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Die Aussortierten (German Edition)

Die Aussortierten (German Edition)

Titel: Die Aussortierten (German Edition)
Autoren: Udo Brandes
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vor und nahm eine Hand vor den Mund und sagte leise „Habe ich mir in Düsseldorf Maßschneidern lassen.“
     
    „Mein Gott, das muss doch ein Vermögen gekostet haben!“
     
    „Hat es auch. Hätte ich mir eigentlich nicht leisten dürfen.“
     
    „Der Geist war willig, aber das Fleisch wieder schwach, was? Traust dich denn überhaupt noch, dich irgendwo hinzusetzen?“
     
    „Doch natürlich. Da darf man keine Hemmungen haben, sonst hat man keine Freude dran.“
     
    So plauderten sie noch eine Viertelstunde, und dann verabschiedete sich de Wall.

 
    4. Kapitel
     
    Suchet, so werdet ihr finden.
    Matthäus 7,7
     
    Auf dem Rückweg in sein Büro dachte de Wall noch einmal über das Gespräch nach. Von ganz oben war die Weisung gekommen, die linken Aktivisten zu ermitteln und strafrechtlich zu verfolgen. Tauber hatte, wie es seine Pflicht war, diesen Auftrag an ihn weitergegeben, aber durchschimmern lassen, dass er ganz und gar kein Interesse daran habe, dass die Täter ermittelt würden. „Ich will einen hochprofessionellen Ermittler mit viel Fingerspitzengefühl“, hatte er gesagt. Je länger er darüber nachdachte, desto klarer wurde de Wall, dass Tauber ihm da ein ziemlich gefährliches Päckchen aufgeladen hatte. Auch wenn er mit ihm übereinstimmte und von sich aus genauso dachte wie Tauber, und keinerlei Lust hatte, die Täter zu ermitteln, so würde man ihm in diesem Fall doch sehr genau auf die Finger schauen. Dies bedeutete: Er würde korrekt ermitteln müssen, also alle denkbaren Wegen nachgehen müssen – und konnte nur hoffen, dass dabei nichts zutage trat. Oder er würde die Ergebnisse manipulieren müssen. „Das kann ja heiter werden“, dachte de Wall. „Als Uni-Dozent hätte ich so eine Scheiße nicht an den Backen gehabt. Aber das ist eben der Preis, wenn man keine Lust hat, auf materielle Annehmlichkeiten zu verzichten und wie ein armer Boheme zu leben. Entweder man macht mit und wird korrupt. Oder man lernt zu taktieren, zu lügen und zu betrügen, um sich nicht zu prostituieren. Aber seine weiße Weste kann man so oder so in den Müll schmeißen. Scheißspiel.“
     
    De Wall hatte ein Büro für sich, das durch eine Tür mit dem Büro seiner beiden engsten Mitarbeiter, dem 39jährigen Peter Bodinsky, von allen nur „Djallo“ genannt (er wusste selber schon nicht mehr, woher er diesen Spitznamen hatte) und Tessa, die gerade erst vor kurzem ihren 31.Geburtstag gefeiert hatte. Als er vor etwas über vier Wochen hier angefangen hatte, hatte er erstmal die gesamte Abteilung abends zu einem Essen eingeladen, um alle näher kennenzulernen. Gegen Mitternacht waren alle Kollegen bis auf Djallo und Tessa gegangen. Sie waren dann zu dritt noch in eine Kneipe gezogen und hatten noch mal ziemlich tief ins Glas geschaut. Nicht nur wegen des gehobenen Alkoholpegels im Blut, sondern auch weil er die beiden auf Anhieb mochte, hatte er Ihnen bei diesem Kneipengang das Du angeboten. Als er nun zu den beiden ins Büro kam, fragte Djallo gleich „Na, was hat der Alte gewollt?“
     
    De Wall erzählte, worum es ging, ohne aber zu erwähnen, dass Tauber offenbar nicht wollte, dass die Ermittlungen erfolgreich sein würden. Er erklärte lediglich auf Nachfrage von Tessa, dass Tauber den Staatsschutz raushalten wollte, weil es ihm wichtig sei, dass deren Abteilung endlich mal die Aktivitäten der Rechtsradikalen intensiver unter die Lupe nahm.
     
    „Na, das ist ja toll. Wozu haben wir denn eigentlich einen Organisationsplan, wenn jetzt wir Aufgaben des Staatsschutzes übernehmen sollen?“, schimpfte Djallo. „Zumal wir ja nun mit dem Brandstifter und unserem Vergewaltiger wirklich genug zu tun haben. Sollen die doch zusehen, wie die mit dem Arbeitsaufwand klarkommen.“
     
    „Es ist eine Sonderaufgabe. Und nach dem Organisationsplan sind wir für Sonderaufgaben zuständig“.
     
    „Wat? Sonderaufgabe?“
     
    „Ja, guck mal rein in den Orga-Plan. Steht da tatsächlich drin“, meinte de Wall.
     
    „Na Prost Mahlzeit, dann können wir jetzt jedes Mal, wenn Gentleman Tauber wieder mal seine Laune hat, Sonderaufgaben übernehmen. Und was hat jetzt Priorität, Chef? Der Brandstifter und der Vergewaltiger, oder die dicke Lippe von Bretendorp?“
     
    „Ihr bleibt dran an Euren Fällen. Ich kümmere mich um unsere linken Freunde.“
     
    „Sauber, so’n Chef, der einem Arbeit abnimmt, habe ich mir immer gewünscht!“
     
    „Freu dich nicht zu früh Djallo, ich bin erst vier Wochen hier. Du
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