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Die Augen des Drachen - Roman

Die Augen des Drachen - Roman

Titel: Die Augen des Drachen - Roman
Autoren: Heyne
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darum, denn ich kann dir verraten, dass meine Todesart schlimmer sein wird als alle, die du dir vorstellen kannst.«
    Peter stand zwischen Flagg und dem Sessel seines Vaters, in den sich - was keiner wusste - Thomas gesetzt hatte. Peter hielt Flaggs infernalischem Blick furchtlos stand. Einen Augenblick schien Flagg sich unter diesem Blick zu winden, doch dann zuckte wieder sein unmenschliches Grinsen über sein Gesicht.
    »Du und deine Freunde, ihr habt mir große Schwierigkeiten gemacht, mein Prinzchen«, flüsterte Flagg. » Große Schwierigkeiten. Ich hätte deinem elenden Leben schon vor langer Zeit ein Ende bereiten sollen. Aber jetzt werden sich alle Probleme in nichts auflösen.«
    »Ich kenne dich«, antwortete Peter. Obwohl er unbewaffnet war, klang seine Stimme fest und unerschrocken. »Ich glaube, mein Vater kannte dich auch, aber er war schwach. Ich bin nun der rechtmäßige König, und ich befehle dir, Dämon! «
    Peter richtete sich zu voller Größe auf. Die Flammen im Kamin spiegelten sich in seinen Augen und ließen sie glitzern. In diesem Augenblick war Peter jeder Zoll König von Delain.

    »Hebe dich hinfort von hier. Verlasse Delain jetzt und für immer! Du wirst ausgestoßen. VERSCHWIN-DE VON HIER!«
    Die letzten Worte donnerte Peter mit einer Stimme, die mächtiger war als seine eigene; er sagte sie mit der Stimme aller Könige und Königinnen, die jemals in Delain geherrscht hatten, seit jener Zeit, als das Schloss nichts weiter gewesen war als eine Ansammlung von Lehmhütten, wo die Menschen sich in der Dunkelheit entsetzt ums Feuer drängten, wenn in der Ferne Wölfe heulten und Trolle in den Großen Wäldern von Gesternzeit kreischten und kollerten.
    Flagg schien zusammenzuzucken … er wich beinahe zurück. Dann ging er vorwärts - langsam, ganz langsam. Er schwang die riesige Axt mit der linken Hand.
    »Du kannst in der nächsten Welt befehlen«, sagte er. »Durch deine Flucht hast du mir in die Hände gespielt. Wenn ich selbst daran gedacht hätte - und zu gegebener Zeit hätte ich das -, dann hätte ich persönlich einen vereitelten Fluchtversuch arrangiert! O Peter, dein Kopf wird ins Feuer rollen, und du wirst dein brennendes Haar riechen, noch bevor dein Gehirn weiß, dass du tot bist. Du wirst brennen, wie dein Vater brannte … und sie werden mir dafür auf dem Platz der Nadel einen Orden verleihen! Denn hast du nicht deinen eigenen Vater ermordet, um die Krone zu erhalten?«
    » Du hast ihn ermordet«, sagte Peter.
    Flagg lachte. »Ich? Ich? Du bist in der Nadel verrückt geworden, mein Junge.« Flagg wurde ernst. Seine Augen glitzerten. »Aber einmal angenommen - nur einmal angenommen -, ich hätte es getan? Wer würde es glauben?«

    Peter hielt immer noch die Kette des Medaillons um die rechte Hand geschlungen. Nun streckte er diese Hand aus, so dass das Medaillon herabhing. Er schwang es hypnotisierend, und rötliches Licht tanzte an den Wänden.
    Als Flagg es sah, wurden seine Augen groß, und Peter dachte: Er erkennt es! Bei allen Göttern, er erkennt es!
    »Du hast meinen Vater getötet, und es war nicht das erste Mal, dass du etwas Derartiges getan hast. Du hattest es vergessen, nicht wahr? Ich sehe es an deinen Augen. Als Leven Valera sich dir in den bösen Tagen König Alans II. in den Weg stellte, wurde seine Frau vergiftet aufgefunden. Die Umstände sprachen ohne jeden Zweifel für Valeras Schuld … wie sie auch ohne jeden Zweifel für meine Schuld sprachen.«
    »Wo hast du das her, du kleiner Mistkerl? «, flüsterte Flagg, und Naomi keuchte.
    »Ja, du hattest es vergessen«, wiederholte Peter. »Ich glaube, früher oder später fangen Wesen wie du immer an, sich zu wiederholen, weil Kreaturen wie du nur ein paar wenige einfache Tricks beherrschen. Nach einer Weile durchschaut sie immer jemand. Ich glaube, das ist das Einzige, das uns immer wieder rettet.«
    Das Medaillon hing und pendelte im Feuerschein.
    »Wen würde es heute interessieren?«, fragte Peter. »Wer würde es glauben? Viele. Wenn sie sonst nichts glauben, sie würden spüren, dass du so alt bist, wie ihre Herzen ihnen verraten, Monster!«
    »Gib es mir!«
    »Du hast Eleanor Valera getötet, und du hast meinen Vater getötet.«
    »Ja, ich habe ihm den Wein gebracht«, sagte Flagg
mit blitzenden Augen. »Und ich habe gelacht, als seine Eingeweide brannten, und ich habe noch lauter gelacht, als du die Stufen der Nadel hinaufgeführt wurdest. Aber alle, die mich hier diese Worte sprechen hören, werden
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