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Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition)

Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition)

Titel: Die Berechnung der Zukunft: Warum die meisten Prognosen falsch sind und manche trotzdem zutreffen - Der New York Times Bestseller (German Edition)
Autoren: Nate Silver
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ihnen einen Sinn. Wie Cäsar können wir sie für unsere Zwecke, die nichts mit ihrer objektiven Wirklichkeit zu tun haben, verwenden.
    Computergenerierte Vorhersagen können eintreffen – sie können aber auch fehlschlagen. Wenn wir unsere eigene Rolle in dem Prozess ignorieren, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir scheitern. Bevor wir von den Daten mehr verlangen, sollten wir uns selbst mehr abverlangen.
    Diese Einstellung mag jene, die meinen Hintergrund kennen, vielleicht überraschen. Ich habe mir mit erfolgreichen Vorhersagen, die auf Daten und Statistiken beruhten, einen guten Ruf erworben. 2003, als mich meine Arbeit als Berater langweilte, entwickelte ich ein System namens PECOTA, mit dem ich die Resultate von Major-League-Baseballspielen vorherzusagen versuchte. Es war in vielerlei Hinsicht innovativ: Die Vorhersagen waren probabilistisch, wobei auf Wahrscheinlichkeitsrechnung zurückgegriffen wurde. Sie zogen bei jedem Spieler eine Reihe möglicher Ergebnisse in Betracht. Wir konnten feststellen, dass PECOTA-Prognosen zuverlässiger waren als die anderer Systeme. 2008 gründete ich die Webseite FiveThirtyEight mit dem Ziel, die Wahlergebnisse der nächsten Präsidentschaftswahlen in den USA vorherzusagen. Die FiveThirtyEight-Vorhersagen waren korrekt: Was die Sieger der Vorwahlen betraf, stimmten die FiveThirtyEight-Vorhersagen in 49 von 50 Bundesstaaten, und im Hinblick auf die 35 Wahlen zum US-Senat waren alle Prognosen korrekt.
    Nach den Wahlen traten einige Verlage an mich heran, die den Erfolg von Titeln wie Moneyball und Freakonomics wiederholen wollten, die von Nerds handeln, die die Welt eroberten. Dieses Buch entstand demzufolge als eine Studie computergestützter Vorhersagen auf so unterschiedlichen Gebieten wie Baseball, Finanzen und nationaler Sicherheit.
    Gespräche mit über hundert Experten in über einem Dutzend Disziplinen über einen Zeitraum von vier Jahren hinweg, die Lektüre Hunderter Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften und Bücher und Reisen durch die ganze Welt von Las Vegas bis nach Kopenhagen ließen mich zu der Einsicht gelangen, dass die Vorhersagen in der Big-Data-Ära alles andere als zufriedenstellend waren. Ich selbst hatte jedoch Glück: Ich war erfolgreich, obwohl ich viele der im Folgenden erwähnten Fehler beging, weil ich mich auf ganz bestimmte Bereiche konzentrierte.
    Baseball beispielsweise ist ein ganz außergewöhnlicher Fall und stellt eine besonders vielfältige und enthüllende Ausnahme dar. Dieses Buch will erklären, warum ein Jahrzehnt nach dem Erscheinen des Bestsellers Moneyball . The Art of Winning an Unfair Game (»Moneyball. Die Kunst, ein unfaires Spiel zu gewinnen«) von Michael Lewis Statistiker und Scouts endlich in Harmonie zusammenarbeiten.
    Dieses Buch greift einige weitere Beispiele auf, die hoffen lassen. Wettervorhersagen, eine Kombination aus gesundem Menschenverstand und Computer-Power, sind eines davon. Meteorologen haben einen schlechten Ruf, aber sie haben erstaunliche Fortschritte zu verzeichnen. Sie können die Landkontaktposition eines Wirbelsturms heute dreimal so genau vorhersagen wie noch vor einem Vierteljahrhundert. Außerdem habe ich mich mit Pokerspielern und Sportwettern unterhalten, die es mit Las Vegas aufnehmen können, und mit den Computerprogrammierern, die den IBM-Rechner »Deep Blue« bauten und damit den Schachweltmeister schlugen.
    Diesen erfolgreichen Vorhersagen müssen jedoch eine Reihe von Misserfolgen gegenübergestellt werden.
    Es gibt etwas, das uns US-Amerikaner vor anderen auszeichnet, und das ist unser Glaube an Cassius’ Idee, dass wir unser eigenes Schicksal in der Hand haben. Die USA wurden am Vorabend der industriellen Revolution von religiösen Eiferern gegründet, die erkannt hatten, dass der freie Gedankenaustausch nicht nur ihre religiösen Vorstellungen, sondern auch wissenschaftliche und wirtschaftliche Ideen verbreitet hatte. Die Stärken und Schwächen der USA als Nation, ihr Einfallsreichtum, ihr Fleiß, ihre Arroganz und ihre Ungeduld, beruhen auf dem unerschütterlichen Glauben daran, dass man den eigenen Weg wählen kann.
    Das neue Jahrtausend begann für die US-Amerikaner jedoch fürchterlich. Wir hatten den Angriff am 11. September nicht kommen sehen. Das Problem bestand jedoch nicht in mangelnder Information. Wie bei Pearl Harbor sechs Jahrzehnte zuvor waren alle Anzeichen vorhanden, aber niemand brachte sie in einen Zusammenhang. Es fehlte eine richtige Theorie zum Terrorismus.
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