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Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe

Titel: Die Artefakte der Macht 02 - Windharfe
Autoren: Maggie Furey
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überhaupt dorthin zu fliegen. An Ort und Stelle angekommen, ließen sie sie jedoch mitsamt ihrem Netz mitten auf die Trümmer des Gebäudes fallen und flohen, als gelte es ihr Leben.
    Die Magusch befreite sich aus den Maschen des Netzes und bahnte sich ihren Weg über Schotter und Trümmer direkt auf die Quelle des unirdischen Lichtes zu. Ihr Schwert – ihr lieber, vertrauter Coronach, den sie aus Incondors Turm hatte retten können – lag fest in ihrer Hand, aber sie bemerkte doch, daß ihr die beruhigende Macht des Erdenstabes fehlte. Sie hatte keine Ahnung, was sich hinter dem flackernden Regenbogenleuchten verbarg – aber soviel stand fest: Es lag mit Sicherheit jenseits der Reichweite jeder menschlichen Waffe. Trotz der Furcht, die ihr Herz rasen ließ, ging Aurian mitten hinein in das Herz des Leuchtens, das sie so unwiderstehlich anzog wie eine Kerze die Motte.
    Als die Magusch sich noch einen Schritt weiter wagte, begann das funkensprühende Leuchten zusammenzufallen und zu schmelzen, um eine menschliche Gestalt zu formen, die ganz in blendendes Licht eingehüllt war. Eine schlaksige, geschmeidige, herzzerreißend vertraute Gestalt …
    »Anvar!« rief Aurian. Dann stürzte sie nach vorn und achtete dabei nicht auf die Steine, die unter ihren Füßen gefährlich ins Rutschen gerieten. Ihr Herz flog ihr voraus. Dann umarmten sie einander und lachten und weinten und redeten gleichzeitig.
    »Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen!«
    »Dank den Göttern, daß du in Sicherheit bist!«
    »Geht es dem Kind gut?«
    »Wo bist du gewesen ?«
    Während ihre Worte sich überschlugen, begannen sie beide wieder zu lachen und klammerten sich mit einer leicht hysterischen Heiterkeit aneinander, die reiner Erleichterung entsprang. Aurian wischte sich die Tränen des Glücks vom Gesicht und sah Anvar an. Seine blauen Augen verbanden sich in einem Aufblitzen von Licht mit den ihren, und Aurian erzitterte, verblüfft über ihr eigenes Verlangen. »Mein Geliebter …« hauchte sie.
    Anvar zog sie an sich, und als seine Lippen die ihren berührten, spürte sie das feurige Aufflammen der Leidenschaft – dieselbe explosive, machtvolle Woge der Liebe und Sehnsucht, die sie vor so langer Zeit unwissentlich benutzt hatte, um Anvar in den Sklavenlagern der Khazalim aus den Fängen des Todes zu befreien. Und genauso wie damals schienen ihre Seelen sich zu berühren – schienen sich zu begegnen und miteinander zu verschmelzen, als Aurian die Glückseligkeit Anvars spürte, die sich mit ihrer eigenen mischte und sie beide auf die höchsten Gipfel trug …
    Aurian keuchte. Niemand hatte ihr je gesagt, wie die Liebe zwischen zwei Magusch sein konnte! Da sie früher einen sterblichen Geliebten hatte, hatte sie diese tiefe, intensive Verbindung der Herzen und der Gemüter nie erfahren. Die Magusch spürte Anvars verblüffte Freude in ihren Gedanken, die zu ihrem eigenen, schwindelerregenden Glück paßte und es noch vergrößerte. Sein Mund legte sich gierig auf den ihren, und seine Hand erkundete ihr Gesicht und ihren Körper und fachte die Lust an, die sie so lange hatte vermissen müssen. Sie bemerkten beide nicht, wie scharf die Steine waren, als sie zu Boden sanken. Und dort, auf den Überresten des Yinze-Tempels, in den Ruinen eines Traumes, den ein böser Priester geträumt hatte, erfüllten Anvar und Aurian endlich eine Liebe, die mit Not und Elend begonnen und sie um die halbe Welt geführt hatte, um zuerst Freundschaft und schließlich Leidenschaft zu werden.
     
    Als sie endlich in der Lage waren, irgend etwas anderes als einander wahrzunehmen, stand die Sonne bereits hoch genug, um über die zerschmetterten Wände in den zerstörten Tempel hineinzuspähen. Anvar seufzte zufrieden und streckte die Hand aus, um Aurian eine widerspenstige Locke von ihrer glühenden Wange zu streichen. »Du warst es wahrhaftig wert, daß ich auf dich gewartet habe«, flüsterte er ihr sanft ins Ohr.
    Aurian grinste schelmisch. »Plötzlich verstehe ich gar nicht mehr, warum ich dich so lange habe warten lassen!«
    »Du warst noch nicht bereit, meine Liebste«, antwortete Anvar ihr ernst – dann erwiderte er ihr Lächeln. »Abgesehen davon, daß du natürlich das abscheulichste, sturste und widerspenstigste Weib warst …«
    »Na, wenn das keine Frechheit ist«, polterte Aurian, aber Anvar brachte ihren Protest mit einem Kuß zum Schweigen.
    »Was ist mit dem Kind passiert?« fragte er sie, als sie beide wieder atmen konnten. Einen
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