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Die Angst spielt mit

Die Angst spielt mit

Titel: Die Angst spielt mit
Autoren: Elise Title
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zu ihr.
    “Laut Polizei haben Sie behauptet, Sie hätten an dem Tag, als das Baby verschwand, einen Anruf von der Haushälterin bekommen, die Sie bat, herüberzukommen und auf das Baby aufzupassen. Und angeblich war das Baby schon verschwunden, als Sie ankamen.”
    Aller Augen richteten sich auf sie.
    Sie krampfte ihre Hände ineinander. “Ja.”
    “Nein”, sagte er. “So ist das nicht gewesen. Sie haben einen Anruf bekommen, in Ordnung. Aber nicht von der Haushälterin, sondern von Ihrem Geliebten …”
    “Nein, nein, nein!”, rief sie und wich vor ihm zurück. “Bitte, sprechen Sie nicht weiter!”
    “Ich muss aber, mein Engel. Und Sie auch. Hat er Ihnen gesagt, dass Sie das Kind entführen sollen?”
    Sie blickte ihn entsetzt an. “Nein, sage ich Ihnen. So war es nicht. Sie verstehen das nicht. Ich bin unschuldig.”
    “Wen decken Sie dann?”, schnarrte der Schnüffler.
    “Niemanden, das sage ich Ihnen doch. Niemanden. Wir sind unschuldig. Wir alle sind unschuldig. Es war alles … ein Fehler!”
    “Na ja”, sagte der Schnüffler trocken. “So sehe ich das aber überhaupt nicht, mein Engel. Wie ich das sehe, wird einer von euch die Rechnung bezahlen müssen. Und ich weiß auch schon, wer das ist!” Er trat in die Mitte des Raums und blickte starr geradeaus. “Ich glaube, wir alle wissen das.”
    Zuerst herrschte absolute Stille. Und dann fiel der Vorhang nach dem zweiten Akt.
    Es dauerte ein paar Momente, weil das Publikum dermaßen in das Drama auf der Bühne verstrickt war, aber dann brach begeisterter Beifall los. Es gab allerdings eine sehr ernste Gruppe von Zuschauern in der ausverkauften Premierenvorstellung von
Rockabye Baby
, die nicht klatschte. Harvey Mead, der hinten im Zuschauerraum saß, war nicht im Geringsten überrascht, dass die fünf tatsächlichen Verdächtigen das Ende des zweiten Aktes ohne große Begeisterung begrüßten. Er hatte das Gefühl, dass sie wahrscheinlich alle am liebsten das Theater verlassen hätten, wäre ihnen nicht bewusst gewesen, wie verdächtig das gewirkt hätte. So hielten sie also durch, bis im dritten Akt das Publikum bei der Entscheidung half, wer es gewesen war.
    Maggie ging hinter die Bühne, um sich für den dritten Akt umzuziehen. Sie schwitzte ausgiebig, weniger von den heißen Bühnenscheinwerfern, als vielmehr von der wachsenden Spannung.
    Sie betrat ihre Garderobe. Anna Blair und Paula Dubois waren schon da. Maggie tätschelte die Schulter der zierlichen blonden Besitzerin des Apfelkuchenversands.
    “Sind Sie sicher, dass ich nicht zu dick aufgetragen habe?”, fragte Paula besorgt. “Ich habe mich eigentlich selbst nie als Femme fatale gesehen.”
    “Nein, Sie haben es genau richtig gespielt. Sehr realistisch”, versicherte Maggie und richtete ihre Aufmerksamkeit auf Anna Blair, deren Hand sichtlich zitterte, als sie ihr Make-up auffrischte. “Sie waren auch großartig, Anna”, sagte Maggie und betrachtete die Frau genau.
    “War ich das?” Annas Stimme klang gepresst.
    “Ja”, stimmte Paula zu. “Bei Ihrem Spiel bekomme ich eine Gänsehaut.” Sie war mit dem Kämmen ihrer schulterlangen Haare fertig und stand auf. “Ich laufe für einen Moment nach vorn zu meiner Tochter. Das ist Jessies erstes Theaterstück.”
    “Sagen Sie meinen Jungs von mir Hallo”, bat Maggie. “Sie sitzen direkt hinter Jessie und meiner Mom.”
    Paula blieb an der Tür stehen. “Hoffentlich ist Ihre Mutter zufrieden. Sie hat so hart gearbeitet. Sie und Kevin auch, Maggie. Besonders an diesen Textänderungen in letzter Minute. Ich muss zugeben, dadurch wird die Lösung noch viel aufregender. Ich kann den dritten Akt gar nicht erwarten, wenn die Zuschauer mit dem Finger zeigen.”
    Maggie lächelte, als sie sich daran erinnerte, wie sie Kevin angerufen hatte, er solle mitten in der Nacht zum Überarbeiten des Stücks zu ihr kommen. Sie wandte sich an Anna, nachdem Paula gegangen war. “Was halten Sie von den Änderungen?”
    “Was?”, fragte Anna zerstreut, griff nach einem Behälter mit Handlotion und ließ ihn auf den Boden fallen.
    Maggie bückte sich und hob ihn auf. “Alles in Ordnung, Anna? Kann ich Ihnen irgendwie helfen?”
    Anna schloss die Augen. “Nein, Sie können nichts tun. Nichts … niemand kann etwas tun.” Sie öffnete langsam wieder die Augen und warf Maggie einen harten, scharfen Blick zu. “Hättet ihr euch doch alle um eure eigenen Angelegenheiten gekümmert! Jetzt … jetzt gibt es kein Zurück mehr.”
    Maggie starrte
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