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Die Berghuette

Die Berghuette

Titel: Die Berghuette
Autoren: Isabel Falkner
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nächsten vierzehn Tage nicht mehr sehen wollte.
    Auf ihre Frage, was sie denn zwei Wochen allein in den Bergen tun solle, meinte er nur, dass ihr ausgiebige Spaziergänge sicher gut bekommen würden, und bei schlechtem Wetter böte die Hütte ein gemütliches Wohnzimmer mit Kamin und einer kleinen, aber feinen Bibliothek sowie eine Satellitenschüssel für den Fernsehempfang und einen kleinen Whirlpool. Spätestens an dieser Stelle ahnte Caro, dass die „Berghütte“ wohl eher ein Ferienhäuschen mit allem Komfort sein musste.
    Martin erzählte ihr, dass er sich vor vielen Jahren zusammen mit einem Freund ein ziemlich heruntergekommenes altes Bergbauernhaus für einen lächerlich niedrigen Preis gekauft hatte, und dass sie dieses dann über die Jahre hinweg gemeinsam in mühevoller Arbeit renoviert und ausgebaut hatten. Im Frühjahr und Herbst trafen sie sich meist für ein oder zwei Wochen dort oben, reparierten und verschönerten ihr Domizil und unternahmen lange Bergtouren, um dem Stress des Arbeitsalltags zu entfliehen. Das Haus hatte im Erdgeschoss eine Küche und ein großes Wohnzimmer mit Kamin, und im oberen Stockwerk hatte jeder der beiden Freunde sein eigenes geräumiges Schlafzimmer.
    Caro erhielt von Martin noch eine Wegbeschreibung und einen Zettel, auf dem er notiert hatte, wie man den Generator und die Heizung einschaltete, den Haupthahn fürs Wasser aufdrehte und wo sich der Sicherungskasten befand.
    „Mein Zimmer ist das mit dem aufgenagelten Bärenfell auf der Türe. Ich hoffe, ich habe das letzte Mal ordentlich aufgeräumt“, grinste Martin und schob die Papiere in einen Umschlag. „Nimm dir eine Kiste Konservendosen und ein paar Getränke mit. Im Keller sollten noch ein paar ordentliche Flaschen Wein liegen, wenn Felix nicht in der Zwischenzeit mal oben war. Nimm dir, was du brauchst, und fühl dich wie zu Hause! Ansonsten bekommst du Lebensmittel im Dorf unten, aber da musst du natürlich mit dem Auto fahren. Hier ist noch eine brauchbare Wanderkarte, damit du dich nicht verirrst. Und ruf an, sobald du gut angekommen bist, ok?“
    Caro nickte und nahm Schlüssel und Pläne an sich. Langsam freute sie sich auf paar Tage alleine in der Natur. Sie lächelte Martin an und meinte: „Ich werde schon nicht verloren gehen. Vielen Dank für alles!“
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    Besorgt blickte Caro in den Rückspiegel. Hinter ihr zogen düstere Wolken auf, und ein Gewitter in den Bergen war sicherlich kein Vergnügen. Hoffentlich war sie vorhin wirklich richtig abgebogen. Nach Martins Plan müsste sie bald über eine Holzbrücke fahren, und dann waren es nur noch ein paar Minuten bis zum Haus.
    Ein paar Minuten später hielt Caro zweifelnd vor der beschriebenen Holzbrücke. Sie stieg aus, um sich von der Stabilität der Brücke aus der Nähe zu überzeugen. Ganz wohl war ihr nicht dabei, mit ihrem Auto über eine solche Holzkonstruktion zu fahren, aber es blieb ihr wohl nichts anderes übrig! Ein grollender Donner ließ sie zusammenfahren. In der nächsten Sekunde klatschten die ersten schweren Tropfen  herunter und eilig stieg sie wieder in ihren Wagen. Die Holzbohlen rumpelten unter ihren Reifen, aber Caro dachte nur noch daran, so schnell wie möglich das Haus zu erreichen. Seufzend schaltete sie die Scheibenwischer ein.
    Als sie zehn Minuten später endlich das Ferienhaus erreicht hatte, goss es in Strömen. Caro parkte den Wagen auf dem Kiesplatz neben dem Haus und kramte die Schlüssel aus ihrer Handtasche. Dann stürzte sie todesmutig aus dem Wagen. Obwohl es nur zwanzig Meter bis zu Haustür waren, war sie doch bis auf die Knochen nass, bevor sie das rettende Vordach erreichte. Sie fummelte fluchend den Schlüssel ins Schloss – er schien nicht richtig zu sperren – doch nach einem herzhaften „Verdammte Scheiße!“ sprang die Tür dann auf, obwohl sich der Schlüssel im Schloss nicht richtig drehen ließ.
    Triefend vor Nässe und praktisch blind, da auch ihre Brille vollgeregnet war, stand sie Hausflur und machte noch einmal ihrem Herzen richtig Luft: „So ein Scheißwetter, verdammt noch mal!“
    Das Herz blieb ihr beinahe stehen, als eine große Gestalt in der Türfüllung erschien. Mehr konnte sie wegen ihrer vollgeregneten Brille nicht sehen, aber eine tiefe, männliche Stimme ertönte nicht gerade erfreut: „Wer zum Teufel sind Sie denn?“
    Erschrocken riss Caro die Brille von der Nase und versuchte, die Gläser mit ihrem nassen T-Shirt zu trocknen.
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