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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft
Autoren: Dirk van Den Boom
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würde.«
Volkerts Augen wurden rund. »Das hat sie gesagt?«
Jetzt machte auch der letzte Satz in Julias Nachricht plötzlich Sinn.
»Thomas, ich vermute, dass hinter alledem mehr steckt, als meine Eltern mir erzählen wollen. Nach der Unterredung mit Symmachus und deinem Trierarchen hat es viele Konsultationen gegeben. Mein Vater mag kein begeisterter Politiker sein, allerdings er ist nicht ohne Einfluss, wie er auch nicht ohne Zwänge ist. Irgendwas braut sich zusammen, und ich glaube, dass er vor allem deswegen nicht möchte, dass wir zusammen sind – um mich zu schützen.«
»Schützen? Wovor?«
»Ich weiß es nicht.«
Volkert schaute einen Moment sinnierend ins Leere. Er erinnerte sich an den Besuch des Petronius. Das ungute Gefühl, das er seitdem mit sich herumtrug, verstärkte sich. Julias Interpretation war keinesfalls von der Hand zu weisen.
»Was bleibt uns dann zu tun?«, fragte er schließlich leise. Julia schien auf diese Frage nur gewartet zu haben. Die Vehemenz, mit der sie ihre vollen Brüste gegen seinen Oberkörper presste, war sicher zu gleichen Teilen Leidenschaft wie Berechnung, dem Fähnrich war das jedoch herzlich egal. Erneut küssten sie sich, lange und hungrig.
Als sie sich wieder voneinander gelöst hatten, rückte Julia mit der Sprache raus.
»Wir müssen fortlaufen. Wir haben sonst keine Chance, zusammen sein zu dürfen, Thomas.«
»Fortlaufen?«, fragte Volkert halb ungläubig nach. Dies erschien ihm doch nun allzu sehr wie aus einem der eher schlechten Liebesromane zu sein, die er als junger Mann gelesen hatte. »Wohin denn?«
»Irgendwohin, wo uns das alles nichts angeht.«
Julia schien das Zögern des jungen Mannes zu bemerken. Sie schaute Volkert tief in die Augen.
»Thomas, ich liebe dich!«
Volkerts Herz machte einen Satz, dann noch einen. Er blinzelte, als ihm selbst Tränen in die Augen schießen wollten.
»Julia … Julia …«, wisperte er schließlich und verbarg sein Gesicht in ihren Haaren. »Ich liebe dich doch auch!«
»Dann sollten wir nicht voneinander getrennt bleiben«, flüsterte sie zurück. »Das sollten wir wirklich nicht.«
»Nein, das stimmt.«
»Mein Vater wird unsere Verbindung nicht erlauben, und dein Trierarch wird sicher ebenfalls seine Einwände haben.«
Volkert dachte zurück an die scharfe Rüge, die ihm der Kapitän verabreicht hatte, und konnte nicht umhin, erneut Julias Einsichtsvermögen und Intelligenz zu akzeptieren.
»Auch das stimmt«, musste er bestätigen.
»Was bleibt uns also?«
Volkert dachte nach, doch er konnte sich der Logik der Frau nicht verschließen. Und dass er von ihr getrennt sein sollte, vielleicht für immer, war für den jungen Mann mit jeder Sekunde, die er in der Gegenwart der Geliebten verbrachte, ein mehr und mehr unerträglicher Gedanke. Melodramatik hin oder her, so kam er zu dem Schluss, dies war jetzt eine andere Zeit und ein anderer Ort. Kein Heiratsdispens des Kaisers mehr und kein Reich zu verteidigen. Es schmerzte ihn für einen Moment, sich illoyal verhalten zu müssen, aber letztlich fühlte er, wie sich die Prioritäten in seinem Leben zu verschieben begannen.
Er fühlte den warmen, weichen Körper der wunderschönen Frau in seinen Armen und wurde sich bewusst, dass er seine Entscheidung im Grunde bereits getroffen hatte.
»Gut, gut«, hörte er sich schließlich murmeln. »Das ist wohl wirklich der einzige Weg. Aber wohin gehen wir? Wovon sollen wir leben?«
Julia lächelte Volkert an, überglücklich ob seiner Entscheidung.
»Ich habe Geld gespart und verborgen, und ich kann einiges: Nähen, sticken, Kleidung ausbessern, ich kann sogar kochen.«
»Hast du das alles lernen müssen?«
Julia rümpfte die Nase. »Ich durfte außer Sprachen und Philosophie gar nichts lernen. Ich habe mich bei den Sklaven herumgetrieben und die haben es mir beigebracht. Meine Mutter war entsetzt, als ich meine erste Tunika selbst geflickt habe. Sie ist der Meinung, es sei unter der Würde einer Senatorentochter, diese Art von Arbeit tun zu müssen.«
»Aber ich … ich habe keine Fähigkeiten, die uns weiterhelfen können«, räumte Volkert betrübt ein.
»Du bist gesund und stark. Das reicht schon. Wir müssen ohnehin recht weit reisen, denn auch der Arm meines Vaters reicht weit. Wenn wir ihm entwischen wollen, sollten wir in den Osten gehen. Ich kenne mich in den Besitzungen meines Vaters fast besser aus als er selbst, er hat längst jede Übersicht verloren und überlässt alles seinem Verwalter.«
Sie griff in ein Bündel, das
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