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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin
Autoren: Martina Cole
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Wie man einen räudigen Hund zu Tode prügelt! Und soll ich dir noch was sagen? Ich werde es genießen, ich werde jede Sekunde genießen. Denn die Frau war fünfzig Mal mehr wert als du oder Docherty. Sie ist einer der wenigen durch und durch anständigen Menschen, die mir begegnet sind. Ihr ganzes Leben lang hat man ihr auf die eine oder andere Weise Steine in den Weg gelegt und sie fertigzumachen versucht, und ich hab erlebt, wie sie sich gewehrt hat und gekämpft und etwas aus sich gemacht hat. Von Kindesbeinen an besaß sie, was es braucht, um in dieser Scheißwelt zu überleben, und dann kommst du daher und denkst, du kannst sie so einfach ausradieren. Diesmal hast du dich mit den falschen Leuten angelegt, Cheng. Für deine Dreistigkeit wirst du mir teuer bezahlen.«
    Cheng sah Gates flehentlich an. Der Schlag mit dem Hammer hatte ihm eine Gesichtshälfte zerschmettert.
    Richard wandte sich ab. »Wie die Lady sagte - sie hat dir nichts versprochen. Und ich habe nicht die Absicht, mich mit ihr anzulegen.«
    Er lachte und sah anschließend eiskalt zu, wie Susan P. Mr. Cheng zur letzten Ruhe bettete.
    Cheng umzubringen würde Cathy keine Besserung bringen, aber zumindest gab es ihnen das Gefühl, etwas zur Vergeltung eines furchtbaren Unrechts getan zu haben.
    In der besten Tradition Sohos hatten sie sich revanchiert.
     
    Die beiden Stationsschwestern betrachteten die Frau in ihrem Bett. Sie sah zum Fürchten aus, und die Schwestern schüttelten ungläubig den Kopf.
    »Irgendwie fände ich es besser, wenn sie sterben würde. Ich meine, wenn sie aus dem Koma erwacht, dann hat sie einen langen und mühevollen Weg der Besserung vor sich. Sie muss damit rechnen, jahrelang plastische Chirurgie und sonst was über
sich ergehen zu lassen. Eine wahre Schande ist das«, sagte eine von ihnen.
    Die andere Schwester nickte. »Ihre Leute sind komisch, oder? Besonders diese sogenannte Tante, der Typ im Kleid. Ich bin beinahe tot umgefallen, als ich ihn zum ersten Mal gesehen hab! Aber sie scheint ihm sehr am Herzen zu liegen.«
    Ihre Kollegin überprüfte den Tropf. »Und was hältst du von dem glatzköpfigen Polizisten? Heute hat er wieder geweint. Ich hab’s selbst gesehen.«
    Ihre Freundin nickte verständnisvoll. »Ihre Tochter jedenfalls ist wunderhübsch. Wenn diese Cathy Pasquale auch mal so aussah, muss sie eine schöne Frau gewesen sein. Besonders diese Augen. Furchtbar, hm? Vergewaltigt wurde sie auch noch. Wer kann einem Menschen nur so was antun?«
    Die andere Schwester antwortete nicht.
    In ihrem Beruf sahen sie täglich Patienten, die Schmerzen hatten und litten, und es war kaum je zu verstehen, warum es so sein musste. Aber viele Menschen, die sehr schlimme Krankheiten oder Verletzungen überstanden hatten, behaupteten, aus der Erfahrung gelernt zu haben. Es blieb abzuwarten, welche Erkenntnisse Cathy Pasquale gewinnen würde - oder ob sie überhaupt noch einmal zu rationalem Denken fähig sein würde.
    Während die Krankenschwestern schwatzten, wurde Chengs Leiche in Shoreditch unter der Brücke von einem Stadtstreicher gefunden. Er raubte sie aus, bevor er anonym die Polizei anrief. Seine Beute waren einige Kreditkarten, hundert Pfund in bar und ein sehr schönes Amulett, ein diamantenbesetzter Drache aus Silber.
    Es war ein Glücksdrache, der dem Träger Reichtum, Gesundheit und Zufriedenheit bringen sollte. Little Cheng hatte er im Stich gelassen.

EPILOG
    »Geburt und Paarung und Tod.
Das ist alles, was besteht, wenn’s ums Ganze geht:
Geburt und Paarung und Tod.
Ich bin geboren worden, und einmal genügt.«
    - T. S. Eliot, 1888-1965
     
     
» Che gelida manina! « »Wie eiskalt ist dies Händchen!«
    - Giacosa und Illica, La Bohème

Kapitel fünfzig
    Richard machte sich eine Tasse Kaffee und nahm sie mit in Cathys Zimmer. Sieben Monate waren seit dem Angriff auf sie vergangen, und obwohl sie inzwischen nicht mehr auf das Beatmungsgerät angewiesen war, hatte sie immer noch nicht ihr Bewusstsein wiedererlangt.
    Während er seinen Kaffee trank, schaute er hinaus über das Gelände des Pflegeheims in Sussex. Zwei Monate zuvor war sie hierher verlegt worden. Die Heimleitung hatte sich einverstanden erklärt, dass er das Zimmer gemeinsam mit ihr bewohnte.
    Richard schlief nachts auf einem kleinen Klappbett und erledigte tagsüber so gut wie alles für Cathy. Er wusch sie und wechselte ihre Kleidung. Er bürstete ihr Haar, massierte ihr Arme und Beine und saß bei ihr am Bett, hielt ihre winzige Hand in
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