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Die Berghuette

Die Berghuette

Titel: Die Berghuette
Autoren: Isabel Falkner
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sichtlich erleichtert, als sich die Tür endlich hinter ihm schloss. Mit einem tiefen Seufzer setzte sie sich auf das Bett. Verflixt, wo war sie da nur hineingeraten? Der Mann hatte ja Recht: Es war Schwachsinn gewesen, bei diesem Wolkenbruch das Auto auszuladen. Und es war sicher keine schlechte Idee, ein heißes Bad zu nehmen, wenn man wie sie bis auf die Knochen nass geworden war. Aber dieser anmaßende Kommandoton forderte sie einfach zum Widerspruch heraus!
    Caro warf einen Blick auf ihre Uhr und sprang auf. Die drei Minuten waren sicherlich fast schon vorbei. Dieser Mann war ein Neandertaler, und sie traute ihm durchaus zu, seine Drohung wahr zu machen. Also packte sie eilig ihre Tasche aus. Unterwäsche und Socken hatte sie ganz unten verstaut und sie waren zum Glück trocken geblieben. Die darüberliegenden Jeans und Pullis waren jedoch ziemlich feucht, sie musste also einstweilen Felix‘ Klamotten anziehen. Schnell raffte sie die Kleidungsstücke zusammen und eilte ins Bad.
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    Felix saß auf dem Sofa vor dem Kamin und trank Tee. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er hörte, wie Caro ins Bad eilte. Seine Drohung von vorhin hatte also Eindruck gemacht. Ein verrücktes Mädchen war ihm da ins Haus geschneit, sie war offenbar störrisch wie ein Esel. Er musste Martin fragen, was es mit dieser Frau auf sich hatte.
    Felix griff nach dem Telefon und wählte Martins Nummer. „Hallo Martin, Felix hier“, begrüßte er seinen Freund.
    „Felix? Das ist eine Überraschung. Bist du wieder im Lande? Ich dachte, du bist noch mindestens einen Monat in den USA!“, antwortete Martin erstaunt.
    „Ich habe mein Engagement in New York etwas früher beendet, weil ich mein neues Buch fertig schreiben muss“, erklärte Felix und fuhr fort: „Ich bin seit zwei Wochen in unserer Berghütte, um Ruhe zum Schreiben zu haben.“
    „Ach du meine Güte“, erwiderte Martin perplex. „Und ich habe Caro die Hütte für zwei Wochen als Urlaubsdomizil zur Verfügung gestellt! Da wirst du eine Überraschung erleben. Sie müsste jede Minute bei dir eintreffen.“
    „Yep“, meinte Felix kurz, „ist schon da.“
    „Sie ist schon da? Da bin ich aber froh! Ich habe gerade vorhin den Wetterbericht gehört, und habe mir schon Sorgen gemacht wegen der aufziehenden Unwetterfront.“
    „Die ist auch schon da. Sie kamen passenderweise gleichzeitig“, konstatierte Felix trocken.
    „Hätte ich gewusst, dass du in der Hütte bist, hätte ich Caro natürlich nicht die Schlüssel gegeben. Ich hoffe, es stört dich nicht allzu sehr, dass sie dort oben zwei Wochen Urlaub macht?“, fragte Martin vorsichtig nach.
    „Das kommt darauf an“, antwortete Felix diplomatisch.
    „Worauf?“, lautete die erstaunte Frage. Martin kannte Felix als ruhigen, verträglichen Menschen mit einer Menge Humor, und wenn er wie Caro nur seine Ruhe suchte, dann sollte das doch wohl kein Problem sein, oder?
    „Darauf, ob sie ihr störrisches Wesen ein bisschen besser unter Kontrolle bringt“, knurrte Felix.
    „Hör zu, Felix“, entgegnete Martin geduldig. „Caro ist ein Prachtstück. Sie ist intelligent, überaus begabt, zuverlässig und arbeitet bis zum Umfallen, wenn es sein muss. Kurz und gut, sie ist mein bestes Stück in der Firma. Sie hat gerade eine ziemlich hässliche Scheidung hinter sich und ich will, dass sie sich ein bisschen erholen kann.“
    „Gestatte mir eine indiskrete Frage“, meinte Felix. „Hast du was mit ihr?“
    „Es war schon immer meine Devise, Geschäft und Privatleben auseinander zu halten“, entgegnete Martin. „Nein, ich habe nichts mit ihr, aber ich mag sie sehr, und der Trottel von Ehemann kann von Glück sagen, dass er mir noch nie über den Weg gelaufen ist, sonst hätte er mindestens eine gebrochene Nase!“
    „Ist ja schon gut!“, meinte Felix besänftigend. „Wir werden uns schon vertragen.“
    „Kannst du mir Caro mal ans Telefon holen?“, fragte Martin.
     „Sie sitzt gerade in der Badewanne und wärmt sich auf. Ich werde ihr sagen, dass sie dich nachher anrufen soll.“ Felix legte den Hörer auf die Gabel und griff nach seiner Tasse.
    Also gut, die nächsten zwei Wochen lang musste er sich wohl mit seinem ungebetenen Gast abfinden – vermutlich wollte sie wandern und würde wohl die meiste Zeit aus dem Haus sein, so dass er ungestört an seinem Buch arbeiten konnte. Wenn das Wetter allerdings so schlecht war wie jetzt, dann konnten sie sich wohl
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