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Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel

Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel

Titel: Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
Autoren: Erich Weidinger
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sein Verhältnis zur Frau seines Bruders rügte. Und ihm schickte Pilatus Jesus zum Verhör, als er erfuhr, daß Jesus aus dem Machtbereich des Herodes, also aus Galiläa, kam (Lk 23,8-12).
    Im Jahre 70 nach Christus eroberte Titus das aufständische Juda und zerstörte den Tempel von Jerusalern; die Bevölkerung wurde deportiert.
    Völlig vernichtet und in alle Winde zerstreut wird das jüdische Volk nach einem hoffnungslo sen und unsinnigen Aufstand unter Bar-Kochba im Jahre 135 n. Chr.

    8
    Zeugnis jüdischen Denkens
    Von der Geschichte des jüdischen Volkes ist in den Apokryphen die Rede, wenn oft auch nur in Anspielungen und in verschlüsselter Form.
    Im Buch Henoch lassen sich Hinweise auf die despotische Herrschaft des Alexander Janneus und Herodes des Großen herauslesen.
    Im Buch der Sibylle wird wohl bei dem Weibe, »das die Zügel des Universums in ihren Händen halten wird«, auf Kleopatra angespielt. Die Zerstörung Jerusalems durch Titus hat offensichtlich den Schmerz hervorgerufen, der im Vierten Buch Esras zum Ausdruck kommt.
    Was war diese Geschichte anderes als eine Geschichte der Unterdrückung und der Drangsal? Und dennoch verzweifelten die Juden nicht an ihrem Gott, der sie auserwählt hat. Vielmehr glaubten sie, daß ihre Sünden an ihrem Unglück Schuld seien, daß sie noch an ihrer sittlichen Vervollkommnung zu arbeiten hätten. Die Testamente der zwölf Patriarchen sind ein deutliches Zeugnis für diese Einstellung.
    Schließlich aber haben auch sie oder zumindest manche von ihnen die Hoffnung aufgegeben, daß diese Welt sich noch zum Guten wenden könnte. Das Leid und die Bedrängnis waren zu manchen Zeiten so groß, daß sie nur noch ein baldiges Ende dieser Welt erhofften und erwarteten.

    Die Apokalypsen
    Diese Haltung hat Schriftwerke hervorgebracht, die man Apokalypsen nennt. Das griechische Verb »apokalyptein« bedeutet entschleiern, also etwas Verborgenes aufdecken. Das Verborgene, das aufgedeckt wird, ist das nahe Ende dieser Welt und der Anbruch einer neuen Welt jenseits der grausamen Wirklichkeit. Die Apokalyptik war innerhalb der apokryphen Lit eratur so tonangebend, daß sich ihr Einfluß in beinahe allen Schriften bemerkbar macht.

    Legenden
    Außer den Grundelementen, dem Geschichtlichen, den sittlichen Forderungen und dem Apokalyptischen, finden wir in den Apokryphen noch interessante Einzelheiten. Wir erfahren Genaueres über das Ende des Propheten Isaias, der auf Befehl Nanasses in zwei Teile zersägt wurde und dabei keinen Laut von sich gab. Im Aristeasbrief wird der Name der griechischen Bibelübersetzung erklärt. Die »Septuaginta« sei in Ägypten in siebzig Tagen von siebzig (oder zweiundsiebzig) Gelehrten fertiggestellt worden.
    Was die Apokryphen an Wissenschaftlichem (Kosmologie, Astronomie, Geographie) bieten, verdient nicht der Erwähnung. Interessant ist da nur, daß im Buch Henoch das Mondjahr kritisiert und ein Sonnenjahr mit 364 Tagen ge fordert wird.
    Einfluß aufs Christentum
    Schließlich soll die Frage noch untersucht werden, ob die Apokryphen auf das Christentum Einfluß hatten, da sie ihm doch zeitlich unmittelbar vorausgingen. Der Hauptpun kt, in dem eine gewisse Übereinstimmung vorliegt, kann mit dem Begriff »messianische Erwartung« umschrieben werden. Hier wie dort ist es der Messias, der in schwerer Not als Retter und Heiland kommen wird. Ebenso wie im NT wird er im Henochbuch noch deutlicher als bei Daniel auch als »Menschensohn« bezeichnet. Am Ende der Zeit wird der Menschensohn nicht nur als Retter, sondern auch als Richter erscheinen. Die Lehre von der Vergeltung im jenseits hat im AT noch keinen Platz.
    Für die Propheten gibt es nur eine irdische Vergeltung, die sich in Krankheit, Unglück und Not vollzieht. Es stellte sich damit aber das Problem des Leiden5 Unschuldiger und des Glücks der Gottlosen. Die (apokryphe) Apokalyptik hat die Lösung in der jenseitigen Belohnung und Bestrafung gesehen. Das NI spricht von der Vergeltung am Tag des Gerichtes (Mt 11,22-24). Da nun mit dem Kommen des Messias das Gericht verbunden ist, wird in den Apokrypher zu Umkehr und Buge aufgerufen. Aber gerade das ist auch der Inhalt der Predigt des Vorläufers Jesu: » So trat Johannes als Täufer in der Wüste auf und verkündete eine Taufe der Bekehrung zur Vergebung der Sünden« (Mk 1,4). Somit sind Übereinstimmungen, die auf einen Einfluß der alttestamentlicher Apokryphen auf die christliche Lehre schließen lassen unverkennbar. Dennoch sollte dieser
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