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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft
Autoren: Katja Piel
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kannte deine Mutter gut", sagte der Fremde sanft. "Wir waren ein Liebespaar bis zu deiner Geburt. Bis sie starb. Komm mit mir. Ich kann dir viel über deine Mutter erzählen."
    "Lass sie in Ruhe, Marcus", sagte Imagina scharf. "Sie kann nichts dafür."
    "Aber ich tue doch gar nichts." Marcus hob mit einer unschuldigen Geste die Hände. "Ich möchte nur mit ihr reden."
    "Und deshalb hast du dein ganzes Rudel mitgebracht?", fragte Tamus scharf.
    Marcus lächelte. "Ich wusste, dass ihr mich nicht willkommen heißen würdet. Einmal verstoßen, immer verstoßen."
    "Wir haben dich nicht verstoßen. Du hast deinen Weg gewählt", sagte Imagina. "Und nun verschwinde. Du weißt, du kannst ihr in diesem Kreis nichts Böses tun."
    Marcus' Lächeln verwandelte sich in ein Zähnefletschen.
    "Nicht, so lange ihr lebt."
    Er reckte einen Arm in die Luft, und um Anna herum brach die Hölle los. Brüllend und kreischend wie eine Horde Teufel stürzten sich die Kreaturen auf die Wächter. Viele prallten an dem goldenen Leuchten regelrecht ab, aber zwischen Mattis und Eleonora schaffte einer den Durchbruch in den Kreis. Er stürzte sich auf Mattis. Blitzartig verlor Mattis seine menschliche Form und verwandelte sich in einen großen, schweren Wolf. Er tauchte unter seinem Angreifer durch, wirbelte herum und sprang ihn an. Schwer krachten die Körper aufeinander und gingen miteinander zu Boden.
    Ehe Eleonora und Astra den Kreis wieder schließen konnten, drangen weitere Bestien ins Innere. Anna spürte, wie ihr Nackenfell sich sträubte. Aus ihrer Kehle drang ein drohendes Knurren. Bilder flackerte durch ihren Geist - Zähne, die sich in Fell senkten und es aufrissen, Blut, das über ein weißes Raubtiergebiss sprudelte. Sie begriff, dass sie der Wölfin die Leitung überlassen musste.
    Anna schnellte einem der Angreifer entgegen und warf ihn zu Boden. Eine große Wölfin mit rötlichem Fell kam ihr zu Hilfe, biss den Angreifer in den Nacken und schüttelte ihn, bis er jaulte.
    Rund um Anna tobte ein erbitterter Kampf. Nur Imagina und Mattis hatten ihre menschliche Form aufgegeben. Die anderen versuchten, das goldene Leuchten aufrecht zu halten, das immerhin die meisten Angreifer auf Abstand hielt.
    Du musst gehen , hörte Anna eine Stimme in ihrem Kopf. Geh. Wir können sie nicht ewig draußen halten. Viel Glück, Kleines.
    Nein! , wehrte sich Anna. Ich gehöre zu euch! Ich habe mich noch gar nicht richtig verabschiedet...
    Imagina wandte den Blick ab und fixierte Rosa. Diese löste sich aus dem Lichtkreis und kam in die Mitte. Gleichzeitig verwandelte sie sich in eine zierliche, helle Wölfin. Hinter ihr drängte eine Bestie durch die Lücke, doch Ruperto setzte einen gezielten Kinnhaken, der den Angreifer zurück in die Dunkelheit schleuderte.
    Rosa baute sich vor Anna auf und schob sie in Richtung Ufer. Anna sträubte sich. Schwach empfing sie Rosas Gedanken:
    Bitte. Wenn du uns liebst, dann geh. Renne, bis du nicht mehr kannst, Sieh dich nicht um.
    Aber...
    Wir treffen uns in einem anderen Leben wieder. Geh!
    Rosa rammte ihren Kopf in Annas Seite und schob sie vorwärts. Anna tauchte in das goldene Glühen ein, das ihr wie ein prickelnder Schauer über das Fell strich. Dann war sie plötzlich auf der anderen Seite des Glühens.
    Im Kreis tobte immer noch ein Kampf. Anna machte einen Schritt rückwärts. Ihre Hinterpfoten traten ins Wasser. Im gleichen Augenblick durchschritt eine andere Gestalt auf zwei Beinen das Leuchten. Es war Marcus.
    "Aber wo willst du denn hin, Anna?"
    Sie knurrte ihn an. Dann sprang Rosa aus den Schatten auf Marcus und warf ihn um. Mit einem Aufschrei ging er zu Boden. Rosa sprang auf ihn und grub ihre Zähne in seine Schulter. Rotes Blut strömte über seine weiße Haut, und er schrie.
    Lauf! , hörte Anna Rosas Stimme. Lauf!
    Anna sprang ins Wasser und begann zu paddeln. Der See wurde schnell tief. Sie hatte noch keine weite Strecke zurückgelegt, als sie ein erbärmliches Jaulen hörte. Sie drehte sich um. Marcus hatte Rosa abgeschüttelt und kniete nun über ihr. Rosa schrie.
    Lauf, Anna, lauf!
    Die Stimme in Annas Kopf wurde schwächer. Die Wölfin konnte nicht weinen. Sie drehte sich um und paddelte auf den stillen Wald zu, der den See umrahmte.
    Rosas Stimme in Annas Kopf war verstummt.
    Sie kam ans Ufer und schüttelte sich Wasser aus dem Pelz. Von der Insel drang Kampflärm und der Gestank von verbranntem Fell. Sie lauschte und konnte alle Stimmen zuordnen - nur die von Rosa fehlte.
    Ein leises
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