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Die Ameisen

Die Ameisen

Titel: Die Ameisen
Autoren: Bernard Werber
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zu dem Stern geschickt, der der Erde am nächsten ist. Die heißt Marco Polo , die Sonde, und bald werden wir wissen, wer unsere Nachbarn sind.«
    »Das wird genauso in die Hose gehen wie mit all den anderen Sonden, die man losgeschickt hat, um den Weltraum zu verschmutzen. Das ist zu weit, glaub’s mir.«
    »Vielleicht, aber woher willst du wissen, daß die Außerirdischen nicht uns besuchen? Man hat längst nicht alle Rätsel um die Ufos geklärt.«
    »Und wenn schon … Was hätten wir davon, wenn wir anderen intelligenten Wesen begegneten? Eines Tages würden wir unweigerlich mit ihnen im Krieg liegen, und findest du nicht auch, daß wir schon genug Probleme unter uns Erdbewohnern haben?«
    »Das wäre exotisch. Vielleicht hätten wir dann neue Gegenden, in die man in Urlaub fahren kann.«
    »Wir hätten vor allem neue Sorgen.«
    Er faßte Nicolas am Kinn. »Wenn du groß bist, mein Junge, wirst du auch so denken wie ich: Das einzig wirklich interessante Wesen, das einzige Wesen, dessen Intelligenz sich wirklich von unserer unterscheidet, das ist … die Frau!«
    Lucie protestierte der Form halber, dann stimmte sie in Jonathans Lachen ein. Nicolas verzog das Gesicht. Einen seltsamen Humor hatten die, diese Erwachsenen … Seine Hand machte sich auf die Suche nach dem beruhigenden Fell des Hundes.
    Unter dem Tisch war nichts.
    »Wo ist denn Ouarzazate?«
    Er war nicht im Eßzimmer.
    »Ouarzi! Ouarzi!«
    Nicolas pfiff durch die Finger. Gewöhnlich wirkte das sofort: als Antwort ein Bellen, dann ein Tapsen. Er pfiff erneut. Keine Antwort. Er stand auf und schaute in den zahlreichen Zimmern der Wohnung nach. Seine Eltern folgten ihm. Kein Hund zu sehen. Die Wohnungstür war abgeschlossen. Und aus eigener Kraft hatte er sich nicht davonstehlen können, noch wissen Hunde nicht, wie man mit einem Schlüssel umgeht.
    Unwillkürlich gingen sie alle in die Küche, genauer gesagt: zu der Kellertür. Der Spalt war immer noch nicht abgedichtet.
    Und für ein Tier von Ouarzazates Größe war er gerade breit genug.
    »Er ist da drin, ich bin sicher, er ist da drin!« wimmerte Nicolas. »Wir müssen ihn rausholen.«
    Wie zur Antwort drang ein abgehacktes Kläffen aus dem Keller nach oben. Es schien von weit her zu kommen.
    Sie gingen auf die verbotene Tür zu. Jonathan griff ein:
    »Papa hat dir gesagt, wir gehen nicht in den Keller!«
    »Aber Schatz«, sagte Lucie. »wir müssen ihn doch holen.
    Vielleicht haben ihn die Ratten angefallen. Du hast gesagt, da unten seien Ratten …«
    Sein Gesicht wurde hart.
    »Pech für den Hund. Wir kaufen morgen einen anderen.«
    Der Junge war entsetzt.
    »Aber Papa, ich will keinen anderen. Ouarzazate ist mein Freund, du kannst ihn doch nicht einfach so sterben lassen.«
    »Was ist denn in dich gefahren?« fragte Lucie. »Laß mich gehen, wenn du Angst hast!«
    »Hast du Angst. Papa, bist du feige?«
    Jonathan beherrschte sich mühsam, er murmelte ein »Schon gut, ich guck nach« und holte eine Taschenlampe. Er leuchtete durch den Spalt. Es war schwarz dahinter, absolut schwarz, ein Schwarz, das alles verschluckte.
    Er schauderte. Am liebsten wäre er davongerannt. Aber seine Frau und sein Sohn drängten ihn zu diesem Abgrund. Herbe Bilder schossen ihm durch den Kopf. Seine Angst vor der Dunkelheit gewann die Oberhand.
    Nicolas brach in ein Schluchzen aus. »Er ist tot! Er ist ganz bestimmt tot! Und du bist schuld!«
    »Vielleicht ist er nur verletzt«, beschwichtigte Lucie, »wir müssen schnell nachsehen.«
    Jonathan dachte an Edmonds Botschaft. Der Ton war kategorisch. Nur, was sollte er tun? Eines Tages würde sowieso einer von ihnen schwach werden und hinuntersteigen. Er mußte den Stier bei den Hörnern packen. Jetzt oder nie. Er fuhr sich mit der Hand über seine schweißnasse Stirn.
    Nein, so würde das nicht ablaufen. Endlich hatte er die Gelegenheit, seine Ängste zu überwinden, sich einen Ruck zu geben, sich der Gefahr zu stellen. Würde ihn die Dunkelheit verschlingen? Um so besser. Er war bereit, den Dingen auf den Grund zu gehen. Er hatte ohnehin nichts mehr zu verlieren.
    »Ich gehe!«
    Er holte sein Werkzeug und knackte das Schloß.
    »Ganz gleich, was passiert, rührt euch nicht fort. Versucht auf keinen Fall, nachzukommen oder die Polizei zu rufen.
    Wartet auf mich!«
    »Du redest so sonderbar. Das ist doch nur ein Keller, wie es in jedem Haus einen gibt.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher …«
      Angestrahlt von dem orangefarbenen Oval einer untergehenden Sonne läuft
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