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Die Auswanderinnen (German Edition)

Die Auswanderinnen (German Edition)

Titel: Die Auswanderinnen (German Edition)
Autoren: helga zeiner
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ihnen dabei mitgeteilt, dass sie nun mit Kurt verheiratet wäre. Ihr Vater hatte daraufhin nur geseufzt und etwas gemurmelt, das wie „Wenn das mal gut geht“ geklungen hatte. Und ihre Mutter war noch direkter geworden. „Dir ist wirklich nicht zu helfen!“, hatte sie gemeint, und Enttäuschung hatte in ihrer Stimme mitgeschwungen.
    Aber was hätte sie schon tun können? Johanna wäre es lieber gewesen, wenn sich ihre Eltern mit Kurt vertragen hätten, aber im wirklichen Leben lief eben nicht immer alles so, wie man es sich wünscht.
    Johanna klammerte sich an Kurts Arm, weil sie von den Umstehenden vorwärtsgeschoben wurde, und ihr seine Nähe das beruhigende Gefühl gab, gegen alle möglichen Angriffe geschützt zu sein. Er war ihr Halt, ihr Anker in der wogenden Masse, und sie fühlte plötzlich wieder die gleiche Woge unbändigen Glücks, die sie erfasst hatte, als er in ihr Leben getreten war. Mit halb geschlossenen Augen und einem unbewussten Lächeln auf den Lippen ließ sie sich von seinem sanften Druck nach vorne treiben und dachte an die vergangenen ereignisreichen Monate zurück.
     
    Johanna war gerade achtzehn Jahre alt geworden. Mit ihren blonden Haaren und ihrem frischen Teint war sie eine attraktive, stattliche junge Frau. Eine Jungfrau! Und begierig darauf, mehr vom Leben zu erfahren, als das gutbürgerliche Umfeld ihrer Kindheit erlaubt hatte. Ihre Eltern ahnten nicht, wie dankbar sie ihnen für ihre Bemühungen war, ihre Selbstständigkeit zu fördern. Gleich nachdem sie ihren Abschluss als Krankenschwester gemacht hatte, hatten sie über Bekannte eine geeignete Wohnung für sie gefunden, die ihre begrenzten finanziellen Mittel nicht überfordern würde. Von sich aus hätte sie es bestimmt nicht gewagt, sich so schnell aus der Obhut ihrer Eltern zu befreien. Kurz nach ihrem Umzug lernte sie Kurt kennen. Es war tatsächlich Liebe auf den ersten Blick gewesen! Sie hatte es sofort gespürt, und die Gewissheit, vor ihrem Zukünftigen zu stehen, hatte sie verwirrt, atemlos und euphorisch gemacht. Kurt war Heizungsmonteur, ein wahrer Hüne in seinem blauschwarzen Overall, den er, wenn es das Wetter erlaubte, am liebsten auf nackter Haut, ohne Hemd und Unterwäsche trug. Seine breiten, nackten Schultern und die muskelbepackten Arme waren ölverschmiert und schweißgebadet von der Hitze des Klinikumkellers gewesen, als ihn Johanna auf dem Parkplatz zum ersten Mal gesehen hatte. Mit seinen zwei Metern und seinem wuchtigen Körperbau wirkte er auf Johanna wie das Abbild einer männlichen Götterstatue! Sie hatte noch nie eine so massive, gut proportionierte Gestalt gesehen – einen Mann, dessen Muskeln wie aus Marmor gemeißelt schienen und der sie so weit überragte, dass sie sich trotz ihrer eigenen stattlichen Körpergröße zierlich und klein vorkam. Der ungeniert nach Schweiß und Arbeit roch und dabei mit großzügigem, fast herablassendem Grinsen seelenruhig sein Werkzeug in seinem Firmenwagen verstaute. Sein Wagen war etwas zu nah neben ihrem alten Volkswagen geparkt, und er hatte ihr mit seiner geöffneten Tür den Platz zum Einsteigen versperrt. Als er sie gewahrte, hielt er inne, drehte sich ihr zu, noch immer mit diesem frechen Grinsen im Gesicht, und sah sie an. Sein Blick verweilte jedoch nur einen Herzschlag lang auf ihren Augen, dann wanderte er unverfroren tiefer zu ihrem Busen, der sich unter der schlecht geschnittenen Schwesterntracht deutlich abzeichnete. Dabei brummelte er freundlich eine Entschuldigung, ohne jedoch seine Wagentür zu schließen. Schließlich schnalzte er anerkennend mit seiner Zunge, wobei sich seine Lippen in eine lüstern wirkende Schieflage verzogen, während seine linke Braue gleichzeitig nach oben schnellte. Damit wollte er ihr wohl klarmachen, dass sie ihm gefiel, und obwohl sie dies auch so interpretierte, war sie von seiner offenen sexuellen Taxierung peinlich berührt. Sie wollte etwas Intelligentes dagegensetzen, ihm etwas erwidern, das seinen Blick zurück auf ihre Gesicht lenken würde, aber ihr fiel absolut nichts ein. Nicht einmal etwas Dummes! Also blieb sie einfach nur stehen und wartete, bis er sich wieder umdrehen und mit dem Einladen weitermachen würde. Das war er also!
    Doch als er seine Arbeit endlich beendet hatte, stieg er, ohne sie nach ihrem Namen oder ihrer Telefonnummer gefragt zu haben, ein, schlug die Wagentür zu und fuhr davon. Sie sah ihm verblüfft nach und öffnete dabei die oberen Knöpfe ihres Kittels. Ihr war plötzlich
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