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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft
Autoren: Katja Piel
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aussehen, aber ich gönne mir doch den einen oder anderen Luxus. Eine schöne Wohnung in der City zum Beispiel, ganz oben, ein Penthouse mit Blick auf die Skyline.
    Der Lift brachte mich lautlos nach oben. Als die Tür sich öffnete, erschrak ich.
    Jemand machte sich an der Tür meiner Nachbarin zu schaffen! Ein Typ werkelte am Schloss und versuchte gerade, es mit einer Kreditkarte zu knacken.
    „Kann ich helfen?“
    Der Typ zuckte zusammen und drehte sich zu mir herum.
    „Äh... nein, danke...“
    „Was machst du da? Was soll das? Soll ich die Bullen rufen?“ Das war eine leere Drohung – wer mit gefälschten Papieren lebt, vermeidet Kontakt mit der Polizei – aber das konnte er ja nicht wissen.
    Erwartungsgemäß streckte er auch beschwichtigend die Hände in meine Richtung.
    „Nein, warte! Ich erkläre dir alles.“
    Hübsch war er, das war mir sofort aufgefallen. Grüne Augen und wuschelige, schwarze Haare, wie Harry Potter in erwachsen und sehr sexy. Diese vollen Lippen. Wow.
    „Dann schieß mal los“, sagte ich, nur um zu sehen, wie diese Lippen sich bewegten. Und seine Stimme war toll. Ein angenehmer, samtiger Bariton.
    „Ich bin Alexas Freund. Samuel. Sie hat sich gestern Abend ausgesperrt und bei mir übernachtet. Ich dachte, ich versuche mal, das Schloss aufzukriegen, bevor sie einen teuren Schlüsseldienst beauftragen muss.“
    „Und warum ist sie nicht dabei?“
    „Sie wollte noch duschen und sich für die Uni fertigmachen. Heute ist doch Semesterbeginn.“
    Verdammt! Das hatte ich beinahe vergessen. Auch für mich begann heute ein neues Studentenleben. Manchmal verliere ich den Überblick, wie viele Studiengänge ich schon abgeschlossen habe. Politologie in den Siebzigern, Grundschullehramt in den Achtzigern, dann Theaterwissenschaften und Wirtschaft. Jetzt Informatik. Computer fand ich spannend.
    „Und das soll ich dir glauben?“
    Er zuckte die Achseln. Die Karte in seiner Hand war keine Kreditkarte, sondern von Payback. Er hielt sie mir hin. Alexas Name stand drauf.
    „Du könntest sie im Park ausgeraubt haben.“
    „Also weißt du – wenn hier jemand aussieht wie im Park überfallen, dann doch wohl du. Ist das eigentlich Blut auf deinem T-Shirt?“
    Ich sah an mir hinunter.
    „Nee. Harz.“
    „Harz?!“
    „Das ist doch jetzt völlig egal.“
    Der hübsche Harry Potter seufzte und fischte ein Handy aus seiner Hosentasche.
    „Hier. Ruf sie an.“
    Er tippte eine Kurzwahl an und reichte es mir rüber.
    Freizeichen, dann ging jemand ran.
    „Rothacker?“
    „Hallo, Alexa, bist du das? Hier ist Anna, deine Nachbarin. Sag mal, da ist so ein Typ, der versucht, in deine Wohnung einzubrechen?“
    Sie lachte.
    „Das ist schon in Ordnung. Mein Freund. Ich hab mich ausgesperrt, und er versucht, die Tür für mich zu öffnen. Klappt's?“
    „Nee, sieht nicht so aus.“
    Sie seufzte. „Also doch Schlüsseldienst. Aber danke fürs Aufpassen.“
    Ich verabschiedete mich und gab das Handy zurück.
    Wie hatte sich Alexa nur so ein Sahneschnittchen an Land gezogen? Ich kannte sie flüchtig, wir hatten im Treppenhaus ein paarmal geplaudert. Sie war jung, ein bisschen pummelig und hatte wilde, frisselige rote Locken, die aussahen wie eine explodierte Pudelmütze. Ein süßes, lustiges Mädchen, total sympathisch. Harry Potter hier konnte Models haben, wenn er wollte, da war ich mir sicher.
    Nun streckte er mir die Hand entgegen.
    „Samuel.“
    „Anna.“
    „Freut mich, Anna.“
    Er sah mich eine Sekunde zu lang an, während wir uns die Hand gaben. Ein warmes Kribbeln stieg mir den Hals hinauf und machte mir den Mund trocken.
    „Du solltest duschen, Anna. Dir das ganze... Harz... abwaschen.“
    „Und du solltest dich nicht erwischen lassen, wie du bei alleinstehenden Mädels einbrichst.“
    „Ich geb's auf für heute. Das sieht im Fernsehen einfach leichter aus.“
    Ich nickte und sperrte meine eigene Tür auf.
    „Tschüs, Einbrecher.“
    „Tschüs, Anna.“
    Unter der Dusche, während die Reste des Waldes im Abfluss verschwanden, dachte ich an seine grünen Augen, an seinen festen, warmen Händedruck. Wie diese Hände über meinen Körper wanderten, meine Brüste streichelten, meine Schenkel teilten.
    Teufel. Ich hatte schon zu lange keinen Mann mehr gehabt. Nach zwei-, dreihundert Jahren war ich die oberflächlichen Liebschaften leidgeworden. Aber mehr als Oberfläche ging nun mal nicht, wenn man ein solches Geheimnis mit sich herumtrug.
    Ich stieg aus der Dusche, trocknete mich ab, zog
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