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Die Beschenkte

Die Beschenkte

Titel: Die Beschenkte
Autoren: Kristin Cashore
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Bitterblue eines Tages beim Frühstück. »Katsa, bringst du mir bei, wie man damit umgeht?«
    Skye wurde munter. »Oh, bitte, Katsa. Ich habe dich noch nicht kämpfen sehen und dachte schon, das würde mir nie vergönnt.«
    »Und du glaubst, dass ich eine aufregende Gegnerin abgebe?«, fragte Bitterblue ihn.
    »Natürlich nicht. Aber sie wird sicher Schwertkämpfe mit den Soldaten vorführen, um zu zeigen, wie man es macht. Bestimmt gibt es ein paar anständige Kämpfer unter ihnen.«
    »Ich werde keinen Schwertkampf mit Soldaten ohne Rüstung vorführen«, sagte Katsa.
    »Wie wäre es mit einem Ringkampf?« Skye lehnte sich zurück und verschränkte die Arme; auf seinem Gesicht zeichnete sich eine verschmitzte Herausforderung ab, die Katsa für eine Familieneigenschaft hielt. »Ich bin selbst kein schlechter Ringer.«
    Bo brach in Gelächter aus. »Oh, kämpf mit ihm, Katsa. Bitte kämpf mit ihm. Eine bessere Unterhaltung kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Aha, so komisch ist das also?«
    »Katsa könnte dich zu Boden schlagen, bevor du auch nur einen Finger krumm gemacht hast.«
    Skye ließ sich nicht beeindrucken. »Ja, genau – das möchteich sehen. Ich will sehen, wie du jemanden fertigmachst. Würdest du Bo für mich fertigmachen?«
    Katsa lächelte. »Bo ist nicht leicht fertigzumachen.«
    Bo hakte seine Füße hinter die Tischbeine und kippelte mit dem Stuhl nach hinten. »Ich glaube, im Moment stimmt das nicht.«
    »Um zu der aktuellen Frage zurückzukehren«, sagte Bitterblue ziemlich streng, »ich würde gern lernen, mit einem Schwert umzugehen.«
    »Ja«, sagte Katsa. »Nun, dann lass es Ror wissen.«
    »Reisen nicht gerade zwei Soldaten ab?«, sagte Bo. »Ich kann sie noch einholen.«
    Seine Stuhlbeine fielen auf den Boden zurück. Er stand auf und ging hinaus. Drei Augenpaare waren auf die Tür gerichtet, die sich hinter ihm schloss.
    »Das Wetter sieht jetzt nicht mehr so winterlich aus«, sagte Bitterblue. »Ich möchte gern an meinen Hof und alles Mögliche in Angriff nehmen. Aber erst wenn ich überzeugt bin, dass es Bo gutgeht, und davon bin ich, ehrlich gesagt, noch nicht überzeugt.«
    Katsa antwortete nicht. Sie aß gedankenverloren ein Stück Brot, wandte sich Skye zu und betrachtete seine kräftigen Hände, seine Schultern, die stark und gerade waren wie die seines Bruders. Skye wusste sich zu bewegen. Und er war Bo im Alter am nächsten, hatte in seiner Jugend wahrscheinlich Tausende Male mit Bo gekämpft.
    Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete sie die Reste ihrer Mahlzeit und fragte sich, wie es wäre, blind zu kämpfen und dabei von der Landschaft und der Bewegung jedes nahen Geschöpfes abgelenkt zu sein.
    »Wenigstens isst er endlich«, sagte Bitterblue.
    Katsa fuhr zusammen. Sie starrte das Kind an. »Wirklich?«
    »Er hat gestern gut zugelangt und heute Morgen auch. Er kam mir ziemlich ausgehungert vor. Ist dir das nicht aufgefallen?«
    Katsa atmete hörbar aus. Sie stieß ihren Stuhl zurück und lief zur Tür.
    Sie fand ihn am Wasser, wo er blind auf die gefrorene Oberfläche starrte. Er schauderte. Einen Moment betrachtete sie ihn zweifelnd. »Bo«, sagte sie hinter seinem Rücken. »Wo ist deine Jacke?«
    »Wo ist deine?«
    Sie trat neben ihn. »Mir ist warm.«
    Er drehte ihr den Kopf zu. »Wenn dir warm ist und ich ohne Jacke bin, bleibt dir nur eines zu tun.«
    »Zurückzugehen und deine Jacke zu holen?«
    Er lächelte, griff nach ihr und zog sie eng an sich. Katsa schlang überrascht die Arme um ihn und versuchte, etwas Wärme in seine Schultern und seinen Rücken zu reiben.
    »Genau, das meinte ich«, sagte Bo. »Halt mich warm.«
    Sie lachte und schmiegte sich fester an ihn.
    »Ich muss dir etwas erzählen, das geschehen ist«, sagte Bo und sie lehnte sich zurück und schaute ihm ins Gesicht, weil in seinem Ton etwas Neues lag.
    »Du weißt, dass ich in all diesen Monaten meine Gabe bekämpft und versucht habe, sie wegzuschieben. Ich habe versucht, das meiste von dem, was sie mir zeigte, zu ignorieren und mich auf das wenige zu konzentrieren, was ich wissen musste.«
    »Ja.«
    »Vor ein paar Tagen, in einem Anfall von – Selbstmitleid, habe ich aufgehört.«
    »Du hast aufgehört?«
    »Meine Gabe zu bekämpfen. Ich habe aufgegeben. Ich habe mich davon überschwemmen lassen. Und weißt du, was passiert ist?« Er ließ ihr keine Zeit zum Raten. »Als ich damit aufhörte, meine ganzen Eindrücke zu bekämpfen, veränderte sich alles um mich herum. Alle Dinge vereinten
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