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Die Beschenkte

Die Beschenkte

Titel: Die Beschenkte
Autoren: Kristin Cashore
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Katsa fand, die Krone sah aus, als würde sie so viel wiegen wie das Mädchen.
    Katsa machte die Langeweile nichts aus, denn sie saß zwischen Raffin und Bann, und es vergingen keine fünf Minuten, in denen sie sich nicht über irgendetwas amüsierten. Als Bann ihr flüsternd von Raffins neuer medizinischer Entdeckung erzählte, die Bauchweh heilte, aber juckende Füße bewirkte, und seiner folgenden Entdeckung, die juckende Füße heilte, aber Bauchweh bewirkte, kicherte Katsa. Ror, der mit seinen beiden Söhnen drei Reihen vor ihr stand, drehte sich um und schaute sie wütend an. »Das ist kein Straßenkarnevalin Sunder«, flüsterte er mit überaus würdevollem Tadel. Da fingen auch Bos Schultern an zu beben, und mehrere Stimmen flüsterten Ror zu, er solle still sein, doch dann erkannten sie, wen sie da ermahnten, und baten wortreich um Entschuldigung.
    »Ja, schon gut«, musste Ror immer wieder und mit zunehmender Lautstärke sagen. »Wirklich, schon gut.« Die Unterbrechung entwickelte sich zu einer ziemlich erheblichen und unüberhörbaren Störung und brachte den Zeremonienmeister bei seiner Litanei der Regenten von Monsea im Lauf der Jahrhunderte aus dem Konzept. Bitterblue lächelte ihm freundlich zu und nickte, er solle fortfahren. Und in der Menge verbreitete sich die Nachricht, die junge Königin sei gutherzig und werde niemanden für kleine Fehltritte bestrafen.
    »Und wie geht es Giddon?«, murmelte Katsa Raffin zu, als sich alles wieder beruhigt hatte. Jetzt, wo sie glücklich und von Freunden umgeben war, dachte sie wohlwollend an ihren alten Verehrer zurück.
    Hinter ihr räusperte sich Oll. »Er wird jedes Mal ein bisschen trübsinnig, wenn Ihr Name erwähnt wird, Lady. Ich will nicht so tun, als wüsste ich nicht, warum.«
    Raffin sagte leise: »Randa versucht immer wieder, ihn zu verheiraten, und Giddon weigert sich jedes Mal. Er verbringt mehr Zeit als früher auf seinem eigenen Landsitz. Aber er widmet sich mit voller Kraft der Arbeit des Rats. Er ist ein unbezahlbarer Verbündeter, Kat. Ich glaube, er würde sich freuen, dich eines Tages wiederzusehen. Wenn du uns am Hof besuchen willst, finden wir immer eine Möglichkeit, dich ohne Randas Wissen einzuschmuggeln, das weißt du.Falls du das willst. Du hast uns noch nichts von deinen Plänen erzählt.«
    Katsa lächelte. »Nach der Krönung gehe ich mit Bo zurück in die Berge.« Das war alles, was sie von ihren Plänen verriet, denn im Moment war es alles, was sie wusste.
    Sie neigte den Kopf und legte ihn an die Schulter ihres Cousins. Der Rest der Krönung verging in einem Nebel der Zufriedenheit.

 
    Epilog
    Katsa und Bo schwammen durch den Tunnel und brachen durch die Wasseroberfläche in die schwarze Höhle. Sie stemmten sich auf die Steine und wrangen so viel Wasser wie möglich aus ihrer Kleidung.
    »Nimm meine Hand«, sagte Bo. Er führte sie einen holprigen Hang voller Steine hinauf. Katsa sah nichts in der Finsternis, noch nicht einmal einen Umriss. Sie stolperte und fluchte.
    »Wohin gehen wir eigentlich?«
    »Zum Strand.« Er blieb stehen, hob sie hoch und trug sie über eine Gesteinsformation, die sie nicht sehen konnte. Als er sie absetzte, berührten ihre Füße etwas Körniges und Weiches. Sand.
    Draußen waren die Bäume grün und die Sonne brachte die Welt zum Schmelzen, doch in dieser Höhle herrschte immer eine kalte Jahreszeit. Sie saßen im Sand und schmiegten sich aneinander, um warm zu bleiben. Ihr Zittern führte zu spielerischen Knüffen, die Knüffe zur Prügelei, und es dauerte nicht lange, da lachten und rangen sie miteinander, ihre nassen Haare und Kleider voller Sand. Und schließlich gestand Bo, als er von ihr zu Boden gepresst wurde, flüsterndseine Niederlage und fuhr auf eindeutig friedliche Weise mit der Hand über die Rückseite ihres Beins. Da verwandelte sich das Ringen in etwas Langsames, Sanftes und Nachgiebiges, es war ihnen warm und sie waren einige Zeit nur miteinander beschäftigt.
    Die Geräusche in der Höhle waren eigenartig, nass und klangvoll. Sie lagen Seite an Seite, warm, wo ihre Körper sich berührten. »Ich habe Sand eingeatmet«, stieß Bo hustend hervor. »Du natürlich auch, aber dir scheint es nichts auszumachen.«
    »Nein«, sagte Katsa zerstreut, sie starrte ins Dunkel. Ihre Finger fuhren die Narben auf seiner Schulter entlang, dann die Narben auf ihrer Brust. »Bo?«
    »Hmm?«
    »Vertraust du Bitterblues zukünftigen Ratgebern?«
    »Den meisten schon.«
    »Ich hoffe, ihr geht es
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