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Die Arena

Titel: Die Arena
Autoren: Stephen King
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ein. »Gut«, sagte sie ausatmend, so dass sie das Wort fast pfiff. »So gut. Nicht fischig. Staubig.« Sie atmete abermals ein, dann kippte sie den Reifen zu ihm hinüber.
    Barbie schüttelte den Kopf und stieß ihn zurück, obwohl seine Lunge zu schmerzen begann. Er klopfte an seine Brust, dann zeigte er auf Julia.
    Sie holte nochmals Luft, ließ einen weiteren tiefen Zug folgen.
    Barbie drückte auf den Reifen, um ihr das Atmen zu erleichtern. Schwach, irgendwo in einer anderen Welt, konnte er hören, wie Sam hustete und hustete und hustete.
    Er wird sich selbst zerreißen, dachte Barbie. Er hatte das Gefühl, zerspringen zu müssen, wenn er nicht bald wieder atmete, und als Julia ihm den Reifen zum zweiten Mal hinschob, beugte er sich über den provisorischen Strohhalm, sog kräftig daran und versuchte, die staubige, wundervolle Luft ganz bis auf den Grund seiner Lunge zu saugen. Es war nicht genug da, anscheinend würde niemals genug da sein, und es gab einen Augenblick, in dem die Panik
    (Gott, ich ertrinke)
    ihn fast überwältigte. Der Drang, zu dem Van zurückzurennen - ohne Rücksicht auf Julia; sie sollte zusehen, wie sie zurechtkam -, war geradezu unwiderstehlich ... aber er widerstand ihm. Er schloss die Augen, atmete und versuchte, das kühle, stille Zentrum zu finden, das es irgendwo geben musste.
    Ruhig. Langsam. Ruhig.
    Als Barbie einen dritten langen, gleichmäßigen Atemzug aus dem Reifen nahm, begann sein jagendes Herz, sich etwas zu beruhigen. Er sah zu, wie Julia sich nach vorn beugte und den Kasten mit beiden Händen umfasste. Dass ihr nichts passierte, überraschte ihn nicht. Sie hatte den Kasten schon bei ihrem ersten Besuch hier oben angefasst und war gegen den leichten Schock Immun.
    Dann machte sie plötzlich einen Buckel. Sie stöhnte laut. Barbie versuchte, ihr den Spindel-Strohhalm anzubieten, aber sie ignorierte ihn. Blut schoss aus ihrer Nase und begann aus ihrem rechten Augenwinkel zu sickern. Rote Tropfen kullerten ihr über die Wange.
    »Was hat sie?«, rief Sam. Seine Stimme klang gedämpft, erstickt.
    Das weiß ich nicht, dachte Barbie. Ich weiß nicht, was sie hat. Eines wusste er jedoch: Wenn sie nicht bald wieder atmete, würde sie sterben. Er zog die Spindel aus dem Reifen, nahm sie zwischen die Zähne und stach den zweiten Reifen mit Sams Taschenmesser an. Er stieß die Spindel in das Loch und verschloss sie mit dem Stück Folie als Pfropfen.
    Dann wartete er.
     
    10
     
    Dies ist die Zeit, die keine Zeit ist:
    Sie ist in einem weiten weißen, nicht überdachten Raum, über dem sich ein fremder grüner Himmel wölbt. Er ist ... was? Das Spielzimmer. Ja, das Spielzimmer. Ihr Spielzimmer.
    (Nein, sie liegt auf dem Boden des Musikpavillons.)
    Sie ist eine Frau bestimmten Alters.
    (Nein, sie ist ein kleines Mädchen.)
    Es gibt keine Zeit.
    (Es ist 1914 , und sie hat unendlich viel Zeit.) Sie muss aus dem Reifen atmen.
    (Das muss sie nicht.)
    Etwas beobachtet sie. Etwas Schreckliches. Aber sie wirkt auf es ebenfalls schrecklich, weil sie ungeahnt groß und vor allem hier ist. Sie soll nicht hier sein. Sie soll in dem Kasten sein. Trotzdem ist sie nach wie vor harmlos. Das weiß es, obwohl es
    (nur ein Kind)
    noch sehr jung ist; tatsächlich kaum aus der Kinderkrippe heraus. Es spricht.
    - Du bist eine Einbildung.
    - Nein, ich bin real. Bitte, ich bin real. Das sind wir alle.
    Der Lederkopf betrachtet sie mit seinem augenlosen Gesicht.
    Er runzelt die Stirn. Seine Mundwinkel senken sich, obwohl er keinen Mund hat. Und Julia erkennt, dass sie von Glück sagen kann, dass sie einen von ihnen allein angetroffen hat. Normalerweise sind sie mehrere, aber die anderen sind
    (zum Abendessen heimgegangen zum Mittagessen nach Hause gegangen ins Bett gegangen zur Schule gegangen im Urlaub, unwichtig, sie sind fort)
    irgendwohin gegangen. Wären sie alle hier, würden sie Julia vertreiben. Dieses eine Wesen könnte sie allein zurückjagen, aber sie ist neugierig.
    Sie? Ja.
    Dieses ist weiblich, genau wie Julia.
    - Bitte, lass uns gehen. Bitte, lass uns unsere kleinen Leben weiterleben.
    Keine Antwort. Keine Antwort. Keine Antwort. Dann: - Ihr seid nicht real. Ihr seid . ..
    Was? Was sagt sie? Ihr seid Spielsachen aus dem Spielwarengeschäft? Nein, aber irgendwas in dieser Art. Julia hat eine aufblitzende Erinnerung an die Ameisenfarm, die ihr Bruder hatte, als sie Kinder waren. Diese Erinnerung kommt und geht in weniger als einer Sekunde. Auch das Wort Ameisenfarm ist nicht ganz korrekt,
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