»Bitte entschuldigen Sie. Ich musste meine Assistentin zum Arzt schicken. Deshalb hat es einen Moment länger gedauert.«
    Mark Winter atmete geräuschvoll aus. »Frau Amelung, wir haben ein Riesenpensum zu absolvieren.«
    Vanessa Ott sah ihn an. »Sie hat doch gesagt, dass Frau Meiffert krank ist. Was hat sie denn?«, fragte sie mich.
    Ich hob die Schultern. »Vermutlich hat sie sich den Magen verdorben. Sie muss was Falsches gegessen haben.« Von Michaelas chronischer Erkrankung wollte ich ihnen nichts erzählen.
    Â»Legen Sie das Rating auf meinen Tisch.« Winter stand auf und ging aus dem Zimmer. Dabei zog er seinen Fuß ein wenig nach, als habe er Schmerzen. Kaum hatte er Vanessa Ott den Rücken zugewandt, veränderte sich ihr Ausdruck. Sie grinste frech. »Er war heute Morgen joggen. Und ist über einen herrenlosen Hund gestolpert.« Ihre Unterlippe bebte, dann lachte sie los.
    Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, entschied mich für ein verständnisvolles Lächeln. Mir wurde bewusst, dass ich zum ersten Mal mit Vanessa Ott allein in einem Raum war.
    Â»Bitte entschuldigen Sie. Es ist nicht fair von mir, über Herrn Winters Unfall zu lachen.« Sie wurde wieder ernst. »Ich hoffe, ich hab Sie mit meiner Art nicht irritiert. Ich meine, vorhin, im Hotel. Sie wirkten nach dem Termin ein bisschen verstört.«
    Â»Nein, überhaupt nicht. Ich war nur … erstaunt über Ihren Meinungswechsel.«
    Sie kramte in ihrer Handtasche. »Vielleicht können wir irgendwann in Ruhe ein bisschen plaudern. Wo geht man denn hier in der Gegend zum Essen hin?«
    Â»Meistens ins Nice Place. Quer über die Straße.«
    Â»Ist das dieser Asiate?«
    Â»Genau. Gilt als inoffizielle Kantine des Senders.«
    Â»Hört sich gut an. Nehmen Sie mich mal mit?«
    Â»Klar, gerne«, entgegnete ich. Mit ihr zu essen, ein Glas Wein zu trinken, zu plaudern, würde bestimmt Spaß machen. Ich war neugierig, sie kennenzulernen, und ihr ging es offenbar mit mir genauso. Die Zusammenarbeit würde leichter werden, wenn wir uns erst besser kannten und ein bisschen mehr darüber wussten, wie die andere tickt. Schließlich war sie maßgeblich an den Entscheidungen über meine Zukunft, über die meiner Abteilung und meiner Projekte beteiligt. Es war gut, wenn sie mich einschätzen konnte. Und vielleicht sogar mochte.
    Mein Handy meldete eine SMS . Sven, mein Senior Projektleiter, schrieb: »Kommst du? Das Büfett ist aufgebaut.«
    Ich stand auf. »Bitte entschuldigen Sie mich für ein paar Minuten.«
    Sie sah mich fragend an.
    Â»Unten findet gleich der Abschied von unserem Betriebsratsvorsitzenden Frank Oderthal statt. Ein Sektempfang. Meine Mitarbeiter haben alles organisiert, aber ich sollte kurz nach dem Rechten schauen.«
    Â»Ist es okay, wenn ich Sie begleite?«
    Â»Natürlich.« Offenbar konnte ich meine Überraschung nicht ganz verbergen, denn nun sagte sie: »Ich mache mir gern ein persönliches Bild der Mitarbeiter, über die ich eine Einschätzung abgeben soll.« Sie lächelte. »Und heute sind Sie an der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher