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Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer
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warnt uns vor der Gefahr, indem es sich zusammenzieht. Von Zeit zu Zeit spricht es sogar zu uns…«
    »In Ordnung, es ist gut«, sagte Hvarlgen. »Wir haben verstanden, worauf Sie hinauswollen. Lassen Sie uns wieder an die Arbeit gehen. Sollen wir es noch einmal versuchen?«
    »Ohne die Lunies?« fragte Dr. Kim.
    »Warum nicht?«
    »Da wir weder ein Videobild noch eine Stimmenaufnahme besitzen, sind sie unsere einzige Bestätigung dafür, daß es hier zu einer Kommunikation kommt. Ich weiß, es ist Ihr Projekt, Sunda, aber ich an Ihrer Stelle würde überlegter vorgehen.«
    »Sie haben recht. Es ist beinahe fünf Uhr. Lassen Sie uns noch etwas warten und nach dem Essen weitermachen.«
     
    Ich aß allein. Hvarlgen telefonierte und stritt mit jemandem namens Sidrath. Ein Plakat an der Wand über ihrem Kopf zeigte D = 96 an. Hvarlgen flehte, war dann sarkastisch, flehte wieder; ich fühlte mich wie ein Lauscher, verließ den Raum ohne meinen Kaffee und ging allein nach Ost.
    Dr. Kim schlief. Der Schatten lag in seiner Glasschüssel. Er war faszinierend anzusehen. Er lag reglos da, und doch schien er sich irgendwie mit großer Geschwindigkeit zu bewegen. Obwohl er dunkel war, konnte ich Licht hinter ihm wie Sterne durch dünne Wolken hindurch wahrnehmen. Ich war versucht, ihn anzufassen; ich streckte den Finger aus…
    »Sind Sie das, Major?« Dr. Kim setzte sich auf. »Wo ist Sunda?«
    »Sie telefoniert mit jemandem namens Sidrath. Sie streitet sich schon fast eine Stunde mit ihm herum.«
    »Er ist der Leiter des Q-Teams. Er richtet sich wahrscheinlich gerade in der Orbitalstation ein, für den Fall, daß der Schatten dort eintreffen wird. Sie bauen dort gerade alle Arten von wunderlichen Gerätschaften auf. Man glaubt, wir haben es hier mit einer Art von Antimaterie zu tun, was der Grund dafür ist, daß man es nicht auf die Erdoberfläche bringen will.«
    »Was glauben Sie, was es ist?« fragte ich. Ich zog mir den Plastikstuhl heran und saß bei ihm, während ich durch die durchsichtige Glaskuppel und die dunklen Blätter der Magnolie zu den Sternen hochschaute.
    »Ich glaube, daß es ungewöhnlich und überraschend ist«, antwortete Dr. Kim. »Das ist alles, was ich in diesen Tagen vom Leben verlange. Ich versuche nicht länger, Dinge zu verstehen oder zu begreifen. Sterben ist komisch. Man erkennt zum ersten Mal, daß man Dante nie mehr zu Ende lesen wird. Man gibt einfach auf.« Er nahm eine Dosis FriedFind. »Haben Sie sich jemals gefragt, warum der Schatten jünger als Sie aussieht?«
    »Haben Sie eine Theorie?«
    »Robert Louis Stevenson hatte eine Theorie«, meinte er. »Er sagte einmal, daß unser chronologisches Alter nur die Vorhut ist, die von der ›Armee‹ ausgeschickt wird, womit unser subjektiver Zustand gemeint ist – der immer mehrere Jahre hinterher hinkt. Geistig sind Sie, Major, noch ein junger Mann und befinden sich höchstens in den Fünfzigern. Das ist das Bild, das der Schatten von Ihnen erhält, und deshalb gibt er uns dieses Bild.«
    Ich hörte wie seine Sprühflasche wieder zischte.
    »Ich würde Ihnen einen Schuß anbieten, aber…«
    »Es ist okay«, sagte ich. »Ich weiß, ich bin ein Versuchskaninchen.«
    »Seid ihr Jungs soweit?« Es war Hvarlgen; sie rollte durch die Tür. Es war Zeit zu gehen.
     
    Der Plastikstuhl war an seinem alten Platz belassen worden. Zwei Lunies rollten die Schüssel auf ihrem Tisch herein. Der Rest der Lunies fand sich ein; die einen saßen auf dem Bett, die anderen drängten sich bei der Tür. Um 7:34 abends räusperte sich Hvarlgen und sah mich ungeduldig an. Ich zog die Hose aus, setzte mich auf den Stuhl und spreizte meine faltigen alten Beine…
    Diesmal wand sich der Schatten in seiner Schüssel und verschwand, ohne an meinen Beinen hochzusteigen; diese Bewegung war irgendwie ekelhaft, und ich würgte…
    Und da war es – da war er. War der Schatten meine Einbildung, oder war er mein Abbild, deutlicher und positiver als je zuvor? Er schien zu strahlen. Er lächelte.
    Diesmal wartete Hvarlgen nicht mehr so lange. »Woher kommst du?« fragte sie.
    »Nicht von einem Wo. Das Protokoll ist ein Wo.«
    »Was willst du?«
    »Das Protokoll anpassen«, antwortete die Stimme. Sie war nun so deutlich, daß ich dachte, sie müsse ein hörbarer Laut sein. Aber ich beobachtete die Lautstärkeanzeigen an Hvarlgens Videorecorder. Sie zeigten keine Reaktion. Wie zuvor befand sich die Stimme nur in unseren Köpfen.
    »Wo sind die Anderen?« fragte Hvarlgen
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