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Die Berghuette

Die Berghuette

Titel: Die Berghuette
Autoren: Isabel Falkner
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hing in zwei großen Falten fast bis zu Mitte ihrer Oberschenkel herab – ein grotesker Anblick! Normalerweise hätte Caro mitgelacht und das Ganze dann wieder vergessen, aber momentan war ihr das einfach nicht möglich. Zornig knallte sie Teller und Tasse auf die Küchentheke, dass es nur so schepperte. „Lassen Sie mich gefälligst in Frieden, Sie ungehobelter Waldschrat!“, fauchte sie Felix wütend an und steuerte auf die Türe zu. Dieser selbstherrliche Bergbauernhofbesitzer konnte sie sowas von …!
    Ihr bühnenreifer Abgang durch die offenstehende Küchentüre wurde plötzlich von einer menschlichen Wand blockiert und zwei starke Arme hielten sie an ihren Schultern fest. „Nicht ganz so schnell, Mädchen!“, grollte Felix‘ sonore Stimme von oben. „Jetzt hören Sie mir erst mal richtig zu! Schimpfwörter lasse ich mir von niemandem an den Kopf werfen, und für Geschirr gilt hier das Gleiche wie für Türen, nämlich nicht knallen, verstanden? Wenn Sie Ihr Temperament nicht schleunigst besser unter Kontrolle bringen, gebe ich einem starken, inneren Impuls nach und lege Sie mal richtig übers Knie!“
    Caro stieg das Blut in den Kopf. So hatte noch nie jemand mit ihr geredet! Seine unglaubliche Drohung schoss wie ein elektrischer Blitz durch ihren Körper, um sich ungemütlich deutlich zwischen ihren Beinen bemerkbar zu machen. Ihre Gesichtsröte vertiefte sich noch einmal, als Felix‘ Hand unter ihr Kinn griff und sie zwang, in seine Augen zu sehen. „Es … es tut mir leid“, stotterte sie und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien.
    „Das klingt schon besser“, knurrte Felix und schob Caro zurück zum Tisch. „Setzen Sie sich!“, kommandierte er und Caro setzte sich gehorsam, die Augen fest auf den Fußboden gerichtet. Die Peinlichkeit der Situation machte es ihr unmöglich, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen.
    Felix ging in die Küche, begutachtete mit einem Kopfschütteln das misshandelte Geschirr und stellte die Teetasse dann wieder vor Caro auf den Tisch. Ohne sie zu fragen, schenkte er ihr neuen Tee ein. Nachdem er auch seine Tasse nachgefüllt hatte, setzte er sich ebenfalls und meinte: „Sie haben Glück, dass das Geschirr heil geblieben ist! So, und jetzt reden wir einmal vernünftig mit einander. Was ist Ihnen eigentlich über die Leber gelaufen?“
    Caro rührte verlegen in ihrer Tasse. „Es tut mir wirklich leid, ich weiß auch nicht …“ Ihre Stimme wurde unsicher und sie brach ab.
    „Ich gebe zu, meine Bemerkung über Ihre reizende Hinterfront war vielleicht nicht gerade schmeichelhaft, aber doch sicherlich kein Grund für einen derartigen Temperamentsausbruch, finden Sie nicht?“
    Caro schüttelte wortlos den Kopf und nippte dann an ihrem Tee.
    Felix beugte sich ein Stückchen nach vorne, um ihr besser in die Augen sehen zu können. „Falls ich Sie damit gekränkt haben sollte, möchte ich mich für meine Bemerkung von vorhin in aller Form entschuldigen. Ich wollte Sie damit ganz bestimmt nicht herabsetzen! Es tut mir leid, Caroline, wenn Sie das in die falsche Kehle gekriegt haben. Nehmen Sie meine Entschuldigung an?“
    Caro nickte verlegen und drehte den Teelöffel zwischen ihren Fingern hin und her.
    „Danke“, meinte Felix erleichtert und legte seine Hand auf Caros Arm. „Im Gegenzug dafür erwarte ich, dass ich von jetzt ab keinen Ihrer respektablen Wutausbrüche mehr zu sehen bekomme. Solche Szenen halte ich für absolut indiskutabel, und ich werde das in meinem Haus nicht dulden, verstanden?“
    Caro nickte erneut und sagte dann mit leiser Stimme: „Es tut mir wirklich leid. Ich weiß gar nicht, wieso ich so … heftig reagiert habe. Ich fürchte, ich bin wirklich ein bisschen überarbeitet.“
    „Dann wird es höchste Zeit, dass Sie innerlich auf Urlaub umschalten“, meinte Felix versöhnlich. „Was haben Sie denn für die nächsten Tage geplant?“
    „Ach, ich wollte eigentlich ein bisschen wandern, viel lesen und vor allem schlafen“, erwiderte Caro und war dankbar dafür, dass das Gespräch wieder in ungefährliches Fahrwasser geschwenkt war. „Martin hat mir eine Wanderkarte mitgegeben, und ich werde Sie bestimmt nicht stören, bis die Brücke wieder befahrbar ist.“
    „Sie stören mich nicht“, entgegnete Felix freundlich. „Wenn ich ungestört arbeiten will, dann kann ich meinen Laptop in mein Zimmer stellen und dort arbeiten. Machen Sie sich keine Gedanken deswegen. Aber ich fürchte, mit dem Wandern werden Sie noch eine
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