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Die Aussortierten (German Edition)

Die Aussortierten (German Edition)

Titel: Die Aussortierten (German Edition)
Autoren: Udo Brandes
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kennt erst einen Bruchteil von mir.“
     
    De Wall hatte von Tauber auch gleich die Akte mitbekommen, und vertiefte sich zunächst einmal darin. Die Kollegen von der uniformierten Polizei hatten den Fall sehr präzise aufgenommen, so dass man sich schon aus der Akte ein gutes Bild machen konnte vom Ablauf des Tatgeschehens. Trotzdem wollte er sich auch noch einmal direkt vor Ort ein Bild machen und rief in der Muskatnuss an. Er hatte Glück und erwischte den Inhaber. Er verabredete mit ihm, dass er in etwa zwanzig Minuten vorbeikommen würde. Das Gespräch mit dem Wirt ergab aber keine weiteren Erkenntnisse. Wie die „Aussortierten“ wieder verschwunden waren, ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto, konnte der Wirt nicht sagen. „Als ich rausgeguckt hab, war von der ganzen Bande schon niemand mehr zu sehen.“
     
    Auf dem Weg zurück in die Polizeiinspektion überlegte de Wall, welche Ermittlungsansätze es gab. Der blaue Kapuzenpulli wäre eine Möglichkeit. Irgendwo mussten sie gekauft und bedruckt worden sein. „Wenn ich Glück habe, haben die die Kapuzenpullis in Oldenburg gekauft und bedrucken lassen“, murmelte er vor sich hin. Und im gleichen Moment wurde ihm bewusst, dass er und Tauber genau dieses Ermittlerglück ja gerade nicht haben wollten. Aber korrekt ermitteln muss ich, dachte er. Denn die Akten mussten in jedem Fall einen korrekten Ermittlungsgang dokumentieren. Anders ging es nicht. Notfalls müsste er dann eben Fakten unter den Tisch fallen lassen oder manipulieren. Ein Gedanke, der zwiespältige Gefühle in ihm auslöste.
     
    Als er im Internet recherchierte, fand er tatsächlich drei Läden, die Textilien bedrucken. Er beschloss, mit einem Laden an der Nadorster Straße anzufangen. Auf dem Weg dorthin überlegte er, wie er das Personal ansprechen sollte. Der Laden verkaufte auch über das Internet und betonte in seiner Selbstdarstellung, dass dort Wert gelegt werde auf Datenschutz. Wenn er da offen als Bulle aufkreuzen würde, würden sie möglicherweise nicht sehr gesprächig sein. „Also, mal wieder lügen und betrügen,“ dachte de Wall und suchte im Handschuhkasten nach einem Button, den er mal an einem Infotisch der Linken bekommen hatte. Aufschrift „Die Linke“. Den Button befestigte er an seinem alten Jacket, das er anhatte. Im Schaufenster schaute er sich noch mal an. Ja, das war ok. Mit seiner ausgewaschenen hellblauen Jeans, dem dunklen Polo-Shirt, seinen hellbraunen Lederschuhen und dem alten Jacket sah er überzeugend aus. Da wirkte der Button nicht als Fremdkörper.
     
    Als er in den Laden betrat, war er der einzige Kunde. Er schaute sich suchend um, und konnte sein Glück kaum fassen. An einem Ständer hingen blaue Kapuzenpullis. Exakt so, wie sie der Wirt beschrieben hatte. De Wall lächelte den Verkäufer freundlich an und fragte, ob er ihm behilflich sein könne.
     
    „Selbstverständlich. Was suchen Sie?“
     
    „Mein Nachbar hatte sich vor kurzem so schöne Kapuzen-Sweat-Shirts bedrucken lassen. Ich meine, er hat gesagt, dass er das hier machen lassen hat. Meiner Frau haben die so gut gefallen. Die wollte sich solche Sweat-Shirts für ihre Laufgruppe machen lassen. Und ich dachte, ich überrasch sie damit.“
     
    „Das dürfte kein Problem sein. Welche Farbe möchten Sie denn   gern?“
     
    „Oh Gott, da fragen Sie mich was! Ich bin nämlich farbenblind. Daran habe ich überhaupt nicht gedacht. Aber ich kann Ihnen sagen, was da drauf stand. Vielleicht erinnern Sie sich ja noch. Die wollten die Sweat-Shirts für ´ne Demo nutzen. ‚Die Aussortierten’ oder so was hatte er da drauf drucken lassen.“
     
    „Ah, dann weiß ich schon. Das sind hier diese blauen Kapuzen-Shirts“.
     
    „Wunderbar“, antwortete de Wall und holte seinen Ausweis raus. „Dann geben Sie mir bitte mal die Adresse des Kunden.“
     
    „Ich werd verrückt, ´ne Bulle! Mein Gott, man kann sich ja auf nichts mehr verlassen. Ich hätt nie gedacht, dass Sie ein Bulle sind!“
     
    De Wall konnte den jungen Mann verstehen. Er fühlte sich auch nicht gut dabei. Aber er tat es ja im Interesse der jungen Leute.
     
    „Wofür wollen Sie denn die Adresse haben?“ fragte der Verkäufer.
     
    „Möglicherweise könnten diese Leute uns als Zeugen bei einem Unfall mit Fahrerflucht behilflich sein. Ein Zeuge gab zu Protokoll, dass er mehrere junge Leute mit solchen blauen bedruckten Sweat-Shirts gesehen hat.“
     
    „Und warum fragen Sie nicht ihren Nachbarn?“
     
    „Weil es
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