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Die Auswahl. Cassia und Ky

Titel: Die Auswahl. Cassia und Ky
Autoren: Ally Condie
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schluckt. »Ich tue das nicht nur für dich, sondern für uns alle.«
    Jetzt verstehe ich. Wenn es uns gelingen sollte, rechtzeitig Veränderungen herbeizuführen, dann könnten wir vielleicht … vielleicht alle über unser Leben selbst entscheiden.
    »Danke, Xander«, sage ich. Jetzt habe ich vielleicht wirklich eine Chance, Ky zu finden, dank Kys Kompass und Xanders Tabletten. Mir wird klar, dass es in vielerlei Hinsicht Xander war, der es mir ermöglicht hat, Ky zu lieben.
    »Ky dachte, du könntest mir vielleicht beibringen, wie man das Artefakt benutzt«, sage ich. »Jetzt weiß ich, warum. Hast du es neulich wiedererkannt, als ich es dir gegeben habe?«
    »Es kam mir bekannt vor. Aber es war lange her, dass ich es gesehen hatte, und ich habe mein Versprechen gehalten und es nicht geöffnet.«
    »Aber du weißt, wie man es benutzt.«
    »Ja. Ich hatte von allein herausgefunden, nach welchem Prinzip es funktioniert, und ab und zu habe ich Ky danach gefragt.«
    »Es könnte mir helfen, ihn zu finden.«
    »Selbst wenn ich könnte, warum sollte ich es dir zeigen?«, fragt Xander, der die Verbitterung und die Wut, die sich in seinen Schmerz mischen, nicht länger verbergen kann. »Damit du weggehst und mit ihm glücklich wirst? Und wo bleibe ich? Was bleibt mir dann noch?«
    »Bitte, sag so etwas nicht«, erwidere ich. »Schließlich hast du mir die blauen Tabletten geschenkt, damit ich mich auf die Suche nach ihm machen kann, oder? Wenn ich fort bin, und es uns gelingt, unser Leben zu ändern, vielleicht wählst du dann auch jemanden, der dir gefällt.«
    »Das habe ich schon«, entgegnet er und sieht mich an.
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
    »Also soll ich mir das Ende des Lebens herbeiwünschen, wie ich es kenne?«, fragt Xander, eine Spur seines alten Humors in der Stimme.
    »Nein, nicht das Ende, sondern den Beginn eines besseren Lebens«, erwidere ich und habe auch Angst. Wünschen wir uns das wirklich? »Eines, in dem wir Ky zurückholen können.«
    »Ky«, sagt Xander traurig. »Manchmal kommt es mir vor, als hätte alles, was ich getan habe, nur dem Zweck gedient, dass du für einen anderen bereit wirst.«
    Wieder bin ich ratlos. Was soll ich nur sagen? Wie soll ich ihm begreiflich machen, dass er sich irrt und auch ich falschlag, als ich eben genau dasselbe vermutete? Es stimmt zwar, dass Xander Ky und mir immer wieder geholfen hat. Aber wie kann ich Xander erklären, dass auch er ein wichtiger Grund für mich ist, mir ein anderes Leben zu wünschen? Dass er wichtig für mich ist? Dass ich ihn liebe?
    »Ich kann es dir beibringen«, sagt Xander endlich. »Ich schicke dir übers Terminal eine Nachricht mit ein paar Erklärungen.«
    »Aber die kann doch jeder lesen.«
    »Ich schreibe sie so auf, dass es wie ein Liebesbrief klingt. Schließlich sind wir immer noch gepaart. Und wir sind ziemlich gut darin, denen etwas vorzumachen.« Dann flüstert er: »Cassia … Wenn wir wählen
könnten
, hättest du dich für mich entschieden?«
    Ich bin überrascht, dass er das fragen muss, aber dann wird mir klar, dass er tatsächlich nicht weiß, dass ich mich an einem bestimmten Zeitpunkt für ihn entschieden hatte. Als ich zum ersten Mal sein Gesicht auf dem Bildschirm und dann Kys Gesicht in der Überblendung sah, wünschte ich mir das Sichere, Bekannte und Erwartbare. Ich wollte das Gute, Liebe, Attraktive. Ich wollte Xander.
    »Natürlich«, antworte ich.
    Wir sehen uns an und fangen beide an zu lachen. Wir können gar nicht mehr aufhören. Wir lachen so sehr, dass uns Tränen über das Gesicht laufen und Xander sich irgendwann von mir löst, sich vornüberbeugt und nach Luft schnappt. »Wir könnten also immer noch eines Tages zusammenkommen«, sagt er. »Wenn das alles vorbei ist.«
    »Ja, das könnten wir«, stimme ich zu.
    »Aber warum tun wir das alles dann?«
    Jetzt werde ich ernst. Es hat lange gedauert, bis ich verstanden habe, was Großvater mir sagen wollte. Warum er nicht wollte, dass seine Gewebeprobe aufbewahrt wurde, warum er das Risiko nicht eingehen wollte, zwar für immer, aber nach dem Willen anderer zu leben. »Weil es wichtig ist, dass wir unsere eigenen Entscheidungen treffen können«, antworte ich. »Darum geht es. Oder? Das ist etwas, das über unsere eigenen Interessen hinausgeht.«
    Er blickt auf. »Ich weiß.« Vielleicht ging es Xander immer schon um das große Ganze, denn seit Jahren hat er mehr gesehen und erfahren als wir alle. Genau wie Ky.
    »Wie oft?«, flüstere ich Xander
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