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Die Auswahl. Cassia und Ky

Titel: Die Auswahl. Cassia und Ky
Autoren: Ally Condie
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Eltern sehr besorgt, weil ihre roten Tabletten verschwunden waren. Ich wusste sofort, was geschehen war, konnte aber nichts sagen. Ich konnte ihnen nicht von der Wette erzählen.« Xander senkt den Blick, und ich bemerke, dass er einen großen braunen Papierumschlag in den Händen hält. Das erinnert mich an Kys Geschichte. Gerade höre ich einen weiteren Teil. »Es war ein Riesentheater. Funktionäre rückten an und so weiter. Kannst du dich noch daran erinnern?«
    Ich schüttele den Kopf. Nein.
    »Sie haben auch überprüft, ob wir die Tabletten vielleicht genommen hatten, und irgendwie konnten sie feststellen, dass das nicht der Fall war. Meine Eltern behaupteten außerdem sehr überzeugend, dass sie nicht wüssten, was passiert sei. Sie gerieten vollkommen in Panik. Schließlich kamen die Funktionäre zu dem Ergebnis, sie müssten die Tabletten vor ein paar Tagen beim Schwimmen verloren haben und seien so nachlässig gewesen, es nicht eher zu bemerken. Da sie noch nie zuvor Ärger verursacht hatten, wurde die Sache nicht als Verstoß gewertet, sondern sie erhielten nur einen Eintrag.«
    »Das hat Ky
wirklich
getan? Deinen Eltern die Tabletten geklaut?«
    »Ja, das hat er.« Xander holt tief Luft. »Am nächsten Tag ging ich zu ihm nach Hause, bereit, ihn in der Luft zu zerreißen. Er hat mich schon auf der Eingangstreppe erwartet. Als ich ankam, hielt er mir die zwei roten Tabletten auf der offenen Hand hin, so dass sie jeder sehen konnte.
    Natürlich hatte ich solche Angst, dass ich sie ihm sofort abgenommen und ihn gefragt habe, was er sich dabei gedacht habe. Damals hat er mir geantwortet, dass man nicht mit dem Leben von anderen spielt.« Xander scheint sich bei der Erinnerung daran zu schämen. »Dann bot er mir an, einfach noch einmal von vorn anzufangen. Wir müssten nur die roten Tabletten nehmen, jeder von uns eine. Er versprach mir, dass sie uns nicht schaden würden.«
    »Das war aber auch grausam von ihm«, sage ich schockiert, doch zu meinem Erstaunen ist Xander anderer Meinung.
    »Er wusste, dass die Tabletten bei ihm nicht wirken. Woher, weiß ich nicht, aber er wusste es. Er dachte aber, sie würden bei
mir
wirken. Er dachte, ich würde mich dann nicht mehr daran erinnern, wie gemein ich gewesen war. Er wollte mir die Chance geben, noch einmal ganz von vorn anzufangen.«
    »Was meinst du, wie viele Leute hier herumspazieren, die so tun, als wirkten die Tabletten bei ihnen, obwohl sie es in Wirklichkeit nicht tun?«, frage ich neugierig.
    »So viele, wie keine Probleme bekommen wollen«, antwortet Xander. Er wirft mir einen Seitenblick zu. »Bei dir wirken sie offensichtlich auch nicht.«
    »Das würde ich nicht behaupten«, erwidere ich, will ihm aber nicht die ganze Wahrheit verraten. Er trägt schon genug von meinen Geheimnissen mit sich herum.
    Xander mustert mich für einen Augenblick, aber als ich nicht weiter erzähle, fährt er fort. »Apropos Tabletten«, sagt er. »Ich habe ein Geschenk für dich. Ein Abschiedsgeschenk.« Er reicht mir den Umschlag und flüstert: »Mach es jetzt noch nicht auf. Ich habe ein paar Dinge hineingesteckt, die dich an unsere Siedlung erinnern sollen, aber das richtige Geschenk ist eine Handvoll blaue Tabletten. Falls du noch eine lange Reise machen musst oder so.«
    Er weiß, dass ich versuchen werde, Ky zu finden. Und er hilft mir. Trotz allem hat Xander mich nicht verraten. Tatsächlich bin ich, als ich heute Morgen hinter Ky herrannte, keinen Augenblick lang auf die Idee gekommen, dass Xander diese Ereignisse in Gang gesetzt haben könnte. Ich wusste einfach, dass er es nicht gewesen war. Er ist mir treu geblieben. Das Gefangenen-Dilemma. Dieses gefährliche Spiel, das ich mit Ky spielen musste und jetzt mit Xander wiederhole. Aber anders als die Funktionärin weiß ich, dass jeder von uns alles dafür tun würde, den anderen zu schützen. »Oh, Xander. Wo hast du die denn aufgetrieben?«
    »In der Apotheke des medizinischen Zentrums wird immer eine Extraration aufbewahrt«, erklärt Xander. »Die hier wurden aussortiert und sollten entsorgt werden. Sie laufen bald ab, aber ich glaube, dass sie auch noch ein paar Monate nach Ablaufdatum wirksam sind.«
    »Trotzdem werden die Funktionäre ihr Fehlen bemerken.«
    Er zuckt mit den Schultern. »Wahrscheinlich. Aber ich bin vorsichtig, und du solltest es auch sein. Es tut mir leid, dass ich dir kein richtiges Essen mitbringen konnte.«
    »Ach, Xander, ich kann es kaum glauben, was du alles für mich tust!«
    Er
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