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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft
Autoren: Katja Piel
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Büsche zur Straße. Zum ersten Mal konnte ich einen Blick auf das Geschehen werfen.
    Mitten auf der Straße standen Marcus und sein Grüppchen Getreuer. Ich erkannte ihn sofort: das lockige blonde Haar, die jungenhaften Gesichtszüge. Er hatte sich nicht verändert in den letzten paar hundert Jahren. In seinem Arm hing Alexa, starr vor Schreck. Gegen ihre Schläfe war eine schwere Pistole gerichtet. Rund um die beiden standen vier halb verwandelte Werwölfe. Einer lag ein paar Schritte weiter unter einem älteren VW-Passat, dessen Fahrertür offenstand. Andreas Koch kauerte hinter der Tür, eine Pistole im Anschlag.
    „Er wird doch nicht schießen“, flüsterte Sam.
    „Warum nicht?“, hauchte ich. „Sobald Marcus erledigt ist, löst diese Veranstaltung sich in Wohlgefallen auf.“
    „Er ist kein sehr begnadeter Schütze“, flüsterte Sam. „Er würde auf drei Schritt einen Elefanten verfehlen.“
    „Oh.“
    „Genau.“
    „Ich biete mich zum Tausch an.“
    Er richtete sich auf, aber ich hielt ihn am Arm fest. Ich war stärker als er.
    „Nein! Du bleibst hier. Wir können jeden Kämpfer brauchen.“
    „Aber ich bin kein...“
    „Du bist wütend, und du hast ein Pfefferspray! Das ist besser als nichts.“
    Während unseres Wortwechsels hatte Marcus sich langsam die Straße entlang bewegt, in Richtung Gartentor, Alexa wie einen lebenden Schild vor sich haltend.
    „Keinen Schritt weiter!“, schrie Katja. Marcus grinste.
    „Schieß doch“, sagte er. „Dann ist sie tot.“
    Im gleichen Augenblick ertönte ein Knall, und alle fingen gleichzeitig zu schreien an. Marcus schrie, ließ die Waffe fallen und krümmte sich über seiner Hand. Alexa schrie, taumelte und rannte in unsere Richtung, wurde allerdings von Werwölfen abgefangen. Andreas Koch kreischte Befehle, auf die keiner hörte. Ich brüllte, sprang aus meiner Deckung und schleuderte den nächstbesten Werwolf zu Boden.
    Dann waren plötzlich überall Leute auf der Straße. Der Werwolf unter mir kämpfte mit aller Macht und versuchte, mich abzuschütteln. Ich brachte das Pfefferspray in Anschlag und schoss ihm eine Ladung voll ins Gesicht. Er heulte schrill und riss die Hände an die Augen. Ich versetzte ihm einen letzten Tritt ins Gemächt, doch auch meine eigenen Augen begannen wie verrückt zu tränen und zu brennen. Ich war wohl zu nah an der Wolke gewesen.
    Kampflärm überschwemmte mich. Jemand sprang mich von hinten an und warf mich auf den Asphalt. Meine Wange schürfte sich unsanft auf, und der faulige Atem meines Gegners ließ mich würgen. Ich spürte etwas Scharfes an meinem Hals. Es ritzte meine Haut. Blind wand ich mich unter meinem Angreifer heraus und traktierte ihn mit Fußtritten, von denen manche ihr Ziel trafen. Einmal hörte ich Knochen knirschen und meinen Gegner aufjaulen. Ich trat nochmal in die gleiche Richtung, traf mein Ziel erneut und war ihn los.
    Reifen quietschten. Von überall kam Geschrei. Tränen stürzten mir aus den Augen; ich konnte nichts sehen.
    „Alexa!“, rief ich. „Alexa!“
    „Du wirst deine Freundin bald wiedersehen“, drang Marcus' vertraute, verhasste Stimme an mein Ohr. „Früher, als dir lieb ist.“ Schemenhaft erkannte ich ihn vor mir, wie er die Hände nach mir ausstreckte. Doch plötzlich schob sich eine andere Gestalt dazwischen.
    „Lass sie in Ruhe, oder ich ziehe dir deinen stinkenden Pelz ab“, sagte eine ruhige Stimme die ich nicht kannte.
    Für einen Augenblick war es still.
    „Adam“, sagte Marcus dann, und ich konnte seine völlige Überraschung hören. „Was zum Henker machst du hier?“
    „Ich war gerade in der Gegend“, sagte der Adam Genannte. „Ich bekam einen Tipp, dass ich dich hier finden könnte, und ich dachte, ich schau mal vorbei und versau dir den Tag.“
    „Geh mir aus den Augen!“, zischte Marcus. „Das ist meine Beute.“
    „Falsch. Das war deine Beute. Jetzt ist es meine.“
    Marcus machte eine Bewegung, und gleich darauf krümmte er sich jaulend zusammen.
    „Elektroschocker“, sagte Adam sanft. „Kann dir dein bisschen Gehirn zu einer Murmel zusammenschmelzen. Willst du es versuchen?“
    Ich spürte mehr als ich sah, wie beide sich von mir entfernten. Hände kamen von hinten, nahmen mich bei den Schultern und führten mich weg.
    Danach verbrachte ich eine ganze Weile mit dem Kopf unter Wasser und dem Versuch, von dem brennenden Schmerz in meinen Augen nicht verrückt zu werden.
    Schließlich brachte Sam mich in den Wohnraum und legte mich aufs Sofa, wo
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