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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung
Autoren: Robert Ludlum
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braune Brühe oder gegen die grauen Wände. Keiner von ihnen verspürte Lust, das Schweigen zu brechen. Vor einer Stunde waren sie auf Pak Song heruntergestoßen, hatten alles in Brand geschossen und damit den Vorstoß der nordvietnamesischen Bataillone aufgehalten und den sich neu formierenden südvietnamesischen und amerikanischen Truppen, die bald unter brutaler Belagerung stehen würden, eine Atempause verschafft. Schließlich hatten sie ihren Einsatz beendet und waren zu ihren Flugzeugträgern zurückgekehrt – alle mit Ausnahme eines einzigen. Sie hatten ihren kommandierenden Offizier verloren. Lieutenant Senior Grade Gordon Ramsey war von einer Boden-Luft-Rakete getroffen worden, die von einer Küstenbatterie aus gestartet und in Ramseys Leitwerktanks eingeschlagen war; die Maschine explodierte in einem riesigen Feuerball, der Tod kam bei einer Fluggeschwindigkeit von sechshundert Meilen in der Stunde, ein Leben so schnell ausgelöscht wie ein Augenzwinkern. Hinter dem Geschwader war eine Tiefdruckzone heraufgezogen; es würde ein paar Tage keine Einsätze geben. Damit hatten sie Zeit zum Nachdenken, und das war kein angenehmer Gedanke.
    Â» Lieutenant Converse«, sagte ein Matrose an der offenen Tür der Offiziersmesse.
    Â» Ja?«
    Â» Der Captain lässt Sie zu sich bitten, Sir.«
    Eine sehr wohl formulierte Einladung, überlegte Joel, während er aufstand und den ernsten Blicken der anderen begegnete, die am Tisch sitzen blieben. Er hatte mit der Aufforderung gerechnet, aber sie war ihm unangenehm. Diese Beförderung war eine Ehre, auf die er gern verzichtet hätte. Nicht dass er älter oder dienstälter als die anderen Piloten gewesen wäre; er hatte einfach mehr Flugstunden hinter sich als alle anderen und damit auch mehr Erfahrung. Erfahrung, die man als Geschwaderführer brauchte.
    Als er die schmale Treppe zur Brücke hinaufging, sah er am Himmel die Silhouette eines riesigen Cobra-Helikopters der Army, der sich dem Flugzeugträger näherte; jemand stattete der Navy einen Besuch ab.
    Â» Ein schrecklicher Verlust, Converse«, sagte der Captain, der an seinem Kartentisch stand, und schüttelte traurig den Kopf. » Und der Brief, den ich schreiben muss, wird mir wirklich schwerfallen. Diese Briefe sind, weiß Gott, nie einfach, aber der hier bereitet mir noch mehr Schmerz.«
    Â» Wir empfinden alle das Gleiche, Sir.«
    Â» Das kann ich mir vorstellen.« Der Captain nickte. » Und ich kann mir auch vorstellen, dass Sie wissen, weshalb ich Sie zu mir gebeten habe.«
    Â» Nicht genau, Sir.«
    Â» Ramsey hat immer gesagt, Sie seien der Beste, und das bedeutet, dass Sie jetzt eines der besten Geschwader im Südchinesischen Meer übernehmen werden.« Das Telefon klingelte und unterbrach den Kommandanten des Flugzeugträgers. Er nahm den Hörer ab. » Ja?«
    Mit dem, was folgte, hatte Joel nicht gerechnet. Der Captain runzelte zuerst die Stirn, dann spannten sich seine Gesichtsmuskeln, und seine Augen wirkten erschreckt und zornig zugleich. » Was?«, rief er, und seine Stimme wurde lauter. » Und das ohne Vorankündigung – gab es keine Nachricht an die Funkzentrale?« Eine kurze Pause, dann knallte der Captain den Hörer auf die Gabel und schrie: » Himmel Herrgott!« Er blickte zu Converse. » Es scheint, dass uns die zweifelhafte Ehre einer unangekündigten Heimsuchung durch das Kommando Saigon zuteilwird. Und ich meine Heimsuchung.«
    Â» Ich gehe wieder hinunter, Sir«, sagte Joel und setzte zu einer Ehrenbezeigung an.
    Â» Nein, noch nicht, Lieutenant«, erwiderte der Captain leise, aber bestimmt. » Sie erhalten jetzt Ihre Befehle, und da sie die Luftoperationen dieses Schiffes betreffen, werden Sie sich diese Befehle bis zu Ende anhören. Zumindest soll Mad Marcus wissen, dass er die Navy in ihren Geschäften stört.«
    Die nächsten dreißig Sekunden dienten dem Ritual der Kommandoübertragung. Plötzlich klopfte es zweimal kurz hintereinander an der Tür, dann wurde sie geöffnet, und die hochgewachsene, breitschultrige Gestalt von George Marcus Delavane schob sich herein und füllte den Raum mit der schieren Kraft ihrer Präsenz.
    Â» Captain?«, sagte Delavane, grüßte trotz des niedrigeren Ranges des anderen als Erster. Seine etwas schrille Stimme war höflich, nicht aber seine Augen. Die waren durchdringend und
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