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Die Alchemie der Naehe

Die Alchemie der Naehe

Titel: Die Alchemie der Naehe
Autoren: Gaia Coltorti
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ihr gekauft hattest! Sieh mal einer an, ganz schön raffiniert, sagtest du dir. Du warst drauf und dran, ihr zu gestehen, wie unglaublich schön sie war, ließt es aber bleiben. Stattdessen sahst du sie nur an. Die Selvaggia, die du jetzt vor dir hattest, unterschied sich deutlich von der, die du kanntest, wenn auch erst seit Kurzem: Sie wirkte fremd, erwachsener, verwegener und noch frecher als sonst.
    Â»Und, gehen wir?«, drängte sie.
    Nachdem du wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet warst, fragtest du dich, wohin sie bloß in diesem Aufzug wollte.
    Â»Gehen? Wohin denn?«, sagtest du, um ihr klarzumachen, dass dich keine zehn Pferde von diesem Sofa wegbrächten.
    Â»Na, tanzen natürlich! Heute ist Samstag. Das Prince soll gut sein, kennst du das?«
    Du nicktest. Du warst schon so oft dort gewesen, dass dich der Laden langweilte.
    Â»Weißt du, wie man dahin kommt?«
    Â»Klar.«
    Â»Dann los! Du fährst.« Auf dem Weg zur Tür warf sie dir Autoschlüssel zu, vermutlich die vom Mini eurer Mutter, der direkt vor der Tür stand.
    Â»Wie bitte? Ich rühre mich nicht von hier weg!«, sträubtest du dich sandokanmäßig. Schon bei dem Gedanken, tanzen zu müssen, kamst du dir vor wie der letzte Neandertaler.
    Â»Na, dann gehe ich eben alleine«, versuchte sie es erneut.
    Â»Gern, wenn du Autofahren kannst, ist das kein Problem.«
    Â»Ich kann nicht Auto fahren! Deshalb habe ich dich ja gebeten mitzukommen. Aber egal, wenn du wirklich keine Lust hast, finde ich schon jemanden, der mich mitnimmt.« Im Nu hatte die Verrückte die Haustür aufgerissen.
    Da hast du den Fernseher ausgemacht, bist aufgesprungen und wie von der Tarantel gestochen in den Flur gerannt.
    Â»He, nein! Moment mal! Wenn es denn unbedingt sein muss, fahre ich dich.« Um jeden Preis musstet du verhindern, dass sie die Riesendummheit beging zu trampen – in diesem Aufzug, zu dieser späten Stunde! Zugetraut hättest du es ihr. Vielleicht hielt sie Verona, verglichen mit einer Hafenstadt wie Genua, für ungefährlich. Ihr Leichtsinn zwang dich, sie zu fahren, stumm und schicksalsergeben, wobei deine Wut auf den fünfundzwanzig Kilometern bis zur Diskothek, die ihr in dem überraschend unbequemen Mini deiner Mutter zurücklegtet, zunehmend verrauchte.
    Â»Um zwei geht es wieder nach Hause«, sagtest du irgendwann, nur um das ein für allemal klarzustellen.
    Sie drehte sich um und sah dich an, als wärst du nicht ganz bei Trost. »Um zwei ? Wir sind doch keine kleinen Kinder mehr! Wir sind fast achtzehn! Du hast wohl noch nie gegen irgendwelche Regeln verstoßen, was? Brav wie du bist …«
    Das war ironisch gemeint, aber hätte sie gewusst, wie oft du das schon getan hattest, hätte sie geschwiegen, und das wäre eindeutig besser gewesen.
    Â»Ich habe sie schon so oft missachtet, dass ich das Prince langweilig finde, kapiert?«, hast du gesagt und gelacht, ohne zu wissen, warum. Und anstatt ihr den Aschenbecher an den Kopf zu werfen, hast du ihr in deinem schlimmsten Dialekt an den Kopf geworfen: »Ti g’ha capìo? Me capìse?«
    Â»Ich gehe immer noch gern tanzen«, stellte sie ungerührt fest und suchte unter dem Sitz nach dem CD-Player. Nach mehreren vergeblichen Versuchen begriff sie, dass er sich vermutlich noch in der Handtasche eurer Mutter befand, und da es nicht mal einen MP-3-Player gab, wart ihr gezwungen zu reden.
    Â»Hör zu«, sagte sie. »Mal ganz im Ernst: Wen stört es schon, wenn wir später heimkommen? Die übernachten sowieso nicht zu Hause, sondern bleiben in der Via Anfiteatro oder sonst wo. Wir haben also bis morgen früh freie Bahn, und meine Mutter holt mich bestimmt nicht vor zehn Uhr ab!« Sie sah dich flehend an, doch diesmal würdest du nicht nachgeben.
    Â»Hör zu. Ich bin heute fünfzehntausend Bahnen geschwommen. Ich bin so müde, dass mir gleich die Augen zufallen. Und das bedeutet, dass wir heimfahren, wenn ich es sage. Oder aber ich mache noch auf der Stelle kehrt, verstanden?«
    Sie seufzte und fügte sich ohne übertriebenen Protest. Nach einer Weile fragte sie: »Du schwimmst also?«, fragte sie.
    Â»Ja, das ist meine große Leidenschaft.«
    Schweigen.
    Â»Dann solltest du damit weitermachen. Du hast tolle Muskeln, passen gestrichen zu deiner Figur.«
    Du bedanktest dich für das Kompliment.
    Â»Ich wette, ich bin nicht die
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