Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Arena

Titel: Die Arena
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
leid. Ich würd's zurücknehmen, wenn ich nur könnte.«
    »Du hast zuletzt alles wiedergutgemacht«, sagte Barbie. Er ergriff Sams linke Hand. Sein Ehering hing am Ringfinger - grotesk riesig an der ausgezehrten Hand.
    Sams Augen, verblasste blaue Yankeeaugen, richteten sich auf ihn, und er versuchte zu lächeln. »Vielleicht hab ich's getan ... um's zu tun. Aber während ich es getan hab, war ich glücklich. Ich glaub nicht, dass man das je wiedergutmachen ... « Er begann erneut zu husten, so dass wieder Blut aus seinem fast zahnlosen Mund spritzte.
    »Schluss jetzt«, sagte Julia. »Nicht mehr reden, Sam.« Sie knieten auf beiden Seiten des Alten. Julia sah zu Barbie hinüber. »Vergiss das mit dem Tragen. Er hat irgendeine innere Verletzung. Wir müssen Hilfe holen.«
    »Oh, der Himmel!«, sagte Sam Verdreaux.
    Das waren seine letzten Worte. Er seufzte seine Brust flach, und es gab keinen Atemzug, der sie wieder hätte heben können. Barbie wollte ihm die Augen schließen, aber Julia ergriff seine Hand und hielt sie fest.
    »Lass ihn den Himmel sehen«, sagte sie. »Auch wenn er tot ist, soll er ihn sehen, so lange er kann.«
    Sie saßen neben ihm. Irgendwo sang ein Vogel. Und in der Ferne kläffte noch immer Horace.
    »Ich muss wohl los und meinen Hund finden«, sagte Julia. »Ja«, sagte er. »Mit dem Van?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Lieber zu Fuß. Ich denke, wir schaffen eine halbe Meile, wenn wir langsam gehen - meinst du nicht auch?«
    Er half ihr aufstehen. »Versuchen wir's«, sagte er.
     
    18
    Während sie Hand in Hand der mit Gras bewachsenen alten Zufahrtsstraße folgten, erzählte sie ihm so viel wie nur möglich davon, wie es gewesen war, »in dem Kasten zu sein«, wie sie es nannte.
    »Also«, sagte er, als sie fertig war. »Du hast ihr geschildert, zu welch schrecklichen Dingen wir imstande sind - oder sie ihr vorgeführt -, und sie hat uns trotzdem freigelassen.«
    »Mit schrecklichen Dingen kennen sie sich aus«, sagte sie. »Dieser Tag in Falludscha ist die schlimmste Erinnerung meines Lebens. Was sie so schlimm macht, ist ... « Er versuchte sich zu erinnern, wie Julia es vorhin ausgedrückt hatte. »Dass ich nicht das Opfer, sondern der Täter war.«
    »Du hast es nicht getan«, sagte sie. »Das war dieser andere Mann.«
    »Darauf kommt's nicht an«, sagte Barbie. »Wer es auch war, der Kerl ist genauso tot.«
    »Wäre das auch passiert, wenn ihr nur zu zweit oder dritt in der Turnhalle gewesen wärt? Oder wenn du allein gewesen wärst?« »Nein. Natürlich nicht.«
    »Dann mach das Schicksal dafür verantwortlich. Oder Gott. Oder das Universum. Aber hör auf, dir selbst Vorwürfe zu machen.«
    Das würde er vielleicht nie können, aber er verstand, was Sam zuletzt gesagt hatte. Ein Unrecht zu bedauern, war besser als nichts, vermutete Barbie, aber keine noch so große nachträgliche Reue konnte jemals die Freude an Vernichtung - sei es Ameisen zu verbrennen oder Gefangene zu erschießen - wiedergutmachen.
    In Falludscha hatte er keine Freude empfunden. In diesem Punkt konnte er sich freisprechen. Und das war gut.
    Soldaten kamen auf sie zugerannt. Ihnen blieb vielleicht nur noch eine Minute allein. Mit viel Glück zwei.
    Er blieb stehen und fasste sie an den Armen. »Ich liebe dich für das, was du getan hast, Julia.« »Ich weiß, dass du das tust«, sagte sie ruhig. »Was du getan hast, war sehr tapfer.«
    »Verzeihst du mir, dass ich mich aus deinen Erinnerungen bedient habe? Das war keine Absicht; es ist einfach so passiert.« »Vergeben und vergessen.«
    Die Soldaten waren näher heran. Auch Colonel Cox, dem Horace kläffend auf den Fersen war, rannte mit. Bald würde Cox hier sein, er würde fragen, wie es Ken gehe, und mit dieser Frage würde die Welt sie wieder für sich vereinnahmen.
    Barbie blickte zu dem blauen Himmel auf, atmete die besser werdende Luft tief ein. »Ich kann nicht glauben, dass sie fort ist.«
    »Glaubst du, dass sie jemals zurückkommen wird?« »Vielleicht nicht auf unseren Planeten und nicht wegen dieser einen Gruppe. Die wird heranwachsen und ihr Spielzimmer verlassen, aber der Kasten wird bleiben. Und andere Kinder werden ihn finden. Früher oder später spritzt das Blut immer an die Wand.«
    »Das ist schrecklich.«
    »Gewiss, aber soll ich dir verraten, was meine Mutter immer gesagt hat?«
    »Natürlich.«
    Barbie rezitierte: »>Je schwärzer die Nacht, desto heller der Tag.<«
    Julia lachte. Das war ein wundervolles Geräusch.
    »Was hat das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher