Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
gestürzten Ritter auf dem Deck über den Geschützen wieder auf die Beine kamen. Alle, bis auf einen. Sie sah das geborstene Holz der Planken. Sah den Arkebusier, der wie trunken über der Reling hing und dessen Blut sich in die See ergoss. Und dann taumelten Gestalten aus dem Geschützdeck. Fleisch gewordene Schatten. Schwarz von Pulver und Rauch. Und sie hinterließen Spuren aus dunklem Blut auf dem Deck.
    Gishild erkannte Joaquino, der Bernadette auf den Armen trug.
    Mit den Namen brach der Bann. Die Prinzessin begann zu laufen.
    Vom Oberdeck hallten Befehle. Die Krieger und Ruderer versuchten zu helfen. Kapitän Alvarez stieg die Treppe zum Oberdeck hinab. Sein silberner Brustpanzer war mit hellroten Flecken gesprenkelt.
    Gishild drängte an ihm vorbei. Eine Hand packte sie, doch sie riss sich los. Ein einziger Gedanke füllte sie völlig aus. Luc! Er war nicht unter den Gestalten, die aus dem Rauch hervorquollen.
    Sie trat auf etwas Weiches und hatte nicht den Mut, auf den Boden zu blicken. Der Pulverqualm brannte in ihren Augen. »Luc?«

    Neben der Heiliger Zorn lagen hingestreckte Gestalten. Ängstlich kniete sie nieder. Eine gesichtslose Gestalt lag auf der schwelenden Lafette. Das Rohr der großen Kanone war geborsten. Glühende Bronzesplitter steckten in der Decke und den Wänden der Geschützkammer. Blasse Flammenzungen leckten rund um die Splitter über das trockene Holz. Fetzen aus schwelendem Papier tanzten in der Luft.
    Endlich entdeckte sie Luc. Er lag dicht bei der Steuerbordwand. Etwas Dunkles troff von der Decke herab auf seine Brust. Blut sickerte aus seinem Mundwinkel.
    Gishild packte ihn unter den Achseln und wollte ihn fortziehen. Er war schwer. »Komm zu dir …«
    Er reagierte nicht. Besinnungslos hing er in ihren Armen, das Hemd von Blut durchtränkt. Endlich kamen auch andere Retter in die Geschützkammer. Ein Ruderer mit tätowierten Oberarmen hob Luc auf und trug ihn auf seinen starken Armen. Gishild wich nicht von seiner Seite.
    Vor ihnen taumelte Anne-Marie dem Hauptdeck entgegen. Ihr linker Arm hing schlaff herab. Wo die Hand hätte sein sollen, war schwarz verbranntes Fleisch. Gishild rief ihren Namen, doch Anne-Marie ging einfach weiter. Sie wirkte, als sei sie nicht mehr ganz in dieser Welt.
    Gleißendes Licht brannte die Bilder aus Gishilds Augen. Etwas fauchte. Die Prinzessin blieb stehen. Sie schlug die Hände vors Gesicht. Sengender Pulveratem schlug ihr entgegen.
    »Raus hier!« Noch immer geblendet, vernahm sie Drustans Stimme. »Alles raus!«
    Wieder fauchte Pulver. Hitze griff nach Gishild. Brannte auf jedem Stück Haut, das nicht mit Stoff bedeckt war. Ihre Hände schmerzten. Tränen rannen ihr über die Wangen. Undeutlich sah sie schwarze Flächen und Licht. Eine Welt
ohne Farbe. Dichter Rauch schlängelte sich wie lebendig über den Boden. Und vor ihm eilte ein strahlendes Licht dahin. Es sah schön aus, funkenstiebend und eilig huschend. Wie etwas Lebendiges.
    Und dann sprang es einen einzelnen Leinensack an, den ein Pulverknappe vor der Geschützkammer fallen gelassen hatte.
    »Das Pulver!« Im gleichen Augenblick, in dem Drustan schrie, warf er sich auch schon zu Boden.
    Der Ruderer, der Luc trug, ließ den Jungen fallen und versuchte die Reling zu erreichen und in die Sicherheit des Ozeans zu flüchten. Dutzende Männer und Frauen sprangen über Bord.
    Eine grelle Stichflamme, hoch wie die Masten, schoss zum Himmel. Feuerzungen leckten weit über das Deck, und wen sie berührten, dem brannten sie binnen eines Herzschlags das Fleisch von den Knochen. Der heiße Atem der Explosion trug Menschen davon wie Herbstwind trockenes Laub.
    Gishild warf sich auf Luc. Sie hielt ihn fest umschlungen. Flammen versengten ihr das Haar. Sie spürte Lucs warmes Blut auf ihrem Leib, und ein metallischer Geschmack, so als lecke man an poliertem Kupfer, füllte ihren Mund. So fest drückte Gishild Luc an sich, wie sie als Kind manchmal nachts ihre Strohpuppe an sich gedrückt hatte.
    Lucs Augen waren weit aufgerissen. Es war fast nur das Weiß zu sehen. Seine Pupillen waren so weit nach hinten gerückt, als wolle er in seinen Kopf blicken und seinen Gedanken zusehen. »Hilfe!«, rief Gishild, doch ihre Stimme ging im Tumult an Deck unter. »Hilfe!«
    Inmitten von Rauch und Flammen stand Anne-Marie. Wie durch ein Wunder war sie dem Verderben entronnen. Doch nur zwei Schritt entfernt lag der Stapel mit den Pulverladungen.
Und das helle Leinen des obersten Sacks war gesprenkelt von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher